Er hält den Kopf in einem grotesken Winkel, sein Gesicht drückt Traurigkeit aus. Julian Dressner aus der 6. Klasse der Leopold-Sonnemann-Realschule imitiert die Haltung des "alten Gitarrenspielers". Das gleichnamige Gemälde ist das bedeutendste Werk der sogenannten blauen Periode von Pablo Picasso. Was veranlasste den Schüler, das Kunstwerk nachzustellen?
Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen Wochen das Leben auf den Kopf gestellt. Auch in der Leopold-Sonnemann-Realschule war dies laut einer Pressemitteilung zu spüren. Unterricht zu Hause sei sowohl für Lehrer als auch für Schüler unbekanntes Terrain gewesen. Das E-Learning sorgte nicht selten bei Eltern, Schülern und Lehrern für Frust, Belastung, Überforderung.
Homeschooling nicht nur schlecht
Aber nicht alles am Homeschooling war nur schlecht, so Kunstlehrerin Heidi Schmidt. Für einige Schüler war es sogar eine Chance. Die neue Form des Lehrens und Lernens bot manchen neue Anreize, die im täglichen Schultrott die Lust verloren hatten. Auch Lehrer mussten umdenken und von althergebrachten Arbeitsaufträgen Abstand nehmen, neue Wege beschreiten.
An der Leopold-Sonnemann-Realschule durften die Schüler der 6. Klassen bei der "HomeArtChallenge" zu "Kunstfälschern" werden. Aufgabe war es, ein berühmtes Kunstwerk auszuwählen und es zu Hause, teilweise mit familiärer Unterstützung, nachzustellen. Dabei waren Witz, Kreativität und vor allem die genaue Betrachtung des ausgewählten Bildnisses gefragt.
Ganz neu ist diese Idee nicht. Während des weltweiten Lockdowns durch die Corona-Krise rief das Getty Museum in Los Angeles via Twitter die "Getty Museum Challenge" aus und animierte in den sozialen Medien Hunderte in ihrer häuslichen Isolation zum Kunstnachstellen.