
Um die Fragen "Was bedeutet der Brexit für die Europäische Union?" oder "Wie sollten Geflüchtete auf die Mitgliedsstaaten der EU verteilt werden?" drehte sich die Podiumsdiskussion in der Franz-Oberthür-Schule. Vor rund 400 Schülern der 12. und 13. Klasse diskutierten Vertreter von SPD, Grünen, Die Linke, FDP, den Freien Wählern und der AfD. Die Diskussionsrunde war Teil der Initiative "Jugendforum: Politik", die Podiumsdiskussionen zur politischen Bildung an Schulen veranstaltet. Nach der Diskussion hatten dann die Schüler das Wort, sie durften abstimmen, welcher Parteienvertreter am besten abgeschnitten hat. Außerdem konnten sie Fragen an die Politiker stellen.
Vor der Debatte wurde das Publikum mit einem kurzen Videoclip in die Thematik "Brexit" eingeführt, ehe der Moderator vom Jugendforum, Julius Kessler, die Diskussion eröffnete. Schnell entfachte sich eine hitzige Debatte über Probleme und Kompetenzen der EU. Robert Starosta von den Freien Wählern forderte, dass die EU regionale Angelegenheiten wie Kultur und Sprache ausklammern sollte. Mirjam Körner von den Grünen und Baris Yüksel von der SPD betonten daraufhin die Wichtigkeit von EU- geförderten kulturellen Projekten, wie etwa das Austauschprogramm "Erasmus".
Diskussion zur Flüchtlingskrise
Harald Dresel von der AfD sieht die EU eher als gemeinsamen Binnenmarkt und plädierte für das Subsidiaritätsprinzip, die Staaten sollten demnach mehr auf zwischenstaatliche Verträge setzen. Hierzu entgegnete Lucas von Beckedorff (FDP): "Die Europäische Union ist weit mehr als ein gemeinsamer Binnenmarkt, sie steht für europäische Werte wie Freundschaft und Frieden."
In der Diskussion zur Flüchtlingskrise ging es um einen Verteilungsschlüssel für alle Mitgliedsstaaten. Während AfD und Freie Wähler die Souveränität der Mitglieder bei der Aufnahme von Flüchtlingen betonten, sprachen sich Grüne und FDP für einen Verteilungsschlüssel aus. Dominik Kuzmek von der Linken und Baris Yüksel von der SPD stellten die Bekämpfung von Fluchtursachen in den Fokus ihrer Ausführungen.
Schüler stimmten über Parteien ab
Nach der Debatte durften die Schüler abstimmen, welcher der Vertreter sie am meisten überzeugte. Hier setzte sich die FDP als stärkste Partei durch, dicht gefolgt von den Grünen und der Linken. In der Fragerunde zeigten sich die Schüler interessiert, neben Lob und Kritik wurden auch Fragen zu Themen wie Altersarmut oder Studieren in Großbritannien nach dem Brexit geäußert.
Thomas Plein, Fachbetreuer für Geschichte und Sozialkunde, wollte mit der Veranstaltung vor allem potentielle Erstwähler erreichen: "Viele wissen nicht, was bei den Europawahlen überhaupt mit ihrem Kreuz passiert." Vor allem mit den Kürzungen im Lehrplan für Sozialkunde würden sich solche Veranstaltungen anbieten, so Plein.
Positive Resonanz bei Schülern
Bei den Schülern kam die Veranstaltung gut an. "Man sollte sowas öfter machen, auch an anderen Schulen", meint Juljana Holz. "Das bringt uns Politik näher, nicht der trockene Unterricht. So beschäftigt es uns auch noch nach der Schule und wir diskutieren untereinander weiter." Ihr Mitschüler Clemens Mog pflichtete ihr bei und ergänzte: "Bei anderen Schulen sollte man bei jüngeren Klassen anfangen, damit man mit Politik groß wird und sich nicht nur in Krisenzeiten damit auseinandersetzt."