Anna Vita, Ballettdirektorin des Mainfrankentheaters, wurde am Dienstag für ihre Leistungen geehrt. Wegen des unfreiwilligen Abschieds der Choreografin hatten die Feierlichkeiten jedoch einen wehmütigen Unterton.
Mit eleganten und doch klar definierten Bewegungen umschweben die Tänzer Darstellerin Cara Hopkins, die als Cinderella im Mittelpunkt des Geschehens steht. Ascheflocken sollen sie wohl darstellen, spielerisch, aber auf keinen Fall zu verspielt. „Ja okay, stop there, we have to organize this a little bit besser“, meldet sich plötzlich eine abgeklärte Stimme aus dem Publikum. Anna Vita, die als Ballettdirektorin des Würzburger Mainfrankentheaters die international zusammengesetzte Compagnie leitet, ist mit der Aufführung anscheinend noch nicht zufrieden.
Exklusive Vorstellung für die Zuschauer
Die rund 60 Zuschauer die sich im Theater versammelt haben, applaudieren trotzdem. Schließlich handelt es sich bei der Darstellung nur um eine Probe, die an diesem Dienstag exklusiv präsentiert wird. Gekommen sind die Gäste aus einem anderen Grund. Anna Vita, seit 14 Jahren Leiterin des Würzburger Ballettensembles, soll für ihre Leistungen mit dem Rotary-Kulturpreis geehrt werden. Ein Preis, der ihr einstimmig zugesprochen wurde, was keineswegs selbstverständlich sei, wie Clubpräsident Niko Natzschka in seiner Begrüßung betont. Anna Vita hätte mit ihrem Schaffen die Herzen so vieler Menschen berührt, dass die Wahl leichtgefallen sei.
Doch wer ist sie eigentlich, diese Ballettenthusiastin, die ihr Publikum mit ihren Aufführungen zu Tränen rührt („Der Tod und das Mädchen“) oder zu tosendem Szenenapplaus veranlasst („Schneewittchen – Breaking out“)? Und wie hat sie, der es nie darum ging, um jeden Preis zu gefallen und ihr Publikum auch mal mit Bildern von Flüchtlingsströmen auf dem Mittelmeer („Scheherazade“) unsanft aus dem Luftschloss der hohen Künste reißt, es geschafft, das Würzburger Mainfrankentheater international bekannt zu machen? Diesen Fragen geht Ulrich Sinn, langjähriger Wegbegleiter von Anna Vita, in seiner Laudatio auf den Grund. Ihre Leidenschaft für emotional erzählte Geschichten und ihr meisterliches Organisationstalent seien es gewesen, die es ihr ermöglichten, mit nur zwölf Tänzerinnen und Tänzern Handlungsballette auf höchstem Niveau in Würzburg auf die Bühne zu bringen.
Vertrag nicht verlängert
„Das Mainfrankentheater hat mir in den letzten 14 Jahren ein Zuhause gegeben“, fasst die Geehrte selbst ihre Zeit in Würzburg zusammen. Aus ihrer Rede spricht Dankbarkeit. Dank an die Eltern, die ihr durch Tanztraining im Alter von vier Jahren überhaupt erst diesen Weg ermöglichten, Dank an ihren Assistenten Marius Krisan, der ihrem künstlerischen Schaffen Halt und Struktur gegeben habe. Wenig Dank scheint sie jedoch gegenüber den Verantwortlichen des Mainfrankentheaters zu verspüren: „Ob man wirklich aufhören soll, wenn es am schönsten ist?“, fragt sie mit enttäuschtem Unterton. Die Bedeutung des Seitenhiebes ist klar: Weil das Mainfrankentheater seine Ballettsparte „neu ausrichten“ will, wurde Vitas Vertrag für die Spielzeit 18/19 nicht verlängert. Für Publikumsliebling Anna Vita und ihre Unterstützer eine unverständliche Entscheidung.
Unverständlich scheint diese Entscheidung auch für Bürgermeister Adolf Bauer. Vita habe alles getan, um Ballett für die Menschen in Würzburg sympathisch zu machen. „Kultur braucht Menschen wie Sie.“ Sorgen um die Zukunft von Anna Vita macht er sich jedoch nicht: „Sie haben viele Freunde in Würzburg, die sie überall besuchen werden, egal wo Sie Ihr Schaffen fortsetzen.“