In Röttingen stehen 49 Prozent der Gemarkungsfläche unter einem Schutzstatus, sind FFH- oder Vogelschutzgebiet oder gehören dem 2000 Hektar großen Landschaftsschutzgebiet entlang der Täler und Tauber, Gollach und Steinach an.
Der Stadt fehlen deshalb langfristige Perspektiven für die bauliche Entwicklung. Um solche Potenziale aufzudecken, hat die Stadt eine Studie in Auftrag gegeben. Ihr Ergebnis wurde jetzt dem Stadtrat vorgestellt.
Die Stadtplanerin von Landschaftsarchitektin Gudrun Rentsch vom Kitzinger Büro arc.grün hat darin ermittelt, wo Wohn- und Gewerbegebiete sinnvoll erweitert werden können. Diese Flächen einfach aus den Schutzgebieten herausnehmen zu wollen, wäre aber wahrscheinlich ein wenig aussichtsreiches Unterfangen.
Im Gegenzug hat Rentsch deshalb die übrige Gemarkungsfläche unter die Lupe genommen und Gebiete ermittelt, die stattdessen wegen ihres hohen Naturschutzwertes in die Schutzgebiete aufgenommen werden. Ein Tauschhandel also, bei dem aber die Interessen des Naturschutzes im Vordergrund stehen sollen, so die Planerin.
Für die weitere wohnbauliche Entwicklung hält Gudrun Rentsch den Kapellenberg für am besten geeignet. Bei der Erweiterung des vorhandenen Siedlungsgebiets dürften aber das Landschaftsbild und die Blickbeziehung zur Kapelle auf der Höhe des Bergrückens nicht beeinträchtigt werden. Im Gegenzug weise der Auber Berg einen hohen Naturschutzwert auf. Dort sollte die weitere Entwicklung gestoppt und Flächen eventuell als Ausgleich in die Schutzgebiet aufgenommen werden.
Bei den Gewerbeflächen hat Röttingen noch Reserven angrenzend an Industriegebiet an der Rippach in Richtung Riedenheim. Anders sieht es bei den Mischgebieten an, die vor allem örtlichen Kleinbetrieben langfristige Entwicklungsmöglichkeiten bieten sollen. Für Planerin Gudrun Rentsch bietet hierzu das Gebiet entlang der Neubronner Straße die besten Bedingungen.
Als nächsten Schritt will Bürgermeister Martin Umscheid nun das Gespräch mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt suchen, um die Vorschläge für eine Veränderung der Schutzgebiete zu erörtern. Anschließend wird es darum gehen, den Flächennutzungsplan der Stadt entsprechend anzupassen.
Es gehe also nicht darum, in nächster Zukunft Bauland auszuweisen, betont Umscheid dabei. Vielmehr sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um den örtlichen Bedarf an Siedlungsflächen langfristig decken zu können. Für die nahe Zukunft bleibe die Aktivierung der Kernstadt und die Beseitigung von Leerständen vorrangiges Ziel, so Umscheid.
Weiteres Flächenpotenzial hat Röttingen in Form von Baulücken – allerdings nur theoretisch. Wie eine Erhebung der kommunalen Allianz „Fränkischer Süden“ erst kürzlich ergeben hat, seien die wenigsten Eigentümer bereit, ihre Grundstücke an Bauwillige zu veräußern.