
"Music was my first love and it will be my last" von John Miles hieß das Stück, mit dem sich Orchesterchef Roland Kahle beim BRK-Benefizkonzert des Heeresmusikkorps Veitshöchheim am 11. Juli in den Mainfrankensälen von 650 Fans verabschiedete. Es ist das Lieblingsstück des Oberstleutnants, das seine niemals endende Liebe zur Musik ausdrückt. Und es war Kahles letzter konzertanter Auftritt in der Region.
Nach neun Jahren Dienstzeit in der Balthasar-Neumann-Kaserne übergibt der 62-Jährige am Freitag, 26. Juli, bei einem feierlichen Appell in der Kaserne die Dienstgeschäfte an seinen Nachfolger, Hauptmann Wolfgang Dietrich.
Ende September 2024 geht der Oberstleutnant dann nach 43 sehr erlebnisreichen, intensiven und musikalisch sehr erfüllenden Jahren als Offizier im Militärmusikdienst der Bundeswehr und nach 33 Jahren als Chef von Heeresmusikkorps endgültig in den Ruhestand. Kahle: "Bei meinen unzähligen Auftritten im In- und Ausland sowie im Fernsehen war es stets mein Herzensanliegen aus Freude an der Musik die Zuhörer zu begeistern."
Weg zur Militärmusik
Roland Kahle, 1962 in Hof geboren, trat schon als Kind in die Fußstapfen seines Vaters, der in seiner Heimat Hof einem Männerchor vorstand. "Als der Papa im Fernsehen die Matthäus-Passion von Bach schaute, habe ich als Vierjähriger schon mit einem Stecken leidenschaftlich mitdirigiert", erinnert sich der Oberfranke schmunzelnd. Damit war sein musikalischer Höhenflug vorprogrammiert: Klavierunterricht mit sechs Jahren, klassische Klarinette mit 14, Geigenunterricht mit 16.
Während seiner Schulzeit am Hofer-Schiller-Gymnasium war der Jüngling mehrfach Preisträger beim Wettbewerb "Jugend musiziert" in den Fächern Klavier und Klarinette. "Als dann nach dem Abitur die Wehrpflicht anstand, war es für mich keine Frage, dass für mich nur der Musikdienst in Frage kommt", stellt Kahle fest.

Nach der Grundausbildung in Regensburg verpflichtete er sich zum 1. Oktober 1981 für zwei Jahre beim Luftwaffenmusikkorps 1 in Neubiberg/ München und strebte dann die Laufbahn als Militäroffizier an. Er studierte von 1982 bis 1987 an den Musikhochschulen Köln und Düsseldorf Klavier und Dirigieren und leitete danach als Diplom-Kapellmeister die Luftwaffenmusikkorps in Münster, Karlsruhe, Neubiberg, Kassel, Regensburg und ab 2007 in Erfurt, bis er dann im Juli 2015 zum Heeresmusikkorps Veitshöchheim wechselte.
Was waren "seine" Höhepunkte?
Kahle blickt begeistert zurück: "Es ist einfach toll, was man mit der Militärmusik der Bundeswehr erleben kann. Das ist so viel, dass es danach nichts mehr zu toppen geht." Aus dem Rahmen fielen Konzerte in einem Amphitheater in Texas oder 700 Meter unter der Erde im Hochzeitssaal des Erlebnisbergwerkes "Glückauf" Sondershausen bei Erfurt.

Bleibenden Eindruck hinterließen das Spielen der Nationalhymne bei Fußball-Länderspielen in Stuttgart, Frankfurt, Leipzig, Augsburg und Gelsenkirchen vor über 50.000 Zuschauern oder ein Feierliches Gelöbnis von Rekruten auf der Insel Herrenchiemsee.
Der Stabsoffizier organisierte Festivals, auf denen er 700 Musiker auf hohem Pult dirigierte. Verschiedene Gastdirigate im Ausland führten ihn von Kanada bis nach Taschkent und Usbekistan. Er spielte auf Anforderung durch das Auswärtige Amt in Botschaften weltweit.
Wieso Militärmusik?
Für Kahle ist es die Vielseitigkeit, die die Militärmusik auszeichnet, von Barockmusik bis moderne zeitgenössische Musik. So habe er Anfang Juli im Rahmen des Mozartfestes im Kaisersaal der Würzburger Residenz Kammermusik vom Allerfeinsten gemacht. Er studierte Bearbeitungen ein, die die Leute kennen, von Adele, Helene Fischer, Whitney Houston, Shakira, Britney Spears bis zu aktuellen Pop-Gruppen und sogar Heavy Metall.

Dauerbrenner seien aktuell gebliebene Filmmusiken wie "Star Wars". Dazu zählt der Oberstleutnant auch Samba-Rhythmen mit Disco und Rock vermischt. Von ihm auf einen Nenner gebracht: "Militärmusik ist ein Streifzug, der die aktuelle Unterhaltungsmusik reflektiert."
Vorteil: Laufendes Einkommen
Ein einschneidender Punkt war für Kahle der Wegfall der Wehrpflicht im Jahr 2011: "Dadurch waren wir von vielen jungen Menschen, die musikalisch sehr leistungsfähig waren, abgeschnitten." Derzeit seien 85 Prozent seines 50-köpfigen Orchesters Berufssoldaten. "Ohne diese Quote", so der Orchesterchef, "wäre das HMK Veitshöchheim nicht überlebensfähig." Zeitsoldaten mit abgeschlossenem Musikstudium sind zehn bis 15 Jahre dabei, freiwillig 23 Monate Wehrdienst-Leistende nur noch vereinzelt.

Die Musiker, die in sein Orchester aufgenommen werden, unterliegen einer strengen Auslese. Es komme dabei nicht nur auf die musikalische, sondern auch auf die charakterliche Eignung und auf Kameradschaft, auf soziale Kompetenzen an. Sie hätten den Riesenvorteil, dass sie jeden Monat ein laufendes Einkommen haben, was ein normaler Musikstudent nicht habe.
