"Das war besser als Unterricht", sagt einer der Schüler, die sich in der Stadtbücherei zur Präsentation ihres Podcast getroffen haben. Die Klasse 7b des Röntgen-Gymnasiums hat im vergangenen Schuljahr einen eigenen Podcast aufgenommen. Jeder Schüler und jede Schülerin hat ein Buch gelesen und dieses mündlich rezensiert.
Initiiert hat das Projekt Deutschlehrerin Heike Glückert. Sie kennt die Kooperation, die seit einigen Jahren zwischen der Stadtbücherei und dem Röntgengymnasium besteht. Da Autoren-Lesungen und dergleichen wegen Corona aber nicht möglich waren, suchte sie Formate, die sich unabhängig von Präsenz- oder Online-Unterricht umsetzen ließen.
Schließlich sei ihr klar gewesen, dass sie Leseförderung mit einem digitalen Projekt verbinden könne. "Podcasts sind sehr beliebt bei Jugendlichen", sagt Glückert. Auch bei der Stadtbücherei sei die Idee sofort auf fruchtbaren Boden gefallen, erzählt Lambert Zumbrägel. Der Medienpädagoge der Stadtbücherei findet die Verbindung zwischen Buch und Podcast spannend. Denn: "Die Jugendlichen produzieren ein Medium, um über ein anderes Medium zu sprechen."
Mal was Kreatives in der Schule
Die Jugendlichen freuten sich über das Projekt. "Es war eine schöne Idee, mal was Kreatives in der Schule zu machen", sagt die 13-jährige Klara. Ihre Rezension hat sie einmal mit dem Smartphone aufgenommen und sie danach mit Hilfe einer App geschnitten. Mitschüler Finn hat die gesamte Besprechung dagegen zehn Mal am Stück eingesprochen - bis alles gepasst hat. "Ich hatte keine Lust zu schneiden", erzählt er lachend.
Für die Struktur des Podcasts gab es Tipps von Lehrerin Glückert. Wie sie ihre Rezension aber am Ende gestaltet haben, lag ganz allein bei den Schülerinnen und Schülern. Wichtig war der Deutschlehrerin nur ein kreativer Einstieg. Denn: "Wenn ich jemanden fesseln will, muss der Funke überspringen", sagt Glückert. Ein Schüler spielte deswegen Vogelgezwitscher in seinen Podcast ein.
Der 13-jährige Finn sagt: "Manchmal war es auch anstrengend zu entscheiden, was man mit reinnimmt und was nicht." Aber es sei schön gewesen, dass sie so frei entscheiden durften. Auch das Buch konnten sie selbst auswählen. Er habe auf Empfehlung seiner Eltern "Herr der Fliegen" von William Golding gelesen – und sei sehr begeistert.
Stadtbücherei hofft auf weitere Staffeln
Insgesamt hat die Klasse einen bunten Büchermix rezensiert. Neben "Herr der Fliegen" und weiteren Klassikern wie "Oliver Twist" von Charles Dickens oder "Krabat" von Otfried Preußler gibt es Rezensionen von Jugendkrimis wie "Young Agents" von Andreas Schlüter oder dem Jugendroman "Tote Mädchen lügen nicht" von Jay Asher.
Podcast soll Jugendliche zum Lesen anregen
Die insgesamt 23 Buchempfehlungen gibt es nun in sieben Folgen kostenlos auf der Internetseite der Stadtbücherei zu hören. Sie bilden die erste Staffel des neuen Podcasts "Reinhören und Weiterlesen! Der Schüler*innen-Podcast über Literatur, die fesselt" der Stadtbücherei.
Die Stadtbücherei möchte das Projekt auch anderen Schulen und Klassen in Würzburg anbieten. Ab dem kommenden Jahr kann dafür das neue Podcast-Studio genutzt werden, das die Bücherei zurzeit im Dachgeschoss des Falkenhauses einrichtet.
Martha Maucher, Leiterin der Stadtbücherei Würzburg, sagt: "Es ist eine Herzensangelegenheit für uns, dass die Schüler und Schülerinnen auch mal ein Buch in die Hand nehmen und Spaß dabei haben."