Auf "Spurensuche" begaben sich etwa 40 Kister Bürgerinnen und Bürger, aber auch Auswärtige auf dem aus dem Regionalbudget der Allianz Waldsassengau im Würzburger Westen finanzierten Rundwanderweg durch die Gemeinde. Es war der erste offizielle Rundgang, Corona hatte eine frühere Begehung vereitelt. Bürgermeister Volker Faulhaber begrüßte die Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Kister Waldsportplatz, bevor er an Initiator Bernd Weber übergab, der die Führung leitete.
Insgesamt acht Stationen umfasst der Rundweg, wobei eine davon eine Außenstation ist. Wer diese, das ehemalige Wasserhaus der Gemeinde erwandern möchte, muss etwa acht Kilometer laufen, lässt man die Station aus, sind es lediglich 3,5 Kilometer.
Start ist normalerweise gegenüber der Otto-Seubert-Halle, wo auch eine Übersichtskarte erhältlich ist. Die geführte Wanderung mit Bernd Weber begann allerdings am Waldsportplatz, der sich am Ortsausgang Richtung Reichenberg befindet. Wo heute sattes Grün zum Fußballspielen einlädt, befand sich früher der "Margarethensee". Wobei See nicht ganz korrekt sei, so Weber, es gebe noch drei weitere Bezeichnungen für die Fläche, die aufgrund einer Torfschicht im Untergrund immer feucht gewesen sei. In den Geschichtsbüchern finden sich Bezeichnungen wie "Schulzenwiese", "Hullerwiese", "Margarethenseelein" oder "Margarethenwiese".
Nur unter großen Anstrengungen war es bei der Anlage des Sportplatzes gelungen, diesen halbwegs trocken zu bekommen. Idyllisch liegt der Platz im Wald, ist von drei Seiten vom Guttenberger Forst umschlossen. Angelegt wurde er zu Zeiten des Nationalsozialismus in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Den neuen Sportplatz vollständig trocken zu legen, gelang auch den Amerikanern nach dem Zweiten Weltkrieg nicht. Erst zu Beginn der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts beschäftigte man sich intensiv mit dem Untergrund und heute sei es ein "hervorragender Platz", stellte Bernd Weber fest, bevor sich die Gruppe auf den Weg zu einem weiteren Höhepunkt der Kister Geschichte begab, den Hügelgräbern aus der Hallstattzeit.
Kist sei damals, also von 800 bis 450 vor Christus, häufig für Bestattungen gewählt worden. Man konnte insgesamt 34 Hügelgräber ausfindig machen und zahlreiche Grabbeigaben bei einer professionellen Grabung freilegen. Diese befinden sich heute im Museum für Franken und zeugen von der vorchristlichen Besiedelung der Kister Gemarkung.
Weiter ging es für die Gruppe zu einem Kuriosum. Bei Grabungsarbeiten für eine Christbaumhülse in der Unteren Dorfstraße war 2005 eine Glasflasche gefunden worden, die 20 Banknoten und ein Schreiben enthielt, so Weber. Es handelte sich um knapp 3,1 Milliarden Mark aus dem Jahr 1926. In der Hochzeit der Inflation war das Papier praktisch wertlos, wurde aber als "Milliardenfund" bei der Ausgrabung in der Presse weit bekannt gemacht.
Der Rundgang führte weiter über den noch heute in Betrieb befindlichen Wasserturm und den sanierten Dorfplatz zur Alten Schmiede. Dank freiwilliger Helfer wird die Tradition des Schmiedens in Kist noch praktiziert und interessierten Besuchern und Besucherinnen vorgeführt.
Viele der Teilnehmenden hatten die Schmiede noch in voller Aktion erlebt und können ihren Kindern und Enkeln aus dieser Zeit berichten, als Kist noch ein richtiges Bauerndorf war.
Zum Abschluss des Rundgangs war man erfreut, dass der Rundweg ins Leben gerufen wurde und somit die Kister Geschichte erhalte. Weber und Faulhaber dankten dafür der ehemaligen Allianzmangerin Julia Gerstberger, die viel für die Verwirklichung getan hatte.
Willner, Heinz: Die beiden Würzburger Markbeschreibungen, ISBN 3-00-016016-7, Gruß aus Mexiko!
Menschen nicht nachvollziehbar, für Narzissten hingegen schon. Schade nur, dass wegen so etwas der Öffentlichkeit viele interessante Fakten verborgen bleiben. :/
P.S.: Erschwerend kommt hinzu, dass das Buch im Eigenverlag erschienen und nur über den Verfasser selbst zu beziehen ist, der mittlerweile schon stramm auf die 90 zugehen dürfte.