Die siebenjährige Delijana aus Würzburg ist mächtig stolz. Vor einigen Tagen hat sie sich von ihrer langen und dichten braunhaarigen Mähne verabschiedet und mehr als 30 Zentimeter Haar abschneiden lassen. Und das für einen guten Zweck. "Ich habe meine Haare für die Aktion Rapunzel gespendet", sagt sie und lächelt schüchtern. Anfangs hatte die Schülerin der ersten Klasse noch ein bisschen Sorge, sie könnte danach nicht mehr so schön aussehen, erzählt Mama Diana Somma-Nuha. "Aber dann stand die gute Sache im Vordergrund. Und: Die Haare sind schließlich immer noch lang genug."
Zudem erklärte Somma-Nuha ihrer Tochter, dass die gespendeten Haare zum Großteil zu Perücken verarbeitet werden, zum Beispiel für Menschen, die krankheitsbedingt keine Haare mehr haben oder auch für Haarintegrationen an lichten Stellen. Das fand die Siebenjährige gut. Als sie ihren abgeschnittenen Zopf in der Hand hielt, war sie überrascht, "wie weich sich mein Haar anfühlt".
Das Haar muss unbehandelt sein
Eigentlich war es Somma-Nuha selbst, die vor einiger Zeit einen Teil ihrer langen, schwarzen Haare spenden wollte. Doch beim Friseur kam die Ernüchterung: "Das Haar darf weder gefärbt noch gesträhnt oder dauergewellt sein, es muss völlig unbehandelt sein, um es zum Beispiel für Perücken verwenden zu können", erklärt sie. Ein wenig traurig war sie, dass sie nicht helfen konnte und ist nun besonders stolz auf Tochter Delijana. Die Schülerin kann sich gut vorstellen, immer mal wieder Haar zu spenden, "vielleicht macht ja auch mal eine Freundin mit".
Das Ziel der Aktion Rapunzel, einer Initiative des Bundesverbands für Zweithaar-Spezialisten (BVZ) ist es, Menschen in einer besonders schwierigen Lebenssituation zu helfen. Die gesammelten Haare, die die notwendigen Voraussetzungen zur Weiterverarbeitung und Herstellung von Perücken und Haarteilen erfüllen, werden versteigert - und an den meist bietenden Haarwarenhersteller abgegeben. Der Erlös nach Steuern wird an eine gemeinnützige Institution gespendet.
Friseure haben die Möglichkeit, bei der Aktion mitzumachen. So ist beispielsweise der Würzburger Friseur Mäster Blankenhagen, bei dem auch Delijana gespendet hat, in der Region seit vielen Jahren Ansprechpartner in Sachen Haarspende. "Uns liegt das Projekt Rapunzel am Herzen, deswegen engagieren wir uns", so Inhaber Gerd Blankenhagen. Zum Service gehöre auch, dass sein Team dafür sorgt, dass die Spender den Salon mit einer vernünftigen Frisur verlassen.
Spende 2020 für seltene Erkrankungen
Allerdings kann man auch privat spenden, wenn bestimmte Voraussetzungen, wie beispielsweise die Haar-Menge, eingehalten werden. Es werden das ganze Jahr über Haar-Spender gesucht. Wie es auf der Internetseite des Verbands www.bvz-rapunzel.de heißt, wird die Spende der Sammelaktion 2019/2020 erstmals an die ACHSE e.V. gehen. ACHSE gibt Menschen mit seltenen Erkrankungen eine starke Stimme. Der gemeinnützige Dachverband wurde 2004 gegründet. Schirmherrin ist seit 2005 Eva Luise Köhler.