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WALDBÜTTELBRUNN
Sammelleidenschaft: Tausende alte Streichholzschachteln im Museum
8000 Stück aus 78 Ländern: Rudolf Lutz aus Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg) sammelt Streichholzschachteln. Seit seinem 14. Lebensjahr, allen Schwierigkeiten zum Trotz.
Sammelleidenschaft: Tausende alte Streichholzschachteln im Museum       -  Rudolf Lutz in seinem Streichholzschachtelmuseum  in Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg).
Foto: Elfriede Streitenberger | Rudolf Lutz in seinem Streichholzschachtelmuseum in Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg).
Elisabeth Streitenberger
Elfriede Streitenberger
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:55 Uhr

Rudolf Lutz sammelt Streichholzschachteln und das mit Leidenschaft. „Wie es dazu kam, daran kann ich mich nicht mehr genau erinnern“, berichtet Lutz in seinem Streichholzschachtelmuseum in Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg). An Wänden, in Vitrinen und in unzähligen Ordnern hat er seine gut 8000 Sammlerstücke sorgfältig aufbewahrt. Geordnet nach Serien oder Motiven sammelt Lutz ganze Streichholzschachteln und Streichholzbriefchen. Die Zimmerwände werden zur Kulisse.

Sammeln – das ist nicht das Erste, woran man bei dem Wort Leidenschaft denkt. Es klingt eher trocken, vielleicht ein bisschen verschroben. Aber: Fast jeder sammelt irgendetwas. Oder hat mal gesammelt. Oder sammelt, ohne es zu wollen. Schrott und Schätze. In Regalen, in Schubladen, in Vitrinen. Die Intensität freilich ist unterschiedlich, von gelegentlich über leidenschaftlich bis zur Sucht. Sammelleidenschaft nun, das ist nichts Neues. Spannend wird es dann, wenn man einen ungewöhnlichen, kuriosen Sammler trifft. So wie Rudolf Lutz.

Älteste Schachteln von 1950

Der 64-jährige Offsetdrucker im Ruhestand (40 Jahre hat er bei der Main-Post gearbeitet) aus Waldbüttelbrunn ist ein Streichholzschachtelsammler. Seit mehr als 50 Jahren hat er ein eigenes Streichholzschachtelmuseum, alles darin ist selbst aufgebaut. Die ältesten Exponate sind aus dem Jahr 1950.

Streichholzschachteln oder Zündholzschachteln dienen dem Verpacken und Transportieren von Streich- oder Zündhölzern, das ist klar. Das Sammeln solcher Schachteln oder auch von Streichholzbriefchen bezeichnet man als Phillumenie, die Sammler als Phillumenisten – abgeleitet von dem griechischen Begriff philos (Freund) und dem lateinischen lumen (Licht).

Da Streichholzschachteln ähnlich wie Briefmarken, zumindest vor der Einführung des Feuerzeuges, weit verbreitet waren, hat sich eine große Anzahl von Sammlern etabliert. Dabei ist jedoch nicht die Schachtel an sich oder ihr Inhalt, die Streichhölzer, eigentlich von Interesse – sondern die Etiketten auf den Schachteln. Bis zur Einführung des Rauchverbotes waren Streichholzschachteln beliebte Werbeträger, lagen in den Gaststätten, Autohäusern oder Banken aus.

Rudolf Lutz hat seine Schätze liebevoll und plakativ in der Dachwohnung seines Hauses ausgestellt: die Lieblinge, die wichtigsten Stücke in Vitrinen und die Serien gebündelt an Wandsäulen. Viele Etiketten bewahrt er lichtgeschützt in Ordnern auf, die Masse hängt an selbstkonstruierten Kork-Wandtafeln.

Streichholzschachteln: Tausende alte Schachteln im Museum       -  Exponate aus dem Streichholzschachtelmuseum von Rudolf Lutz in Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg).
Foto: Elfriede Streitenberger | Exponate aus dem Streichholzschachtelmuseum von Rudolf Lutz in Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg).


Befestigt mit speziellen Fäden, die das Herausnehmen der ganzen Schachtel oder der einzelnen Briefchen problemlos ermöglichen. Seine Sammelstücke haben üblicherweise die Maße fünf mal dreieinhalb mal eineinhalb Zentimeter. Die Größte im Streichholzmuseum Lutz ist 20 Zentimeter lang und die Kleinste, die Mozart Schachtel, gerade mal Daumennagel groß.

Exoten gibt es sowohl im Bereich der Etiketten wie auch in der Größe. Unter seinen Sammlerstücken befinden sich komplette Serien wie die IFA-Winter-Olympiade Kollektion 1964 Innsbruck, Rewe Sommer Olympiade München 1972, Fachring-Länderwappen, Zigarettenmarken oder Mexikanische Talisman Horoskope. Bereits mit 14 Jahren ließ er sich vom Sammeln von Streichholzschachteln faszinieren.

„Die ersten Stücke habe ich einfach nur wegen der Motive von meiner Mutter stibitzt und in einem Schuhkarton aufbewahrt. Später musste sie paketweise Streichhölzer für mich kaufen. Neue Motive wurden sofort beschlagnahmt“, erinnert er sich. „Am Anfang konzentrierte ich mich nur auf neue unverbrauchte Stücke, die Reibfläche durfte noch nicht benutzt sein.“

„Irgendwann, kam die Gier nach ausgefallenen Exponaten dazu und die gab es selten als Neuware“, erzählt Lutz begeistert. In dieser sehr extensiven Zeit hat er auch versucht, Streichholzschachteln auf Tausch-Börsen zu ersteigern. Aber schon nach kurzer Zeit wurde ihm bewusst, dass das nicht seine Welt war. Für Lutz zählte die Geschichte um die Schachtel mehr als der Besitz. „Hinter jeder Schachtel, steht eine Geschichte“, erzählt Lutz. Viele Schachteln hat er von Freunden von verschiedenen Urlaubsreisen mitgebracht bekommen. Schmunzelnd erinnert er sich an die Schachtel-Jagd in Bad Füssing.

Stücke aus 78 Ländern

Einen ganzen Urlaubstag opferte seine Frau Barbara, um mit ihm von Hotel zu Hotel zu laufen und unter dem Vorwand, Unterkunftsinformationen zu sammeln, unauffällig an Werbestreichhölzer zu kommen. „Auf einer Nepalreise nahm ich Swatch-Uhren zum Tauschen für Streichholzschachteln mit. Leider gab es in Katmandu und im Karakorum-Raum nur ein Motiv.“

Jeder wusste Bescheid über seine Leidenschaft, Verwandte, Freunde und Bekannte brachten aus dem Urlaub oder von Geschäftsreisen Liebhaberstücke mit – insgesamt aus 78 Ländern.

Lutz verbringt viel Zeit mit seinen Schachteln. Nicht nur die Pflege seines Museums beansprucht ihn, auch im Alltag, auf Reisen oder unterwegs bleiben die Schachteln immer im Hinterkopf. Seine zweite große Leidenschaft ist der Fasching. Er ist nicht nur Teil des Organisationsteams der Büttelbrunner Fasenacht sondern steht auch als Büttel seit fast 20 Jahren in der Bütt.

An erster Stelle aber, da stehen die Schachteln aus aller Welt. Auch wenn sie seit dem Rauchverbot aus dem Alltag fast ganz verschwunden sind. „Ein Stück Geschichte hochhalten für die Nachkommen“ – das will und kann Lutz mit seinem Hobby.

 
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