Alle Welt lästert über die "German Angst", die den Deutschen insgesamt angeblich innewohnende Eigenschaft, vor jedem nur vorstellbaren Phänomen die Hosen voll zu haben. Ja - aber wie soll man denn auch keine Angst haben, wenn man liest, was einen schon im Alltag so alles bedroht. Jüngstes Beispiel: Der TÜV Rheinland warnt vor smarten Leuchten.
Smarte Leuchten, kann der verschreckte Verbraucher lesen, sind mit dem Internet verbunden. Und damit imstande, uns schamlos auszuspionieren. Ob das die Leuchte im Einzelfall beabsichtigt oder nicht, soll der Datenschutzerklärung zu entnehmen sein. Wahnsinn: Alles, was ich will, ist Licht in der Vorratskammer. Aber ich kriege erst mal eine Datenschutzerklärung vorgesetzt.
Das Sicherheitsrisiko besteht anscheinend unter anderem darin, dass Unbefugte bei unzureichender Sicherung in das Wlan des Gebäudes eindringen können. Naja. Dann muss man das System halt entsprechend absichern. Die eigentliche Gefahr aber kommt aus einer ganz anderen Ecke. Dass nämlich die Leuchte Infos über mein Beleuchtungsverhalten an ihren Hersteller weiterleitet. Und könnte der dann nicht versuchen, daraus Profit zu schlagen?
Der Baldrianpillen-Hersteller freut sich
Mögliches Szenario: Die Leuchte kriegt irgendwann spitz, dass der Kauz so gut wie jede Nacht drei Mal das Licht im Bad ein- und wieder ausschaltet. Immer für ungefähr eine Minute. Und schon weiß der Leuchtenfabrikant, dass der Kauz wohl eine schwache Blase hat. Zack – kann er die Info für viel Geld an einen Hersteller pflanzlicher Blasenstärkungpastillen weiterleiten, der mich fürderhin mit Werbung zuschmeißt.
Oder: Die Leuchte hat herausgefunden, dass spätestens um fünf in der Früh im Schlafzimmer bengalische Beleuchtung herrscht. Dann kommen gleich zwei potenzielle Interessenten für meine Daten in Betracht: ein Baldrianpillen-Hersteller (für den Fall, dass hier jemand nicht richtig durchschlafen kann) oder ein Kaffeegroßhändler (für den anderen Fall, dass es sich um eine Person handelt, die einfach früh aufstehen muss und eine morgendliche Kaffee-Infusion sicher begrüßen würde).
Man könnte solcher Spionage natürlich entgegenwirken, indem man die Leuchte ohne jeden Sinn hin und wieder ein- und ausschaltet – oder auch mal im Dunkeln kocht. Was tut man nicht alles, um den fiesen Feind in der Stehlampe zu verwirren und seine Privatsphäre zu schützen. Wem das nicht reicht, der kann natürlich auf Nummer sicher gehen und auf internetfähige Leuchten verzichten. Und wer normalen Leuchten auch nicht traut, für den gibt es ja immer noch die gute alte Wachskerze.