Der Künstler will sich nicht "ausdrücken", sondern sei ein Alchimist, ein Schamane, sagt Piot Brehmer selbst: Er stellt aktuell unter dem Titel "Velvet Underground" im Spitäle aus.
Seine 17 Werke aus den vergangenen Jahren (mehrere bestehen aus Dreier- oder Vierergruppen und erreichen so wirklich große Formate) zeigen Elementares, und zwar eher in Bewegung und im Wandel als im starren Dasein.
Piot Brehmers Selbstcharakterisierung lässt sich also gut nachvollziehen. Er malt in dieser Auswahl zwar abstrakt, aber symbolisch. Und wenn sich diese Zeichen – außer den drei riesigen Kreuzen – nicht einfach dechiffrieren lassen, so sprechen sie doch durch ihre immensen Kraftfelder an.
Das liegt auch an der Technik. Der Ausstellungstitel "Velvet Underground" deutet auf den Malgrund einiger besonders sinnfälliger Werke hin: Samt. Zumal in Schwarz schluckt dieser Stoff sämtliches Licht, so dass die aufgerakelten Pigmente umso leuchtender und farbiger von ihm abstrahlen.
Zwei besonders überzeugende Arbeiten in dieser Art zitieren den US-amerikanischen Abstrakten Expressionisten Mark Rothko. Sie hängen einem Dreiteiler in derselben Technik direkt gegenüber, so dass die höchst unterschiedlichen Arten, wie hier räumliche Tiefe resultiert, sinnfällig werden. "Deep in the Woods" heißen die Tafeln nach einem Titel des Independent-Musikers Nick Cave. Dessen düsterer Experimental-Rock führt denn auch auf die zweite Bedeutung des Ausstellungstitels, nämlich auf die von Andy Warhol produzierte Band "Velvet Underground".
Die Doppelwertigkeit von Vorder- und Hintergründen
Wie Brehmer verrät, haben alle Exponate einen Bezug zur avantgardistischen Popularmusik. Besonders glücklich hat es ihn gemacht, als ein Genrekenner sämtliche Widmungen den Gemälden richtig zuordnen konnte.
Betrachter müssen sich aber auch nicht schämen, wenn sie auf den gegenstandlosen Kompositionen doch Gegenstände sehen. Dann allerdings sollten sie zulassen, dass die Formen nach dem Modell einer Kippfigur ebenso gut positiv wie negativ erscheinen können. Denn so trifft ihre Sichtweise just die des Künstlers, der als Lüpertz-Schüler an der Düsseldorfer Kunstakademie gelernt hat, mit Doppelwertigkeiten von Vorder- und Hintergründen zu arbeiten.
Nach vielen Jahren am Niederrhein kehrte Piot Brehmer vor gut zehn Jahren in sein Erlabrunner Elternhaus zurück, hat sein Atelier mit fünf Kolleginnen und Kollegen in der Kunsthalle Zellingen und stellt weiterhin überregional aus.
Die Ausstellung "Velvet Underground" ist bis 5. Mai im Spitäle zu sehen: dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.