
Von Kassel an die Côte d'Azur – treffender lässt sich der Traum vieler Kandidatinnen wohl kaum zusammenfassen. Auf ProSieben startet an diesem Donnerstag, 9. Februar, 20.15 Uhr wieder Heidi Klums „Germany's Next Topmodel“. Die inzwischen zwölfte Staffel beginnt für 50 Kandidatinnen relativ unglamourös am Flughafen in Nordhessen. Doch nicht für alle von ihnen geht es noch in der ersten Folge raus in die weite Welt – oder zumindest nach Marseille, wo ein Kreuzfahrtschiff auf diejenigen wartet, die es in Runde zwei schaffen.
Die große Hürde: natürlich Heidi Klum. Während ihre beiden Handlanger Thomas Hayo und Michael Michalsky ihr jeweiliges Kandidaten-Team auf Touren durch Deutschland schon zusammengestellt haben, bekommt Heidi nur noch den Weizen, nicht mehr die Spreu zu sehen – in einem „Impress Heidi-Walk“ auf dem laufenden Gepäckband, wie ProSieben in München mitteilt. „Beeindruckt Heidi“ lautet das Ziel.
Unterfränkische Hoffnungsträgerin
Sabine Fischer aus Uettingen (Lkr. Würzburg) ist die unterfränkische Hoffnungsträgerin. Für die 1,75 Meter große 23-Jährige, die mit 18 nach Würzburg zog und zurzeit in München studiert, ist es nicht das erste Casting. 2012 gewann sie den „Main-Topmodel“-Wettbewerb. Der Titel „Miss München“ folgte. Jetzt will sie es bei Heidi Klums „Germany's Next Topmodel“ wissen. Sie bezeichnet die Teilnahme als „Riesenschritt“ und „das Krasseste“ was man im deutschen Modelbusiness erreichen könne. Andererseits ist sie sich darüber im Klaren, „dass es ab dem Punkt vorbei ist mit der Privatsphäre“. Eine andere Kandidatin sagt in einem Trailer zur neuen Staffel: „Wir wissen nur, dass wir in Abendkleidern vor Heidi, Thomas und Michael laufen.“
Ganz so stimmt das freilich nicht. Schließlich funktioniert die Sendung von Staffel eins an nach dem gleichen Konzept mit stets wiederkehrenden Motiven: Von der Angst vorm Catwalk und Heimweh über die Modelvilla und das Umstyling bis hin zu Tränen und Zickenkrieg. Längst geht es nicht mehr darum, welches von Heidis „Meedchen“ sich zum Schluss symbolisch das Krönchen aufsetzen und Deutschlands neues Topmodel nennen darf. Wer kennt denn noch eine der Gewinnerinnen außer Lena Gercke? Sicher gibt es auch Ex-Kandidatinnen, die ihr Geld tatsächlich als Models verdienen. Die größeren Schlagzeilen machten aber diejenigen, die eher nicht auf den Laufstegen der Welt unterwegs sind: Fiona Erdmann, Sarah Knappik, Micaela Schäfer, Nathalie Volk und Gina-Lisa Lohfink setzten ihre Karrieren für RTL im australischen Urwald fort.
Sexismus-Vorwürfe
Die Geschichte, die sich wiederholt, ist auch eine von erbitterten Vorwürfen. Die Einwände gegen Klums Show reichen seit Jahren von Sexismus bis zu einem verzerrten Bild der Modewelt. Vor allem aber sind die Rufe nie verstummt, das Format könne bei Mädchen und jungen Frauen Essstörungen wie Bulimie und Magersucht fördern.
2015 veröffentlichten das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI), das dem Bayerischen Rundfunk unterstellt ist, und der Bundesfachverband Essstörungen eine Studie, die einen Zusammenhang herstellt zwischen der Sendung und Essstörungen. ProSieben verwahrt sich dagegen.
Warnung von Medienpädagogen
Medienpädagogen warnen dennoch seit Jahren vor dem Fernsehformat. Die Sendung verbreite ein „Frauenbild von vorgestern“, heißt es einige Wochen vor dem Start beispielsweise von „Flimmo“, einem Portal für Medienerziehung aus München.
„Das Ideal vom makellosen Körper und von bedingungsloser Anpassung ist für junge Zuschauer doppelt problematisch: Statt selbstbewusst die eigene Individualität samt körperlicher Eigenheiten zu akzeptieren, wird ein mediales Schönheitsideal zur Messlatte.“ ProSieben hat sich durch solche Kritik nicht von der zwölften Staffel abhalten lassen. Dass Sabine Fischer das eh anders sieht, liegt in der Natur der Sache: „Ich liebe Model-Wettbewerbe! Es macht mega viel Spaß! Man lernt total viel, lernt andere Mädels, neue Teams und Leute aus der Branche kennen.“