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OSTHAUSEN
Schweineskandal: Polizei beschlagnahmt Betriebsunterlagen
Inzwischen ist klar, dass in dem Mastbetrieb im Gelchsheimer Ortsteil Osthausen (Lkr. Würzburg) rund 2000 Schweine verendet sind - und das bereits im November.
Foto: Gerhard Meißner | Inzwischen ist klar, dass in dem Mastbetrieb im Gelchsheimer Ortsteil Osthausen (Lkr. Würzburg) rund 2000 Schweine verendet sind - und das bereits im November.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:24 Uhr

Warum in einem Stall im Gelchsheimer Ortsteil Osthausen (Lkr. Würzburg) rund 2000 Schweine verendet sind, hat dessen Eigentümer zwar immer noch nicht ausgesagt. Die Ermittlungen von Veterinäramt und Polizei seien in den vergangenen beiden Tagen aber deutlich vorangekommen, wie die Pressestelle am Landratsamt Würzburg berichtet.

Privaträume durchsucht

Inzwischen hat die Polizei die Privaträume des Betreibers durchsucht und betriebliche Unterlagen beschlagnahmt. Während der Durchsuchung habe der Landwirt eingeräumt, dass sich rund 2000 Schweine in den beiden Stallgebäuden befanden, und dass sie – wie bereits vermutet – im November 2017 verendet sind. Zur Ursache habe er sich aber bisher nicht geäußert, so die Pressestelle auf Anfrage.

Am Montag waren bereits Proben der verwesenden Kadaver entnommen und zur pathologischen Untersuchung ans Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gebracht worden. Eingehende Ermittlungen vor Ort sollten ursprünglich erst angestellt werden, nachdem die Stallgebäude kontrolliert entlüftet und dekontaminiert wurden.

Schwierige Entlüftung der Stallgebäude

Weil diese Entlüftung unter den gegebenen Umständen sehr schwierig ist und möglicherweise erst in einigen Tagen erfolgen kann, sei am Donnerstag entschieden worden, die Ermittlungen vor Ort unter Einsatz von Schutzanzügen und Atemschutz fortzusetzen. Am Freitag betraten Fachtierärzte des LGL dazu die Stallgebäude.

Nach jetzigem Stand ist geplant, den Stall erst nach Abschluss der tiermedizinischen Ermittlungen kontrolliert zu entlüften und die Kadaver abzutransportieren. Dies liege in der Verantwortung des Betreibers, werde aber fachlich vom Veterinäramt unterstützt. Die technischen Anlagen bleiben bis zur der Entlüftung und Räumung des Stalls versiegelt und sollen erst anschließend genau untersucht werden.

2014 war die Lüftung ausgefallen

Wie das Landratsamt auf Anfrage der Redaktion weiter mitteilt, sei der Stall letztmals im Juni 2014 vom Amtstierarzt untersucht worden, nachdem die Lüftungsanlage ausgefallen war. Die Alarmanlage des Stalls sei daraufhin nachgerüstet worden. Darüber hinaus hätten sich keine weiteren Beanstandungen ergeben. Das neuere der beiden Stallgebäude wurde 2012 errichtet und befinde sich ebenso wie das ältere Nachbargebäude in einem guten Zustand.

Ein Ausfall der Lüftungsanlage gilt als eine mögliche Ursache. Die hohe Konzentration an Ammoniak aus der Schweingülle könnte in diesem Fall binnen weniger Stunden zum Tod der Tiere führen. Deshalb müssen geschlossene Ställe, die mit einer Zwangsbelüftung betrieben werden, nach den gesetzlichen Vorgaben mit einer Alarmanlage und einem Notstromaggregat versehen sein, das den Luftaustausch und die Versorgung mit Futter und Wasser auch bei einem Stromausfall sicherstellt.

Wie das Veterinäramt mitteilt, verfügten die Stallgebäude über solche Sicherheitseinrichtungen. In welchem Zustand sie waren und ob sie vorschriftsmäßig gewartet wurden, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Dazu sollen externe Sachverständige hinzugezogen und die beschlagnahmten Betriebsunterlagen ausgewertet werden. Überprüft haben die Ermittler inzwischen auch einen weiteren Stall in Ochsenfurt, der von dem Landwirt betrieben wird. Er stehe derzeit leer.

Regelmäßige Kontrollen sind Vorschrift

Regelmäßige und verdachtsunabhängige Kontrollen der Tierbestände gehören zu den Routineaufgaben des Veterinäramts. Nach den gesetzlichen Vorgaben müssen jährlich mindestens zehn Prozent der Betriebe mit mehr als 700 Mastschweinen überprüft werden. Hinzu kommen stichprobenartige Kontrollen über die Einhaltung der Vorgaben für die Verwendung von Antibiotika.

 
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  • schwabayer
    Die Rolle und das seltsame Verhalten des Landwirts würde uns schon mal brennend interessieren. Da stinken doch nicht nur die Schweine zum Himmel.
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  • micha.fries@t-online.de
    Selbst wenn die Tiere durch technisches Versagen oder ähnliches unbeabsichtigt zu Tode gekommen sind muss es ja strafrechtlich relevant sein den ganzen Vorgang über Monate derart zu verschleiern!
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  • ebayeins@t-online.de
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • Arcus
    Und schon wieder ein Versagen der staatlichen Kontrollen bei der Tierhaltung und natürlich auch der Lebensmittelproduktion. In Bayern kein Sonderfall.
    Warum so stellt man sich die Frage, braucht man in Schweineställen eine ausgefeilte Lüftungstechnik? Die Schweine werden auf engstem Raum gehalten und fallen wie die Fliegen im sobald die Technik versagt. Wir brauchen endlich wieder eine bäuerliche Landwirtschaft, bei der das Menschen- und Tierwohl im Vordergrund steht.
    Im Herbst sind
    Landtagswahlen. Wer kein weitersoll möchte, muss nur sein Kreuzchen an der richtigen Stelle machen.
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  • kej0018@aol.com
    Die letzte Überprüfung fand 2014 statt - "danach hätten sich keine weiteren Beanstandungen ergeben"

    Wie denn auch, wenn seither nicht mehr überprüft wurde und der Stall geschlossen ist???

    Tierschutz in Deutschland ist ein Riesenskandal!

    Statt daß der Gesetzgeber Regeln zum Schutz der Tiere erlässt und auf deren Einhaltung besteht wird alles getan, um die Fleischmafia zu unterstützen. Wenn eine Verbesserung von Tier, Umwelt und auch Mensch erreicht werden soll, dann kostet das natürlich etwas mehr, aber es wird doch schlußendlich auch bezahlt.
    Vielleicht landen dann nicht mehr jeden Tag zwei Billig-Schnitzel auf dem Teller, aber einmal in der Woche ein Schnitzel und an einem oder zwei Tagen mal fleischlos ist doch auch in Ordnung und ausserdem gesünder. Allerdings kann dann Deutschland vielleicht nicht mehr die Hälfte seines Schweinefleisch exportieren, was auch nicht schlecht wäre, dann könnte man nämlich im gülleverstunkenen Niedersachsen wieder genüßlich radfahren.
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  • krug.klaus@t-online.de
    Überprüfung von "jährlich mindestens 10% der Betriebe mit über 700 Mastschweinen" .. Eine Sonnenfinsternis kommt damit öfter vor als die Überprüfung eines Betriebes.

    Auch dieser traurige Fall zeigt mal wieder, dass die staatliche Kontrolle in diesem Bereich - wie auch in anderen Bereichen der Tierhaltung und Lebensmittelproduktion - zu Lasten der Tiere und Menschen völlig unzureichend ist und praktisch nicht existiert.
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