Für die Winterausstellung sollten die Mitglieder des Berufsverbands Bildender Künstler Unterfranken zeigen, ob sie auf Unvorhergesehenes mit Humor oder mit Demut reagieren. Um diese anspruchsvolle Aufgabe etwas zu erleichtern, bekam der Ausstellungstitel "Schwarze Schwäne" dazu noch die Unterzeile "Karambolagen und andere Unfälle". Und, als wäre das nicht schon interessant genug, richtete der Verband im Kellerflur des Kulturspeichers noch Wände ein für die Parallelschau "Zeichnen zur Zeit". Zum vierten Mal konnten Künstler der Region sich konzentriert in diesem Genre beweisen.
Die Eröffnung am Samstag, 21. November, macht klar: Das größte unvorhersehbare Ereignis ist eingetreten, denn fast jeder Beiträger zeigt eine deutliche Weiterentwicklung seines bisherigen Schaffens. Man sieht viele der bekanntesten Gegenwartskünstler am Main und erkennt zugleich eine neue Facette ihres Schaffens. Manche und manchen erkennt man freilich beim besten Willen nicht wieder.
Eine Herausforderung
Die oben zitierte Textaufgabe hat die Künstlerinnen und Künstler wirklich herausgefordert. Ein Beispiel mag gleich die frischgewählte BBK-Regionalvorsitzende Christiane Gaebert geben. Die hielt zwar an ihrer Zeichentechnik der Ein-Strich-Gesichter und -Figuren fest, bettete diese aber in ein Gemälde ein, das Mensch und Tier inhaltlich einen Spielraum und formal eine weitere Ebene gibt. Der neuen Vorsitzenden ist es etwas unangenehm, dass sie mit solch einem Großformat in der Gruppenausstellung hängt; zufällig hat kein anderer so ausladend gearbeitet.
Die Schaulust wird befriedigt
Noch ein erfreulicher Aspekt: An Werner Winterbauers Fantastische Realismusquadrate hatte man sich in den letzten Jahren schon etwas sehr gewöhnt. Sein Beitrag im oberen Saal ist nun hingegen als Winterbauer überhaupt nicht zu erkennen. Sein Vier-Motive-Quartett "Unsicherer Blick" im Keller entspricht schon eher seinem bisherigen Stil. Allerdings sind die vier Blätter diesmal nicht in Arik-Brauer-Manier gemalt, sondern gezeichnet. Wie überhaupt mehrere BBKler in beiden Abteilungen dieser Doppelausstellung vertreten sind. Das befriedigt die Schaulust nochmal extra.
Die Unterfranken breiten sich nicht nur quantitativ mit einer Menge unverhoffter malerischer und grafischer Ansätze aus. Die neuen Einsichten führen auch in die Tiefe. Wer zum Beispiel Fotomontagen am Computer bisher als Spielerei abtat, den überzeugen Kathrin Fesers zwei Collagen: Photoshop ist genau so ein Künstlerwerkzeug wie ein Aquarellmalkasten! Auch den kann man souverän und virtuos handhaben.
Wenn keine anderen Hygienevorschriften greifen, ist die BBK-Doppelausstellung im rechten Flügel des Kulturspeichers am Oskar-Laredo-Platz bis 20. Dezember freitags und samstags von 15 bis 18, sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.