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WÜRZBURG
Sanierung hinter dicken Klostermauern
Für die nächsten 18 Monate eine Großbaustelle: Das Franziskanerkloster wird in Teilen saniert.
Foto: Theresa Müller | Für die nächsten 18 Monate eine Großbaustelle: Das Franziskanerkloster wird in Teilen saniert.
Ernst Jerg
Ernst Jerg
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:13 Uhr

Zuerst wird das Kloster der Franziskaner-Minoriten saniert. Dann baut Hotelier Christoph Unckell ab dem Frühjahr 2017 ein neues Bettenhaus auf den Parkplatz der Kirchenmänner. Bis zum Herbst 2018 könnte sich das Klosterareal völlig neu präsentieren.

Bagger ließen in tagelanger Abrissarbeit Teile des Klostergartens ebenso verschwinden wie das ehemalige Gärtnerhaus und ein weiteres Nebengebäude. Nun gibt es erst einmal eine große kiesbedeckte Fläche. Die Garagen entlang der Mauer zur Franziskanergasse werden ebenfalls noch weggerissen.

Der Orden der Franziskaner reagiert mit der Klostersanierung auf die geänderten Lebensverhältnisse, sagt Pater Steffen Behr, zuständig für die Koordination im Kloster während der Sanierung und des Hotel-Neubaus. Statt wie vor einigen Jahren über 40 Ordensleute leben heute nur noch 18 hinter Klostermauern. Fünf Junioren-Zimmer für die Ausbildung werden geschaffen. Zusätzlich ist in der Würzburger Niederlassung die Verwaltung des Franziskaner-Provinzialates für Deutschland untergebracht. Und dafür gab es bisher 23 000 Kubikmeter umbauten Raum. Als Vergleich: Das sind etwa 23 Einfamilienhäuser.

Die Ordensleute hatten bisher im Ostflügel gelebt. Don Bosco war bisher schon Mieter im Südflügel. Jetzt kommen noch Räume im Westflügel dazu. Bisher wohnten dort unter anderem unbegleitete Flüchtlinge. Doch die sind laut Pater Behr nun anderweitig im Rahmen des Clearingverfahrens untergebracht.

Bald werden die Räume von bis zu 24 Jugendlichen bewohnt vom Don-Bosco-Internatsbetrieb. Der Ostflügel wurde nun komplett geräumt und die Kirchenmänner haben sich in andere Räume zurückgezogen. Die Klostersanierung hat bereits begonnen. Sie wird laut Guardian Josef Bodensteiner 18 Monate dauern und etwa 7,3 Millionen Euro kosten. 6,1 Millionen Euro stammen aus Mitteln des Franziskanerordens und aus Zuschüssen. Bei den restlichen 1,2 Millionen Euro hoffen die Patres auf Spenden aus der Bevölkerung.

Altern in Würde

Der Ostflügel wird entkernt und für die Bedürfnisse der Bewohner umgebaut. Sie bekommen nun endlich nach ihrem jahrzehntelangen Einsatz für die Kirche geeignete Wohnverhältnisse mit Nasszelle und einem barrierefreien Zugang zu den Etagen durch einen neuen Aufzug im Treppenhaus, sagt Steffen Behr. „Wir wollen den Brüdern ein Altern in Würde ermöglichen.“

Und so muss alles erneuert werden, auch die gesamte Haustechnik, die noch aus den Jahren des Wiederaufbaus nach Krieg und Zerstörung Würzburgs stammt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist Strom, Wasser und Heizung noch eine Klosterflügel übergreifende Einheit. Das wird künftig getrennt. Und auch die gesetzlichen Auflagen des Brandschutzes müssen umgesetzt werden. Das gilt übrigens für alle Flügel und ebenfalls für das angrenzende Seminar St. Valentin.

Die Hauskapelle als Zentrum der franziskanischen Gemeinschaft wird umgestaltet und bekommt mehr Luft und Licht. Und ein Saal für Veranstaltungen soll da sein für die spirituellen Angebote des Klosters. Derzeit wird in einer kleinen Küche gekocht, die eigentliche Kochstätte ist ebenso abmontiert wie alles andere im Ostflügel. Die Bewohner müssen sich in den nächsten 18 Monaten eben stark einschränken. Auch die alte Klosterpforte bekommt ein komplett neues Aussehen: „Wir stellen uns dort einen Klosterladen und ein kleines Café vor,“ macht Behr neugierig.

Man muss gemeinsam mit den planenden Architekten an vieles denken, sagt der Kirchenmann. Dazu gehört auch ein mobiles Heizkraftwerk, um die Wintermonate zu überbrücken. Denn während die Handwerker das Kloster umbauen wird die bisherige Fernwärmeversorgung gekappt.

Zwei Anomalien aus dem Krieg

Eine Kampfmittelsuche nach unerwünschten Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg habe schon stattgefunden, meint der Baukoordinator. Zwei Anomalien hätten die Experten gefunden. Da wisse man noch nicht, was es ist. Die Stellen sind jedenfalls markiert und wenn der Aushub für das Hotel beginnt, werde man den Dingen auf den Grund gehen. Und dann sind da noch die Archäologen, die im Auftrag des Amtes für Denkmalpflege nach Altertümern schürfen werden.

Christoph Unckell, Chef des Best Western Hotel Rebstock, will schon seit den 90er Jahren auf dem Klostergelände bauen. Jetzt hat es funktioniert. Er bekommt von dem Orden Flächen für sein neues Bettenhaus mit 56 Zimmern auf Erbpachtbasis. Einen Bauantrag hat er noch nicht gestellt. Derzeit beschäftigt er sich gemeinsam mit seinem Architekten Rainer Kriebel von Würzburger Büro Grellmann Teichmann Kriebel mit diversen Gutachten: Verkehr, Lärmschutz, Umwelt.

Dieses Büro hat auch die Entwürfe für die Kloster-Sanierung gemacht.

Der Planungsentwurf hat jedenfalls schon eine Hürde mit Bravour genommen: Die äußerst kritische Stadtbildkommission hat die Vorstellungen des Bauherrn sehr gelobt. Entstehen soll ein Flachdachgebäude mit 3,5 Stockwerken Darin wird es im Erdgeschoss ein Tagungszentrum auf 220 Quadratmetern geben. Auf dem Gelände wird auch eine Tiefgarage mit 56 Parkplätzen gebaut.

Wer dem Orden bei der Sanierung hel-fen will: Franziskaner-Minoriten, Ligabank IBAN DE69 7509 0300 0003 0164 55

Zurückhaltender Entwurf für das neue Rebstock-Bettenhaus auf dem Gelände des Franziskaner-Klosters.
Foto: Entwurf: Grellmann Teichmann Kriebel | Zurückhaltender Entwurf für das neue Rebstock-Bettenhaus auf dem Gelände des Franziskaner-Klosters.
 
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