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RÖTTINGEN
Röttingen gründet eine Stadtbau GmbH
Die Stadt als Bauträger: Nicht immer lohnt sich, wie beim Anwesen am Marktplatz 7 (rechts) die Sanierung historischer Gebäude. Für solche Fälle will die Stadt Röttingen nun eine eigene Stadtbau GmbH gründen.
Foto: Gerhard Meißner | Die Stadt als Bauträger: Nicht immer lohnt sich, wie beim Anwesen am Marktplatz 7 (rechts) die Sanierung historischer Gebäude. Für solche Fälle will die Stadt Röttingen nun eine eigene Stadtbau GmbH gründen.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 11.06.2015 17:01 Uhr

Dass sich Röttingen ein Elektrizitätswerk leistet, ist schon ungewöhnlich genug. Jetzt will das 1700-Seelen-Städtchen auch noch eine eigene Bauträgergesellschaft gründen. Der Stadtrat hat der Gründung bereits zugestimmt. Nur der Segen der Rechtaufsicht am Landratsamt fehlt noch, bevor die Stadtbau Röttingen GmbH an den Start gehen kann.

So ungewöhnlich der Schritt scheint, so naheliegend sind die Gründe, die Bürgermeister Martin Umscheid für die Gründung der städtischen GmbH nennt. In den zurückliegenden Jahren hat Röttingen kräftig in die Aufwertung und Sanierung des Ortskerns investiert. Die Zehntscheune auf Burg Brattenstein wurde saniert, ein altes, vom Einsturz bedrohtes Gebäude zur Spielscheune ausgebaut. Und dann war da noch die Neugestaltung des Marktplatzes und der Hauptstraße.

Rund 3,5 Millionen Euro Zuschuss aus der Städtebauförderung sind dafür in den letzten zehn Jahren an die Tauber geflossen; unter der Maßgabe, dass bestehende Gebäude aktiviert und öffentlich genutzt werden. Nun gibt es aber auch leer stehende Gebäude, deren Sanierung nicht mehr lohnt. Durch einen Abriss und Neubau könnten wichtige Impulse für die Städte- und Wohnungsbau gegeben werden.

Die Stadt tut sich damit allerdings schwer, weil sie keine Zuschüsse erwarten kann, wenn sie das Gebäude später vermarkten will. Anders bei Wirtschaftsunternehmen wie einer GmbH. Sie darf Gewinne erzielen, ist nicht an die strengen Vergaberichtlinien der öffentlichen Hand gebunden und genießt überdies steuerliche Vorteile. Mit einer Stadtbau GmbH kann die Stadt Röttingen also ähnlich agieren wie ein privates Unternehmen.

Ansatzpunkte dafür gibt es genügend. So fehlt es in der Stadt an Wohnungen. „Es gibt in erster Linie Eigenheime, nur wenig vermietbare Wohnungen“, so Martin Umscheid. Vor allem die ansässigen Unternehmen klagen darüber, dass die Suche nach Fachkräften von auswärts durch das Fehlen ortsnaher Wohnmöglichkeiten erschwert wird, sagt der Bürgermeister. Dem könnte die Stadtbau GmbH entgegenwirken.

„So klein wie wir sind, können wir natürlich nicht in den Mietwohnungsbau einsteigen, aber wir können Akzente setzen“, meint Umscheid weiter. Und an der einen oder anderen Stelle lässt sich vielleicht im gleichen Aufwasch ein hässlicher Leerstand beseitigen.

Ein Beispiel dafür hat Umscheid in der Taubergasse vor Augen. Ein ziemlich marodes Anwesen, das sich inzwischen im Besitz der Sparkasse Mainfranken befindet, steht dort seit Jahren leer. Die Sparkasse wäre bereit, das Anwesen günstig zu verkaufen. Die Stadtbau GmbH könnte es abreißen und durch einen Neubau ersetzen, der sich später vermieten ließe. Eine entsprechende Zustimmung der Denkmalschutzbehörden hat Umscheid bereits eingeholt.

Bevor die GmbH gegründet werden kann, muss allerdings erst die Rechtsaufsicht am Landratsamt ihre Zustimmung geben. Und die hat sich in ersten Gesprächen skeptisch geäußert, wie Martin Umscheid einräumt. Was soll mit eventuellen Verlusten geschehen? Fallen sie dem Stadtsäckel zur Last? Und wer trifft in dieser GmbH die Entscheidungen, wie wird sie öffentlich kontrolliert?

Die Unternehmenssatzung, die der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat, soll die Bedenken entkräften. Darin ist festgelegt, dass die Stadt für Verluste der GmbH nicht einspringen muss. „Wenn es nicht gelingt, wirtschaftlich zu arbeiten, regelt sich das nach dem Handelsrecht von selbst“, so Umscheid. Mit anderen Worten: die GmbH müsste Insolvenz anmelden.

Auch das Mitspracherecht des Stadtrats ist genau geregelt. Dem Aufsichtsrat gehören die fünf Mitglieder des Haupt-, Finanz- und Bauausschusses an. Den Vorsitz führt der Bürgermeister. Aufwandsentschädigungen gibt es dafür, über das übliche Sitzungsgeld hinaus, nicht. Als Geschäftsführer wurde der kaufmännische Leiter der städtischen Versorgungsbetriebe, Christian Lutz, bestellt. Über sein bisheriges Gehalt hinaus erhält er eine Aufwandsentschädigung von 200 Euro monatlich.

Was die weiteren Unternehmensziele angeht, äußert sich Bürgermeister Umscheid zurückhaltend – „Jetzt haben wir erst einmal die Strukturen geschaffen, alles weitere wird sich langsam entwickeln.“ Er ist sicher, dass sich die Stadtbau GmbH für Röttingen auch wirtschaftlich auszahlt. „Schließlich müssen wir keinen Gewinn machen“, sagt er, „uns reicht eine schwarze Null.“

 
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