Bis zur nächsten Stadtratssitzung soll Schulreferent Muchtar Al Ghusain neue Informationen beschaffen zum Nordbad. Erst dann wollen die Kommunalpolitiker entscheiden, ob sie der Entscheidung des Landkreises folgen werden und eine Wassertiefe von 1,80 Metern befürworten. Dagegen wehren sich die Wassersportvereine: Sie brauchen ein tieferes Becken.
Einige Stadträte hatten nach ihrer Ansicht zu wenig Infos zur technischen Lösung des Problems. Außerdem sollte das Schulamt Folgekosten ermitteln und die Alternativen für die betroffenen Vereine darstellen. Etwa 300 000 Euro kostet ein tieferes Becken, für einen Hub-Boden, der bei Bedarf die Beckentiefe auf 1,80 Meter verringern könnte, würden noch mal 350 000 Euro fällig. Die Gesamtkosten für das Bad belaufen sich bei einem 1,80-Meter-Becken auf etwa sechs Millionen Euro. Die Investition teilen sich Stadt und Landkreis.
Bisher wenden sich Regierung von Unterfranken und fast alle Schulen, die später das Nordbad auf dem Gelände der Wolffskeel-Realschule nutzen sollen, aus Sicherheitsgründen gegen eine Wassertiefe von 3,50 Metern. Das marode Bad in der Walle-Schule hat eine Tiefe von 3,80 Metern. DLRG und Würzburger Tauchsportclub, die bisher dort trainieren, fürchten um ihren Bestand.
Nun liegt eine umfangreiche Meinungsäußerung der Schüler und der Sportlehrer der Wolffskeel-Schule vor. Dieses Bildungsinstitut hatte für die größere Wassertiefe und gar für einen Sprungturm plädiert. Sie wollen nun eine Wassertiefe von 3,80 Metern.
Alexander Röhrer, Sportlehrer an der Wolffskeel-Schule, hat deren Argumente für seine Kollegen der Fachschaft Sport zusammengefasst.
„Dürfen wir heute springen?“, sei im Ranking der häufigen Schülersätze im Schwimmunterricht unangefochten auf Platz 1. Selbst die Aussage „Ich hab meine Schwimmsachen vergessen“ werde deutlich auf die Plätze verwiesen. 10- bis 16-jährige Jungs und Mädchen wollen „Köpfer“, „Bombe“ oder „Kerze“ springen und beim Tauchen ihre Leistungsfähigkeit messen.
Kinder wollen Abenteuer, Herausforderung, Aktionen, so Röhrers Einschätzung. Genau hier könne Sportunterricht wirksam werden. Derzeit schaue es aber fast so aus, als solle ein Bad entstehen, in dem genau das alles nicht möglich ist. „Bahnenziehen“ und „sanfte Warmwassergymnastik“ seien aus der Perspektive der Kinder keine adäquaten Alternativen.
Der Sportlehrer spricht Klartext: Es werde gerade ein Bad geplant, in dem schlechtere Bedingungen für den Schwimmunterricht herrschen als im alten Walle-Bad. Wer einmal gesehen hat, wie sehr sich besonders Jungs auf das Springen freuen und wie stolz sie dabei auf die erbrachte Leistung sind, würde ob der Überlegungen nur den Kopf schütteln. Laut Röhrer werde Springen übrigens auch vom gültigen Lehrplan ab Schuljahr 2017/18 in unterschiedlichen Jahrgangsstufen gefordert.
Hinzu kommt, dass gerade auch Schüler, die aus finanziellen Gründen nicht die Möglichkeit haben, Spaß- und Erlebnisbäder mit ihren Eltern zu besuchen, von diesem Erlebnis ausgeschlossen würden.
Wie weit wollen und sollen sich Lehrer von Sicherheitsbedenken in der Handlungsfähigkeit einschränken lassen?, fragt sich Röhrer. Eine Straßenüberquerung beim Museumsgang? Verboten wegen Autoverkehr. Schullandheimaufenthalt auf einer Burg? Undenkbar wegen Absturzgefahr. Die Reihe sei beliebig fortsetzbar.
Wenn diese Bedenken und die diffuse Angst, „dass irgendjemand klagt“ tatsächlich das pädagogische Handeln bestimme, könne Schule nie zu einem Lebensraum werden, in dem sich Kinder und Jugendliche (und auch Lehrer) wohlfühlen. Ginge es nach den Schülern und den Sportlehrern der Wolffskeel- Schule, wäre die Diskussion um die Wassertiefe und die Ausstattung des neuen Bades längst abgeschlossen. Alle wollen 3,80 Meter Wassertiefe, einen Sprungturm, Startblöcke und ein Ein-Meter-Brett, endet die Stellungnahme.
Die ÖDP-Fraktion im Stadtrat meldet sich auch zum Bad-Neubau zu Wort. „Wir haben von Anfang an sowohl die Interessen der Schulen als auch der Vereine im Blick“, sagt deren Fraktionschef Raimund Binder.
Lösungen müssten mit dem geplanten Schulbadbau dann nicht im Widerspruch stehen, wenn den Wassersportlern Alternativen angeboten würden. Insbesondere um diese Frage sei es der ÖDP in der Sitzung des Schulausschusses und des Stadtrates gegangen. Die Stadträte hätten vehement dafür plädiert, dass Alternativen für die Vereine aufgezeigt würden. Diese seien jedoch trotz Nachfragen nicht geliefert worden. Klar wurde nur, dass genannte Möglichkeiten, wie Bäder der Bereitschaftspolizei oder Universität, nicht ausreichten oder gar nicht zur Verfügung stünden. Und das städtische Nautiland werde ja in Kürze abgerissen.
„Die Vertagung der Entscheidung war richtig, um dem Referenten noch einmal Gelegenheit zu geben, genau diese Fragen zu beantworten oder über technische Möglichkeiten doch noch eine gemeinsame Nutzung von Schulen und Vereinen – Stichwort Hub-Boden – zu ermöglichen. Wir lassen uns von der Entscheidung des Kreistags nicht unter Druck setzen“, betonte Binder.