zurück
Würzburg
Saison hat jetzt begonnen: Droht im Sommer in Unterfranken eine Stechmücken-Plage?
Vorhersagen sind schwierig, doch die Brutbedingungen für manche Stechmücken-Art derzeit ideal. Wie die Lage in der Region ist und welche Insekten gefährlich sind.
Stechmücken können in sehr selten Fällen beim Blutsaugen auch Krankheiten übertragen. Hier ein Exemplar der Art Aedes vexans, die am häufigten in Deutschland vorkommende Stechmücke.
Foto: Patrick Pleul, dpa | Stechmücken können in sehr selten Fällen beim Blutsaugen auch Krankheiten übertragen. Hier ein Exemplar der Art Aedes vexans, die am häufigten in Deutschland vorkommende Stechmücke.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:10 Uhr

Der Sommer naht – und mit ihm das große Jucken: Stechmücken können nicht nur nerven, sondern teilweise auch Krankheiten übertragen. Das warme Wetter der vergangenen Wochen hat den Aufbau neuer Populationen begünstigt. Laut Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im brandenburgischen Müncheberg ist die Hausmücke in diesem Jahr zwei Wochen früher dran als sonst.

In Deutschland sind derzeit besonders aktive Stechmücken unterwegs. Das gelte etwa für Mückenarten, die sich nur mit einer Generation pro Jahr entwickeln – etwa den Großteil der Wald- und Wiesenmücken, so Werner gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Und wie sieht es für diesen Sommer in Unterfranken aus? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Droht in diesem Sommer eine Stechmückenplage in Unterfranken?

Das lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt schwer sagen. Außerdem ist die Verbreitung regional sehr unterschiedlich, auch kleinräumige Faktoren spielen eine Rolle. Selbst wenn der Sommer in der Region sehr trocken bleiben sollte: Stechmücken nutzen für ihre Vermehrung auch alternative Kleingewässer wie zum Beispiel nicht abgedeckte Regentonnen. Darauf weist Dieter Mahsberg hin, der als Tierbiologie lange Jahre an der Universität Würzburg tätig war und zu Insekten geforscht hat. Von einer "Stechmückenplage" würde Mahsberg in unseren Gefilden nicht sprechen: "Dafür sind die Rheinauen, Skandinavien oder Tropen eher Kandidaten."

Diese Larven der Gemeinen Stechmücke hängen kopfunter an der Wasseroberfläche einer Regentonne. Sie sollte am besten abgedeckt sein. Auch kleinere Wasseransammlungen können zur Brutstätte werden.
Foto: Dieter Mahsberg | Diese Larven der Gemeinen Stechmücke hängen kopfunter an der Wasseroberfläche einer Regentonne. Sie sollte am besten abgedeckt sein. Auch kleinere Wasseransammlungen können zur Brutstätte werden.

Ist das relativ warme Unterfranken ein Stechmücken-Hotspot?

Wegen der geringen Niederschläge in der Region und der Trockenheit haben es Stechmücken hier eher schwer und sind seltener anzutreffen als in feuchten Gegenden. So spielen laut Mahsberg die so genannten Überschwemmungsmücken in Unterfranken keine Rolle. Mehr Stechmücken finden sich allerdings auch hier an stehenden Gewässern, in Auwäldern oder an Badeseen, weil sich die Mückenweibchen möglichst in der Nähe potenzieller Laichgewässer aufhalten.  "Die Zukunft wird zeigen, ob über das warme Maintal weitere tropische Arten zu uns kommen werden", sagt der Biologe.  

Sind die asiatische Tigermücke und andere Einwanderer auf dem Vormarsch?

Laut Experten wurden seit 2004 in Deutschland fünf neue nichtheimische, so genannte invasive Stechmückenarten nachgewiesen – darunter die Asiatische Tigermücke und die Japanische Buschmücke. Manche Arten werden als Eier oder Larven über den internationalen Handel eingeschleppt, Folge einer fortschreitenden Globalisierung. Die Tigermücke ist in Südeuropa bereits weit verbreitet, stammt aber eigentlich aus dem asiatischen Raum. In Deutschland hat sie sich besonders am Oberrhein etabliert.

Die Asiatische Tigermücke profitiert vom Klimawandel, breitet sich nach Norden aus und ist für Baden-Württemberg, Hessen und Bayern nachgewiesen, zum Beispiel in Mittelfranken. Sie geht auch in den Siedlungsbereich und ist – anders als die Gemeine Hausmücke – hauptsächlich tagaktiv. Bereits stärker festgesetzt hat sich die Buschmücke, auch in Unterfranken. Dennoch sind es in der Regel Hausmücken, die uns als Blutsauger abends und nachts belästigen. 

Welche Krankheiten können durch Stechmücken übertragen werden?

Noch ist nicht klar, welche Erreger genau durch welche Mückenart verbreitet werden. Außerdem bedeuten Stiche von invasiven Arten wie der Tigermücke nicht, dass man auch krank wird. Allerdings können sie laut Insekten-Experte Mahsberg pathogene Viren übertragen, die zum Beispiel das Chikungunya- oder das Dengue-Fieber verursachen können. Insofern gelten die aus den Tropen stammenden, eingeschleppten Stechmücken als Risikofaktoren.

Das West-Nil-Virus kann auch durch die gewöhnliche Hausmücke übertragen werden. Dennoch beruhigt der Tierbiologe: "In Deutschland haben Stechmücken als Krankheitsüberträger bisher nur eine untergeordnete Bedeutung." Das Coronavirus übertragen Stechmücken übrigens nicht.

Was hilft bei einem juckenden Mückenstich?

Am besten sofort und mindestens eine Viertelstunde kühlen, das lindert den Juckreiz und schützt vor Entzündungen. Oberstes Gebot: nicht kratzen! Durch Kratzen verlängert sich der Heilungsprozess und es kann zu bakteriellen Infektionen kommen. Auch punktuelle Hitze kann laut Experten helfen, den Juckreiz zu unterdrücken. Und schließlich die bewährten Hausmittel: Insektenforscher Mahsberg berichtet von guter Erfahrung mit etwas Spucke oder einem Spitzwegerichblatt, das man auf der Stichstelle verreibt. 

Mücken fangen für die Forschung

Rund 50 Stechmückenarten sind in Deutschland bekannt, weltweit etwa 3500. Dem Vorkommen, der Verbreitung und der Biologie der Arten in Deutschland auf die Spur kommen – das soll mit einem "Mückenatlas" gelingen, zu dem jede und jeder Interessierte etwas beitragen kann: Stechmücke fangen (nicht totschlagen), einfrieren und einschicken.
Ausgewertet werden die Exemplare in einem Projekt des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg und des Friedrich-Löffler-Instituts. Über die Internetseite mueckenatlas.com sind Ergebnisse und Erkenntnisse mitzuverfolgen. Dort kann man auch Adressaufkleber ausdrucken. Wer eine Stechmücke einsendet, wird als Sammler auf einer Landkarte vermerkt. 
Der Mückenatlas ist ein Citizen-Science-Project: Bürgerinnen und Bürger helfen, wissenschaftlich verwertbare Daten zu erheben. Bisher haben über 31.000 Teilnehmende mehr als 177.000 Stechmücken für die Forschung gefangen. Die Kartierung kommt voran. Aus Sicht der Verantwortlichen ein wichtiges Projekt, denn Stechmücken seien nicht nur lästig, sondern teilweise eben auch Überträger von Krankheitserregern. Wer mitmachen möchte: www.mueckenatlas.com
Quelle: mueckenatlas.com
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Andreas Jungbauer
Asiatische Tigermücke
Coronavirus
Dengue-Fieber
Deutsche Presseagentur
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Krankheitserreger
Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Veraltete Benutzerkennung
    Ein probates Mittel gegen Juckreiz bei Mückenstichen ist das möglichst baldige und möglichst heiße Auflegen eines erwärmten Löffels. Es gibt auch elektrische Geräte für unterwegs, die eine solche Wärmebehandlung ermöglichen, bei der Eiweißstoffe zersetzt werden und der Juckreiz gemildert wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Schaun mer mal, denn sehn mer scho! 🤣
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. F.
    Wer A sagt, muss auch B tolerieren wollen. - Das Insektenschutzpaket unserer Agrarpolitik erlaubt keine Ausnahmen!!!

    In diesem Vegetationsverlauf erleben wir auf den Äckern infolge der aktuellen Witterungsverläufe eine förmliche Explosion der schwarzen Bohnenblattlaus, ideale Lebensbedingungen für Insekten. Diese saugen alles, aber wirklich alles leer; die Stickstoffsammler -Leguminosen- auf unseren Äckern, werden jetzt heftigst attackiert. Insbesondere auf Ökoflächen hausen diese invasiv, drangsalieren die dortigen Kulturen bis zum Existus. Natürliche Fresfeinde -u.a. Florfliege und Marienkäfer- finden einen reich gedeckten Tisch vor, sind allerdings nicht imstande solche Populationen im Zaun zu halten, geschützt werden die Blattlauskolonien von den Ameisen. Viele Blattläuse-viele Ameisen.

    Das ganze Geschehen mutiert zwischenzeitlich auch in anderen Kulturen (Zuckerrüben, Sonnenblumen u.a.) zur Problembaustelle.

    Wir warten seitens der Wissenschaft auf Konzepte; und warten....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. N.
    Auf meinem Balkon zieht gerade ein Kohlmeisenpaar seine Brut auf. Es ist absolut faszinierend: die beiden kommen buchstäblich im Minutentakt mit Beute zum Füttern. Und es sind praktisch immer Mücken, die sie bringen. Ab und zu mal ein kleines grünes Räupchen, aber da scheint es heuer nicht sehr viele zu geben.

    Da muss man sich echt mal ausrechnen, was allein dieses Brutpaar täglich an Mücken "verbraucht".
    Deshalb: erhaltet unsere Singvogelpopulationen, die halten auch die krankheitsübertragenden Stechmücken in Schach!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    Auch Frösche, Kröten, Molche, Fledermäuse und Spinnen schützen, die lt. Google auch Stechmücken fressen. 👍
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten