Es war ein großer Tag für die evangelische Kirchengemeinde. Pfarrer Sebastian Wolfrum hatte mit Diakonin Claudia Grunwald und den Kirchenvorstehern die "Rückkehr ins Gelobte Land" in beeindruckender Weise inszeniert. 22 Monate ist man im Exil bei den Katholiken im Ort gewesen.
Die Zeremonie der Wiederinbesitznahme des Mittelpunktes ihres religiösen Lebens begann im rot gepflasterten Innenhof, wo sich vor der neuen Eingangsfassade der Kirche alle Besucher versammelt hatten und eine Gasse zu den am Kirchturm musizierenden Duo Rainer Schwander und Bernhard von der Goltz bildeten.
Wer den 1963 eingeweihten Kirchenbau von früher kannte, kam aus dem Staunen nicht heraus. Der keilförmige Pultdachbau wirkte früher düster. Nach fast sieben Jahren Diskussion hatten 2016 die Kirchenvorsteher beschlossen, die Grundstücke auf der anderen Straßenseite mit Pfarrhaus-Villa und Gemeindebau zu verkaufen, den Kirchenbau zu sanieren und zu modernisieren und in den Eingangshof ein neues Pfarrbüro mit großen Fensterfronten zu integrieren.
"Schöner, heller, kleiner, viel Holz und viel flexibler", so präsentierte sich nun den Besuchern die für über zwei Millionen Euro zu einem modernen, wandelbaren Gemeindezentrum umgebaute Christuskirche.
Sie besitzt nun nach den Worten der Regionalbischöfin Gislea Borowski nicht nur Funktionalität, sondern strahlt auch Sakralität aus. Der bei der Einweihung mit über 300 Gläubigen restlos gefüllte Kirchenraum besticht mit einer schwungvollen Holzdecke, die in Wellen nach oben geht und dem Raum Wohnlichkeit, Weite und eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Er ist je nach Bedarf in drei Räume teilbar. Der Altartisch wurde verkürzt. In Betrieb genommen wurde erstmals beim Gottesdienst von Britta Gross die für 103 000 Euro sanierte und um zwei Register erweiterte Orgel der Christuskirche.
"Alles ist rundum durchdacht und gelungen," so Bornowski. Dazu gehören auch die Gemeinderäume im Untergeschoss, in dem sich neben einem großen, teilbaren Gruppenraum, von dem große Türen nach draußen auf eine schöne Terrasse mit Blick ins Maintal führen, ein Jugendraum und auch die Küche befindet, alle nun über einen Aufzug behindertengerecht zu erreichen.
Großer Beifall brandete auf, als Kirchenvorsteher Manfred Hohmeier beim anschließenden Festakt sagte: "Die herzliche Aufnahme in der Kuratie und in St. Vitus während der Bauzeit war gelebte Ökumene." Lobende Worte fand er auch für Architekt Karl-Heinz Keicher für seinen Mut, seine Ideen und sein achtjähriges Durchhaltevermögen, immer wieder neu in die Planung einzusteigen.
"Reduktion von Ballast, Konzentration auf das Wesentliche", so charakterisierte Architekt Christof Illig aus dem landeskirchlichen Baureferat in München den Vorgang als Vorbild und Modell für unsere Gesellschaft, dass es nicht immer mehr sein muss, dass weniger Gebäude mehr Spielräume zulassen und weniger Energie verbrauchen, angenehmer sein können und Energie freisetzen für mehr inhaltliche Arbeit. Architektonisch sei dies hervorragend gelungen.
"Eine so aufwändige Maßnahme in Angriff zu nehmen, zeugt nicht nur von viel Mut, es stellt auch die Lebendigkeit der Kirchengemeinde unter Beweis" attestierte Bürgermeister Jürgen Götz unter Hinweis auf den 250 000 Euro-Zuschuss der Gemeinde.