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's Käuzle: Rathaussturm per Formular
Die Rathäuser sind nicht sicher vor dem Zutritt Unbefugter. Besonders schlimm ist es um den 11.11. herum. Die Bürgermeister unternehmen nichts. Ein Vorschlag zur Güte.
's Käuzle: Rathaussturm per Formular
Foto: Käuzle
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 21.11.2018 02:35 Uhr

Kann man eigentlich noch Vertrauen zur öffentlichen Verwaltung haben? Nach den Vorfällen vom vergangenen Wochenende muss ich eindeutig sagen: Nein! Unsere Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderatsmitglieder, Verwaltungschefs und wie sie alle heißen, sind landauf, landab nicht in der Lage, ihre Rathäuser vor dem Zutritt Unbefugter außerhalb der Öffnungszeiten zu schützen.

Da rücken, und zwar meistens so um den 11.11. herum, haufenweise Maskierte an, bestürmen die Rathäuser und fordern die Herausgabe des Schlüssels. Und unsere Ortsoberhäupter? Geben auf. Alle. Obwohl sie meistens schon im Voraus gewarnt sind. Manche unternehmen durchaus anerkennenswerte Anstrengungen, die schmachvolle Niederlage abzuwenden. Sie verschanzen sich in ihren Amtsstuben und schleudern aus dem Fenster den Angreifern Schmähungen entgegen.

Die Belagerung einfach aussitzen

Über kurz oder lang geben sie die ihnen anvertrauten Rathäuser aber immer preis. Machen gar noch Zugeständnisse und lassen sich in manchen Fällen sogar in die Halsgeige zwängen. Geht man so mit staatlichem Eigentum um? Dabei wäre es ein Leichtes, die unverschämten Horden auflaufen zu lassen. So manches Rathaus steht bereits seit vielen hundert Jahren und hat sicher schon Schlimmeres überstanden als Konfetti werfende Narren. Das Ochsenfurter Rathaus zum Beispiel, oder auch die in Eibelstadt und Sommerhausen. Dicke Mauern, schwere Türen - da könnten die Bürgermeister bis Ostern drin hocken bleiben, ohne dass von draußen einer rein käme. Man könnte sich die Zeit mit Fernsehen vertreiben, zum Beispiel bei den Aufzeichnungen der Fastnacht-in-Franken-Sendung der letzten Jahre, und die Belagerung schlicht und ergreifend aussitzen.

Dann wären die Narren aber sicher traurig. Und traurige Narren sind ja wohl ein Widerspruch in sich. Die Leutchen wollen doch nur ein bisschen Frohsinn. Aus diesem Grund ist auch nicht anzunehmen, dass sie zu gröberen Maßnahmen greifen würden, wenn ein verstockter Bürgermeister sein Rathaus tatsächlich mal mit Zähnen und Klauen verteidigen würde. Also, ich meine, das Niederreißen des Gebäudes mit schwerem Gerät oder so etwas. Das würde die Narren nicht tun. Aber traurig wären sie. Und das will ja keiner.

Auf das richtige Formular kommt es an

Vielleicht käme ein Kompromiss in Betracht. Auf die lautstarke Belagerung wird verzichtet und stattdessen im Vorfeld ein "Antrag auf friedliche Übergabe des Rathauses zum Zwecke der zeitlich befristeten Machtübernahme in der fünften Jahreszeit" eingereicht (Formular Nr. 22A/17-29166 BF-1117b-18, unterzeichnet vom Vorstand und abzugeben in dreifacher Ausfertigung oder online über das Bürgerserviceportal; dort findet sich sicher auch die Rechtsbehelfsbelehrung). Der kann dann ordnungsgemäß beschieden werden, und am 11.11. läuft die Schlüsselübergabe reibungslos und ohne Getöse. Das wäre mal ein Rathaussturm, wie ihn bestimmt noch niemand erlebt hat. csc

 
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