
In der ersten Sitzung des Waldbüttelbrunner Gemeinderats im neuen Jahr war der Zuschauerandrang so groß, dass auch die eilig herbeigetragenen Stühle nicht ausreichten. Grund des starken Interesses war der Um- und Anbau des Bürgerhauses in Roßbrunn. Das wird nämlich erheblich teurer als ursprünglich geplant.
Kostensteigerung schon vor Baubeginn
Ende November 2015 hatte der Gemeinderat die Umbaumaßnahmen festgelegt, die Fachplaner beauftragt und eine Kostenberechnung erstellt. Durch die Zeitverzögerung durch verschiedene Fördermaßnahmen und einige unerwartete, aber meist notwendige Änderungen entstehen nun aber Mehrkosten. Von gut 250 000 Euro war die Rede. Deshalb diskutierte der Gemeinderat über viele Details. Die aktuellen geschätzten Gesamtkosten für den Um- und Anbau des Bürgerhauses Roßbrunn belaufen sich nun auf 2 168 891 Euro.
Die Mehrkosten entstehen unteranderem durch die geplanten Fenster im Keller und die ungewöhnliche statische Konstruktion, die Tragkonstruktion der Lüftungsrohre, Verbesserung der Raumakustik, Aufstellfläche für den Flüssigtank, Heizung, Sanitär, Lüftung Elektro und Änderungen in der Küchenausstattung.
Architekt Karl-Heinz Rösch vom Architekturbüro Bluebox Architekten und die Fachplaner, Fabian Ziegler, Dieter Gätzner und Frank Durner waren in der Sitzung anwesend.
Statische Spezialkonstruktion
Architekt Rösch führte aus, dass das Bürgerhaus mit einer besonderen statischen Konstruktion errichtet wurde, bei der die Wände der Feuerwehrgarage und der darüber liegenden Decke einen zusammenhängenden Rahmen bilden. Es sei daher extrem aufwändig und teuer, die gewünschten und sicher auch sinnvollen Fensteröffnungen herzustellen. Alllein dafür müsste mit Mehrkosten von gut 50 000 Euro gerechnet werden.
Architekt und Verwaltung halten diesen Aufwand für nicht vertretbar. Der Gemeinderat schloss sich dieser Empfehlung an. Der Abstellraum wird mit einem Lichtausschnitt zur Fahrzeughalle ausgebaut und mit einer Lüftungsanlage belüftet.
Vom Ingenieurbüro Wölfel aus Höchberg wurde eine schalltechnische Begutachtung durchgeführt. Diese zeigte eine Nachschallzeit von 1,85 Sekunden an, empfohlen werden 1,16 Sekunden. Hier wurde eine Verbesserung der Akustik dringend vorgeschlagen. Einstimmig beschloss das Gremium Akustik-Platten zu montieren.
Es war vorgesehen die Lüftungsrohre im Saal von der Decke mit Gewindestangen abzuhängen. Statisch ist die Decke nicht weiter belastbar, es müssen Wandkonsolen angefertigt werden, die die Kanäle tragen. Hier hatte der Gemeinderat keine Diskussionsmöglichkeiten und musste die dadurch entstandenen Mehrkosten hinnehmen.
Ohne Alternative musste der Gemeinderat auch die Aufstellfläche für den Flüssiggastank absegnen. Der Flüssigtank wird unter den Parkplätzen neben dem Eingangsbereich vergraben. Die Hangsicherung war bisher nicht in der Kalkulation enthalten.
Der vorhandene Ölbrenner sollte nach den vorliegenden ersten Berechnungen von 2015 gegen einen Flüssiggasbrenner ausgetauscht werden. Es bestehen, so Rösch, aber Bedenken, ob der verbleibende Kessel durch das entstehende Kondensat korrodiert und relativ schnell Schaden nehmen könnte. Nachdem im Rathaus die zentrale Gebäudeleittechnik erneuert werden muss empfiehlt es sich die Regeltechnik des Bürgerhauses auf das neue System im Rathaus abzustimmen. Diesem Vorschlag hat sich der Gemeinderat angeschlossen.
Die geplanten Solarmodule können wegen der ungünstigen Gebäudeausrichtung und dadurch zu geringer Energieausbeute und wegen der geringen Traglast des Daches nicht realisiert werden. Das Ingenieurbüro Burmester und Partner empfiehlt mit einer Wärmepumpe mit circa 7 kW die Grundlast des Wärmebedarfs zu decken.
Küchenausstattung
Sehr emotional wurde die Kostenmehrung im Bereich der Küche geführt. Bei der Überprüfung der vorhandenen Kücheneinrichtung hatten die Fachplaner festgestellt, dass der Dunstabzug nicht den aktuellen Sicherheitsanforderungen entspricht. In der Kostenberechnung geht der Planer von einer vollständigen Neuausstattung aus. Das entspricht nicht der aktuellen Beschlusslage und bedeutet enorme Mehrkosten von über 40 000 Euro.
Diese Mehrkosten würden viele Gemeinderäte gern verhindern. Mit der Konsequenz, dass im Bürgerhaus künftig keine Küche mehr vorhanden wäre. Soweit kam es dann aber doch nicht.
Nicht zuletzt die eindringlichen Worte von Andreas Gese (FWW), Ingrid Metz (Grüne) und Barbara Plaschke (CSU), die an ihre Ratskollegen appellierten und vom „Herz“ des Bürgerhauses sprachen, bewirkten am Ende einen positiven Beschluss. Die Küche wird, wie von den Vereinen gewünscht, integriert.
Nach mehr als zwei Stunden Feilschen, Streichen und Verbessern wurde die Kostenberechnung von Architekt Rösch mit einer Gesamtsumme von nicht ganz 2 200 000 Euro vom Gremium genehmigt.