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Weikersheim
Schloss Weikersheim: Exoten für den Bürgermeister
Der Weikersheimer Schlossgarten hat ungewöhnlichen Zuwachs erhalten. Ein Gewächshaus, in dem exotische Pflanzen gezogen werden. Die erste Ananas bekommt der Bürgermeister
Freuen sich auf ihr neues Arbeitsgebiet, der Zucht von Exoten wie Ananas, Kaffee oder Ingwer, die Leiterin der Schlossverwaltung Weikersheim Monika Menth (Mitte) und die beiden Gärtnerinnen Sandra Özcan (rechts) und Katja Bischoff.
Foto: Markhard Brunecker | Freuen sich auf ihr neues Arbeitsgebiet, der Zucht von Exoten wie Ananas, Kaffee oder Ingwer, die Leiterin der Schlossverwaltung Weikersheim Monika Menth (Mitte) und die beiden Gärtnerinnen Sandra Özcan (rechts) und ...
Markhard Brunecker
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:56 Uhr

Das Schloss Weikersheim gilt als die Perle der Schlösser Hohenlohes. Ein Besuch dort ist eine Reise in längst vergangene Zeiten. Der Schlossgarten mit seinen Blumenrabatten, Wasserspielen und der stattlichen Orangerie ist ein Zeugnis hochbarocker Gartenkunst.

Orangerien gehörten schon immer in allen barocken Gärten zur Ausstattung. Hier überwinterten die empfindlichen exotischen Kübelpflanzen. Mit der Weikersheimer Orangerie gab Graf Carl Ludwig zugleich dem Schlossgarten einen dramatischen Abschluss und eine eindrucksvolle Architekturkulisse. Er ließ sie vom Baumeister Johann Christian Lüttich entwerfen und 1719 bis 1723 errichten. Mit ihren beiden Flügeln erstreckt sie sich auf etwa 100 Meter Länge. Säulen, große Rundbogenfenster, ein Dach mit Balustrade und viele große Steinfiguren machen deutlich: Die Orangerie ist nicht nur ein repräsentatives Element der Schlossgartenarchitektur, sondern auch ein Gewächshaus für Palmen und Zitruspflanzen.

Der Schlossgarten hat ungewöhnlichen Zuwachs erhalten

Die Saison war in der Vergangenheit Ende November so ziemlich vorbei. Ab sofort geht diese im Weikersheimer Schloss, dem Wahrzeichen der knapp 8000 Einwohner zählenden Stadt, allerdings weiter. Der Schlossgarten hat ungewöhnlichen Zuwachs erhalten, ein Gewächshaus. In ihm werden künftig auch Exoten wie Ananas, Kaffee und Ingwer gezogen, so wie schon im 18. Jahrhundert, zu den Glanzzeiten des Schlossgartens. Der neue Bau, etwas verborgen im Süden des Gartens, konnte dieser Tage eingeweiht werden.

Der gräfliche Schlossgarten Weikersheim hat ungewöhnlichen Zuwachs, ein Gewächshaus in dem künftig auch Exoten wie Ananas gezogen werden.
Foto: mab.rö Markhard Brunecker 29.11.18 | Der gräfliche Schlossgarten Weikersheim hat ungewöhnlichen Zuwachs, ein Gewächshaus in dem künftig auch Exoten wie Ananas gezogen werden.

So war Michael Hörrmann, dem Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, bei der Eröffnung die Freude wahrlich ins Gesicht geschrieben, dass nach knapp zehn Jahren, nach dem die Idee für diesen Kleinod aufgekommenwar, der Schlüssel übergeben werden konnte. Prof. Hartmut Troll, zuständig für die historischen Gartenanlagen, erläuterte, dass die Orangerie-Kultur von Weikersheim bereits im 18. Jahrhundert eine bedeutende Rolle spielte. Ananas, Kaffee und andere exotische Gewächse sind in einem Pflanzeninventar von 1745 verzeichnet.

Exotische Pflanzen wurden damals in Kübeln gezogen, schmückten im Sommer den gräflichen Garten und überwinterten in der Orangerie. Die wärmeliebenden Kübelbäumchen überwintern heute noch in der barocken Orangerie, die eindrucksvoll den Schlossgarten abschließt.

Im Oktober wurde der Bau des Glashauses fertig

Jetzt sind also um das Schlossgärtnerteam von Sandra Özcan ein weiterer Arbeitsbereich, ein eigenes modernes Gewächshaus und ein Folientunnel dazugekommen. Im Oktober wurde der Bau des Glashauses fertig, danach kamen noch Technik und Pflanztische hinzu. Die Glaskonstruktion befindet sich auf einem Betonsockel und bietet auf einer Grundfläche von 62 Quadratmetern und 303 Kubikmetern umbauten Raums nun Platz zum Arbeiten für die eigene Anzucht.

Im anderen Teil fühlen sich dann auch wärmebedürftige Exoten wohl, denn eine Heizanlage erwärmt das Glashaus auf lauschige 26 Grad. Die Bewässerung erfolgt durch eine im Boden versenkte Zisterne, die das anfallende Regenwasser für die Bewässerung der Pflanzen sammelt und überschüssiges auf dem eigenen Gelände verrieselt. Aus der Zisterne werden die drei Handzapfstellen und die automatische Nachspeisung des Bewässerungssystems versorgt.

Noch sind sie klein, die 'Ananaskindel' im neuen Exoten-Gewächshaus im Weikersheimer Schlossgarten
Foto: mab.rö Markhard Brunecker 29.11.18 | Noch sind sie klein, die "Ananaskindel" im neuen Exoten-Gewächshaus im Weikersheimer Schlossgarten

In beiden Abteilungen sind Energieschirme trapezförmig eingebaut, mit denen tagsüber gegen Sonnenstrahlen schattiert und nachts durch die abdichtende Einbauweise der Energieverbrauch vermindert wird. Die in jedem Abteil installierten Ventilatoren verhindern die Temperaturschichtung im Haus und drücken die nach oben steigende warme Luft wieder nach unten, wo sie gebraucht wird. Über den Ananas-Pflanzen sind zwei Belichtungslampen geplant, die dafür Sorge tragen, dass die lichtbedürftigen Pflanzen in ausreichender Qualität genügend Lichtstunden erhalten.

Die Gesamtbaukosten betrugen laut Gottfried Brandhofer 303.000 Euro, finanziert wurden diese mit 230.000 Euro durch die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und 73.000 Euro von Vermögen und Bau Baden Württemberg. Die kurze Bauzeit dauerte vom 19. Juni bis 7. November.

Hörrmanns Dank galt neben den Handwerkern vor allem Bürgermeister Klaus Kornberger

Die passenden Jungpflanzen haben die Weikersheimer Gärtnerinnen bereits im Herbst geholt, darunter zwölf "Ananaskindel" aus dem Garten im schwäbischen Bad Muskau. "Der Schlossgarten wird, dank des neuen Gewächshauses, noch reicher in seinem Eindruck und seiner Wirkung werden und zugleich wird das Bild noch authentischer sein", so Geschäftsführer Hörrmann in seinem Grußwort. Monika Menth, Leiterin der Schlossverwaltung Weikersheim, konnte unter großem Beifall ergänzen, dass das Gewächshaus in die künftigen Schlossführungen mit aufgenommen wird.

Hörrmanns Dank galt neben den Handwerkern vor allem Bürgermeister Klaus Kornberger, der die Anlage als sehr gelungen bezeichnete und sich vor allem von der Technik beeindruckt zeigte. Als kleines Dankeschön versprach ihm Menth die erste geerntete Ananas.

 
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