Keine Flickschusterei, „sondern die große Lösung“ verspricht Finanzminister Markus Söder für eines der „wichtigsten Kulturgüter Bayerns“: Die Festung Marienberg in Würzburg wird in den kommenden zwölf Jahren komplett saniert und neu strukturiert. Herzstück der 100-Millionen-Euro-Investition sollen ein Fränkischen Landesmuseum und ein großes, modernes Tagungszentrum werden. Die ersten Bauaufträge werden heuer schon erteilt.
Strahlender Sonnenschein, fast blauer Himmel. Viele Touristen bummeln am Donnerstagmittag über die imposante Burganlage. Der richtige Rahmen für Markus Söder, um kurz vor der Kommunalwahl gute Nachrichten für die Region zu verkünden. In Aussicht gestellt hat der Minister, in dessen Zuständigkeitsbereich die bayerischen Schlösser und Burgen fallen, das Investment schon länger, jetzt stellt er – begleitet von Bernd Schreiber, dem Präsidenten der Schlösserverwaltung, Landtagspräsidentin Barbara Stamm und dem Würzburger CSU-Abgeordneten Oliver Jörg – konkrete Pläne und einen Zeitplan vor. Bis 2026 sollen die Arbeiten beendet sein. 2025, wenn sich der Bauernkrieg zum 500. Male jährt, könnte die seinerzeit hart umkämpfte Festung bereits in neuem Glanz erstrahlen.
Klar, das Ambiente hoch über Würzburg ist grandios. Die Bausubstanz indes ist in die Jahre gekommen, die Fassade bröckelt. Neben Mängeln bei Statik, Brandschutz sowie veralteter Haustechnik ist die Festung auch nicht barrierefrei erreichbar. Die Aufteilung der Burg ist nicht mehr zeitgemäß. Da ist das Mainfränkische Museum, das trotz herausragender Kunstschätze – allen voran die Riemenschneider-Sammlung – an vielen Ecken „eher retro als zukunftsorientiert“ (Söder) wirkt, da ist das Fürstenbau-Museum mit der Sammlung zur Würzburger Stadtgeschichte, und da ist das Bayerische Staatsarchiv, dessen Akten den Teil des Fürstenbaus, der den schönsten Ausblick auf die Stadt bietet, blockieren. Ein modernes Museum, das den Forschungsinteressen von Historikern gerecht wird, das aber ebenso Touristen und einheimische Familien anlockt, funktioniert anders. Es muss aus einem Guss gestaltet sein.
Minister Söder und die Schlösserverwaltung setzen auf eine moderne, computeranimierte Präsentation, mit interaktiven und spielerischen Elementen, auf dass auch Kinder und Jugendliche für die Historie Frankens interessiert werden. Man wolle einen „Gegenpol“ zum Museum für Bayerische Geschichte setzen, das derzeit in Regensburg gebaut wird – und um das Würzburg sich einst auch beworben hat. Diese Niederlage im Standort-Wettbewerb habe etwas Gutes gehabt, betonen Stamm und Jörg. In München sei so die Sensibilität für fränkische Belange geweckt worden. Davon profitiere nun die Festung – und somit die gesamte Region.
Söder nennt das neu konzipierte Museum schon jetzt einen „Leuchtturms Frankens“. Ihm komme Modellcharakter für ganz Süddeutschland zu. Der Minister lässt keinen Zweifel, dass mit dem Titel „Landesmuseum“ auch finanzielle Verpflichtungen beim künftigen Betrieb einhergehen. Inwieweit die Stadt Würzburg und der Bezirk Unterfranken, die den Museumsunterhalt bislang bestreiten, künftig beteiligt werden, sei offen. Erste Gespräche seien nach der Kommunalwahl geplant.
So soll die Festung saniert und umgebaut werden
Einen detaillierten Ablaufplan zu Sanierung und Neustrukturierung der Festung Marienberg präsentierte Finanz- und Heimatminister Markus Söder in Würzburg. Insgesamt will der Freistaat 100 Millionen Euro investieren.
Erster Bauabschnitt: Sanierung der Zugangstore sowie von Dach und Fassade der Marienkirche. Die Ausschreibung läuft; Fertigstellung soll 2017 sein; geschätzte Kosten: zehn Millionen Euro.
Zweiter Bauabschnitt: Verlagerung der Burggaststätte in die Vorburg.
Dritter Bauabschnitt: Ausbau und Neubau von Museumsräumen im Fürstenbau. Die gesamte Ausstellungsfläche der Festung soll von 8700 auf 11500 Quadratmeter wachsen.
Vierter Bauabschnitt: Auszug des Staatsarchivs aus dem Fürstenbau in einen Neubau, der vermutlich auf dem Uni-Campus Hubland errichtet werden soll. Anschließend Umbau der Räume für museale Zwecke.
Fünfter Bauabschnitt: Bau der neuen Kongress- und Veranstaltungsräume. Das Tagungszentrum soll von heute 1500 auf später 4700 Quadratmeter Fläche vergrößert werden.
Sechster Bauabschnitt: Musealer Endausbau. Abschluss soll 2026 sein, Teileröffnungen zuvor sind denkbar. micz