Allerdings war die Soldatenpräsenz in Jerusalem extrem. Auch sonst darf man sich nicht wundern, dass man vor einem öffentlichen Gebäude manchmal eine Prozedur wie bei einer Passagierkontrolle auf dem Flughafen durchlaufen muss.
Außerdem profitiert man von der geografischen Lage des Partnerlandkreises. Genau zwischen den zwei größten Städten Israels, Tel Aviv und Jerusalem, gelegen, gestaltete sich kaum eine Busfahrt länger als zwei Stunden.
Die Partnerschule, die Ein Karem High School, hat eine für deutsche Verhältnisse riesigen Fläche.
Die Klassenzimmer sind auf einzelne Häuser verteilt. Dazu kommen ein Zoo, ein Schulgarten und Gewächshäuser.
Der Frontalunterricht ist abgeschafft, in Kleingruppen wird an fächerübergreifenden Projekten manchmal ein ganzes Semester gearbeitet.
Bei fast allen Programmpunkten begleiteten die israelischen Schüler die deutsche Delegation; nur nach Jerusalem wollte keiner von ihnen. Verständlich, da im muslimischen Viertel der heiligen Stadt munter „Boykott Israel“-Aufkleber verteilt wurden.
Kein friedliches Zusammenleben
Die Geschichte Israels ist also bis heute keine einfache.
Der Zionismus erreichte zwar insofern sein Ziel, dass heute ein Judenstaat existiert, das friedliche Zusammenleben zwischen den Religionen ist aber noch nicht überall gegeben.
Die Vergangenheit war zwar weder auf der Straße noch in irgendeiner Gastfamilie präsent, dennoch wurde der Holocaust umfassend thematisiert.
Neben dem Besuch der offiziellen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem stand auch ein Theaterstück auf dem Programm.
Eine in Jerusalem lebende Deutsche und eine Holocaust-Überlebende der zweiten Generation fokussierten in ihrem anspruchsvollen Stück die Versöhnung zwischen den beiden Völkern.
Auf den Zeitraum der Nazi-Diktatur und den damit verbundenen Tod von mehr als sechs Millionen Juden konzentriert sich Yad Vashem.
Interessant ist auch das Tal der Gemeinden, das ebenfalls zu der Gedenkstätte gehört.
Auf einer Fläche von etwa einem Hektar wird dort auf 107 Steinwänden der über 5000 jüdischen Gemeinden, die während der Shoa ganz oder teilweise vernichtet wurden, gedacht.
Auf einer Steinwand befindet sich unter anderem auch Würzburg, Heidingsfeld, Gaukönigshofen, Marktbreit und Aub, wo man im letzten Jahr mit der israelischen Gruppe nach Spuren früheren jüdischen Lebens forschte.
Fremde Rituale
In den Gastfamilien erlebten die Schüler die Zeremonie des Sederabends. Dabei werden bestimmte Speisen mit symbolischer Bedeutung nach einem genau festgelegten Verlauf gemeinsam eingenommen.
Währenddessen verliest der Sederleiter jeweils die entsprechende Bibelstelle. Das ganze Ritual mit anschließendem Festmahl erinnert die Israelis heute noch an den Auszug ihrer Vorfahren aus der ägyptischen Sklaverei.
Heiß gestaltete sich vor allem der Trip in die Wüste. Mehr als die Hälfte, knapp 60 Prozent des Heiligen Landes sind vegetationsfreie Zone, folglich verbrachte man auch drei Tage im Negev. Begleitet wurde man von einem Bodyguard.
Jegliche räumliche Nähe zum Gazastreifen wurde genauso wie öffentliche Verkehrsmittel gemieden. Man fühlte sich folglich sicher, erst recht nach dem Empfang beim Landrat Mateh Yehudas, Moshe Dadon.
Mit ein wenig Ironie in der Stimme meinte der nämlich: „Ach, eigentlich ist Israel doch der sicherste Flecken auf dieser Erde.“