Die Klassik-Stiftung Weimar hat das Museum im Kulturspeicher zu einer gemeinsamen Ausstellung eingeladen: "Landschaften im Licht. Der Impressionist Ludwig von Gleichen-Rußwurm" – ein Enkel von Friedrich Schiller. Eröffnet wurde die Schau vergangene Woche im Schiller-Museum Weimar, Anfang Februar kommt sie nach Würzburg. Die stellvertretende Kulturspeicher-Leiterin, Henrike Holsing, arbeitete daran mit.
Klasse, dass du in einem ganz anderen Kunstgenre in meine Fußstapfen getreten bist! Ludwig von Gleichen-Rußwurm hat unter den Nachkommen Schillers als einziger etwas ganz Eigenes auf künstlerischem Gebiet geschaffen.
Er war sehr, sehr früh dran und wurde seinerzeit nur von wenigen verstanden. In seinem Todesjahr 1901 galt der Impressionismus in Deutschland weithin noch als französische "Oberflächenkunst". Die heute prominenten deutschen Impressionisten Liebermann, Corinth und Slevogt hatten nach der Jahrhundertwende noch eine große Produktivität – und sie hatten eine ganz andere Herangehensweise an den Kunstmarkt und zu Museen. Gleichen-Rußwurm führte das Leben eines Adligen, dachte nicht an eine Karriere und ans Verkaufen, sondern hat die meisten seiner Bilder verschenkt.
Nein, er hatte eine gute Ausbildung an der Weimarer Malerschule mit ihren realistischen Tendenzen und rezipierte schon sehr früh die Malerei der Schule von Barbizon. Nach der ersten Vorstellung einiger Gemälde des französischen Impressionisten Monet in Weimar 1889 machte er sofort eigene Experimente mit einem freien Pinselstrich, farbigen Schatten, einer hellen Palette. Er brauchte den Anstoß von Monet – und war dann sofort da. Gleichen-Rußwurm war auch ein stupender Aquarellist und nahm in dieser Technik schon in den 1880er Jahren viele Stilmittel des Impressionismus vorweg. Und er hatte durchaus Anschluss an die Zeitgenossen, noch in seinem Todesjahr etwa hatte er eine große Ausstellung in der bedeutenden Berliner Galerie Cassirer. Er hat bis zu seinem Lebensende ständig Neues ausprobiert.
Der Fokus seiner Landschaftsmalerei lag ja auf der Agrarlandschaft um seine Heimat Bonnland bei Hammelburg. 1940 hat sein Sohn viele Bilder für eine Leibrente an die Stadt Würzburg verkauft, sicher den bedeutendsten Teil des Nachlasses an Ölgemälden. Deswegen kam die Kuratorin von "Landschaften im Licht", Gerda Wendermann, schon vor Jahren auf uns zu. Die Idee war, die bedeutenden Würzburger und Weimarer Bestände erstmals zusammenzuführen. Und auch für uns stand schon lange im Raum, dass wir nach einer Ausstellung in der Städtischen Galerie in den 1980er Jahren wieder etwas zu Gleichen-Rußwurm machen wollten. Es gab nämlich immer noch wenig Wissenschaftliches über ihn. Nun sind wir schon ein wenig stolz, dass wir sein Werk nicht nur wissenschaftlich aufgearbeitet haben, sondern auch konservatorisch. Die Ausstellung im nächsten Jahr passt auch gut zu unserem Jubiläum "20 Jahre Museum im Kulturspeicher", weil sie aus unseren Urbeständen gehoben ist und mit ihren 25 Gemälden und über 80 Arbeiten auf Papier – vor allem Aquarelle – die Bedeutung der Würzburger Bestände zeigt.