Der Teufelsgeiger Niccolo Paganini (1782-1840) feierte eine künstlerische Auferstehung beim Auftritt des Violinisten Roman Kim und des Rezitators Ulrich Forster. Im bestens besuchten Toscanasaal entführten der kasachische Geiger und der in Würzburg geborene Präsident der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Societa Dante Alighieri in die Welt der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Kim, dessen Videos auf der Internet-Plattform Youtube über 200 000 Klicks haben, spielte auf einer Geige von Giuseppe Battista Guarneri (1666-1740), dem Vater des berühmten Giuseppe Guarneri del Gesu (1698-1744), von dem Paganini einige Geigen besaß. Das Instrument von 1695, auf dem Kim spielte, hat ihm die Deutsche Stiftung Musikleben aus dem deutschen Musikinstrumentenfonds als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.
Die Geige war früher im Besitz des verstorbenen Würzburger Musikhochschulprofessors Gert Hoelscher gewesen, der sie der Stiftung vermacht hatte. Die Veranstaltung der Deutsch-Italienischen Gesellschaft im Toscanasaal fand am fünften Todestag von Gert Hoelscher statt, dessen Witwe anwesend war.
Mit Einfühlungsvermögen und dramatischem Geschick trug Ulrich Forster, der von Haus aus bildender Künstler und Kunstgeschichtler ist, Passagen aus Henrich Heines Novelle „Florentinische Nächte“ vor. In dem Prosatext nimmt die fantastisch-surreale Schilderung eines Paganini-Konzerts von 1830 breiten Raum ein, das Heine selbst besucht hatte.
Forster schlug eine Brücke von Paganinis musikalischen Capriccios zu den skurrilen grafischen Capriccios von Francisco de Goya, die auf eine Leinwand gebeamt wurden. Und wenn dann Roman Kim von der Empore aus virtuose Geigenmusik von Paganini in den Saal herab erklingen ließ, war die Zeitreise in die Epoche um 1830 gelungen.
Sagenhafte Virtuosität
Roman Kim spielte Paganinis Kompositionen mit sagenhafter Virtuosität – insbesondere die Nr. 1 und 4 aus Opus 1. Manchmal litt die Tonschönheit unter dem energischen Zugriff, mit dem der 23-Jährige die Stücke vortrug. Die unmittelbare Emotionalität riss das Publikum zu Beifallsstürmen hin.
Kim hatte beim Spielen stets eine merkwürdige Brille auf. Durch deren Gläser sieht man die Umgebung nur verschwommen. So kann Roman Kim während des Musizierens ganz in seine eigene Welt hinabtauchen. Optisch passte die glitzernde Brille recht gut zum Auftritt von Kim, der selbst ein wenig wie ein Crossover-Star wirkte.