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Röttingen
Röttingen: Warum Familie Horler ihr Glück auf dem Rücken der Pferde sucht
Am Rande des Taubertals betreiben Lisa und Sebastian Horler einen Reiterhof, in dem künftige Champions zur Schule gehen.
Lisa und Sebastian Horler mit ihrem aktuell wohl wertvollsten und erfolgreichsten Pferd im Stall. Die sechsjährige Stute 'Danny Cool' ist Vize-Bundeschampion und qualifiziert für die Weltmeisterschaft.
Foto: Markhard Brunecker | Lisa und Sebastian Horler mit ihrem aktuell wohl wertvollsten und erfolgreichsten Pferd im Stall. Die sechsjährige Stute "Danny Cool" ist Vize-Bundeschampion und qualifiziert für die Weltmeisterschaft.
Markhard Brunecker
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:07 Uhr

Jeder Reiter wünscht sich ein Pferd, das gesund und angenehm zu reiten ist, das willig mitarbeitet und gut erzogen ist. Doch bis ein Pferd trotz vorhandenem Mindestmaß an Talent all diese positiven Eigenschaften vereint, muss es sorgfältig ausgebildet werden, um es anschließend mit kontinuierlichem Training zu etwas bringen zu können. Nicht nur das Pferd, sondern auch der Reiter muss über viele Jahre hinweg geschult werden und nach Möglichkeit Erfahrung gesammelt haben.

Genau auf dieses Fundament können die Eheleute Lisa und Sebastian Horler am Röttinger Gammertshof blicken. Der Gammertshof, etwas außerhalb von Röttingen gelegen, ist eine weitläufige Anlage mit großen Stallungen, ganz oben am Rippachtal. Obwohl es den Hof schon seit vielen Jahren gibt, ist er relativ unbekannt geblieben, denn ein gewöhnlicher Reitstall ist der Gammertshof bislang nicht gewesen.

Bereits bundesweit einen Namen gemacht

Hier betrieben die Dressurreiter Udo Lange und Christilot Boylen aus Kanada jahrelang einen Sportstall für hochklassiges Reiten. Vor rund fünf Jahren haben der gebürtiger Münchner Sebastian Horler und seine in Esslingen geborene Ehefrau Lisa die Reitsportanlage übernommen. Das noch junge Pferdesportehepaar hat sich bereits bundesweit einen angesehenen Namen gemacht.

Zu ihren sportlichen Höhepunkten zählt ohne Zweifel die Verleihung des Goldenen Reitabzeichens. Diese außergewöhnliche Ehrung wird  Reitern zuteil, die mindestens neun Siege in Turnieren er Leistungsklasse S* und mindestens einen Sieg in der Klasse S** vorweisen können. S steht dabei für schwer. Zwei Sterne weisen die zweithöchste der international anerkannten Leistungsklassen für Dressurpferde aus.

Für Weltmeisterschaften qualifiziert

Lisa und Sebastian Horler können mit ihren Dressurpferden bereits auf bayerische und baden-württembergische Meistertitel zurückblicken sowie auf Teilnahmen an Deutschen und Weltmeisterschaften. Mit ihren beiden besten Pferden im Stall waren sie auch im vergangenen Jahr für die Deutsche und Weltmeisterschaft qualifiziert, doch wegen Corona wurden die Turniere abgesagt.

Beide haben eine beeindruckende Ausbildung hinter sich. Der heute 35-jährige Sebastian Horler begann im Alter von 16 Jahren eine Lehre am staatlichen Haupt- und Landgestüt Schwaiganger bei Garmisch-Partenkirchen. Weitere Stationen waren der Dressurausbildungsstall von Wolfram Wittig, Ausbilder von Olympiasiegerin Isabell Werth. Weiter zählt eine Ausbildung bei Springreiter Paul Schockemöhle und anschließend die Meisterprüfung zu seinem Werdegang.

"Wir versuchen, aus Zitronen Limonade zu machen."
Sebastian Horler, Pferdewirtschaftsmeister

Vor seiner Röttinger Zeit war Sebastian sieben Jahre lang Gestütsleiter am Starnberger See mit rund 100 Pferden. Dort fasst er den Entschluss, selbst einen Reithof zu betreiben, so Horler. Sein damaliger Tierarzt habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass der Gammertshofes zum Verkauf steht.

Einen Pensionsstall, in dem Privatpersonen ihre Pferde ihre Pferde unterstellen und reiten können, hatte er dabei nicht im Sinn. Vielmehr beherbergt der Gammertshof ausschließlich Berittpferde. Das heißt, dass Sebastian Horler Pferde aus dem In- und Ausland aufnimmt, um sich um deren weitere Ausbildung und Schulung mit dem Schwerpunkt Dressur zu kümmern. "Wir versuchen, aus Zitronen Limonade zu machen", beschreibt der Pferdewirtschaftsmeister seine Aufgabe.

Beim Reitturnier kennengelernt

Ehefrau Lisa hat ebenfalls eine Ausbildung zur Pferdewirtin absolviert und ist ebenfalls geprüfte Bereiterin. Kennengelernt hat sich das Paar natürlich bei einem Reitturnier und fühlt sich im inzwischen im Taubertal sehr wohl.

Der Schritt in die Selbstständigkeit hat sich als Erfolg erwiesen. Mit 28 Ausbildungspferden sei der Hof ausgebucht, sagt Horler. Sogar Wartelisten müsse er führen. Neben dem Wohnhaus, das auch eine Mitarbeiterwohnung bietet, und dem Stall mit 28 Plätzen gehören ein Dressurviereck und eine 70 mal 25 Meter große Reithalle zu der Anlage. Ausgebildet werden die wertvollen Sportpferde von dem jungen Ehepaar selbst und von einer Auszubildenden.

Vorbereitung auf die Zucht

Zum Team rund um den Hof gehören außerdem noch zwei Pfleger und Halbtagskräfte. Neben der Ausbildung der Pferde nimmt die Vorbereitung auf die Zucht einen großen Teil ihrer Arbeit ein. Eine wichtige Rolle spielt dabei die sogenannte Körung. Dabei werden die zweieinhalbjährigen Hengst eine Reihe von Zuchtrichtern vorgeführt, die entscheiden, ob sie als Deckhengst geeignet sind.  Und auch hier kann das Ehepaar bereits auf große Erfolge zurückschauen.

Raum für Hobbys abseits des Pferdesport bleibt dem Ehepaar nicht viel. Für das Jagdrevier, das Sebastian Horler gepachtet, muss die Zeit auf jeden Fall schließlich. Und schließlich sind da noch die acht Jagdhunde, die ebenfalls zu ihrem Recht kommen wollen.

 
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