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WÜRZBURG
Röntgen-Gymnasium: Der Schulleiter geht nach 18 Jahren
Der Schulleiter des Röntgen-Gymnasiums Hans Reinfelder ist dankbar für die Zeit, die er als Lehrer und Schulleiter verbringen konnte. Er nimmt jetzt Abschied von seinen Schülern und Mitarbeitern.
Foto: Silvia Gralla | Der Schulleiter des Röntgen-Gymnasiums Hans Reinfelder ist dankbar für die Zeit, die er als Lehrer und Schulleiter verbringen konnte. Er nimmt jetzt Abschied von seinen Schülern und Mitarbeitern.
Regina Urbon
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:06 Uhr

Der Steuermann geht. Der Leiter des Röntgen-Gymnasiums Hans Reinfelder verabschiedet sich nach 18 Jahren von seinen Schülern und Mitarbeitern, nach teils stürmischen Zeiten, wie sie das plötzlich eingeführte G 8 hervorgerufen hat. 1979 schied sein Vorgänger Helmut Winter aus und Reinfelder übernahm. Nach Reinfelder soll Klauspeter Schmidt, bisher am Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern, das Röntgen-Gymnasium führen.

Was ihn, Reinfelder, in seiner Zeit als Schulleiter besonders gefreut hat? Es waren vor allem kreative und begeisterte Schüler, die sich in verschiedenen Gruppen eingesetzt haben wie zum Beispiel Robotik, wo sie in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl Didaktik und Informatik der Uni ein Programm entwickelten, wie Tiere gemolken werden können. Sie nahmen schließlich an der World Robotic Olympiad (WRO) in Katar teil, schafften es aber nicht bis in die Endrunde.

Beim Wettbewerb „Jugend forscht“ ging es um Fluginstrumente wie Drohnen und beim „Wald der Zukunft“ auf dem Gartenschaugelände am Hubland um das Pflanzen von Bäumen – aus den umliegenden Wäldern und auch von solchen aus Südosteuropa: verschiedene Laub- und Nadelbaumarten, von denen man weiß, dass sie mit Hitze und geringeren Niederschlägen zurechtkommen. „Unsere Zehntklässler haben den 'Wald der Zukunft' am Hubland mitgepflanzt,“ sagt Reinfelder. Die Jugendlichen seien so enthusiastisch bei der Sache gewesen, dass zwischendurch die Bäume ausgegangen seien.

Die abrupte Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G 8) habe anfangs Unsicherheit gebracht, Reinfelder sieht aber auch die Vorteile: mehr individuelle und differenziertere Förderung der Kinder und Jugendlichen seitens der Schule und ein Umfeld, das die Schüler nutzen können, zum Beispiel in Kooperation mit der Stadtbücherei und der Fachhochschule. Reinfelder akzeptiert natürlich auch, dass zwei Drittel der Eltern für ihre Kinder ein neunjähriges Gymnasium wünschen. Ihnen wurde der Pilotversuch „Mittelstufe plus“ gerecht, der in der Mittelstufe ein Schuljahr mehr anbietet und damit eine etwas andere Form des neunjährigen Gymnasiums als früher.

Der Pilotversuch ist gerade mal eineinhalb Jahre jung. Wie es damit weitergeht, weiß Reinfelder noch nicht. „Wir warten gespannt auf eine Entscheidung, sagt er in Richtung Kultusministerium, ob noch ein dritter Jahrgang die Wahlmöglichkeit zwischen G 8 und G 9 bekommt.

Was Flüchtlinge anbelangt: Reinfelder berichtet von einer jungen Frau in der 12.Klasse, „die wird ein gutes Abi machen“, prognostiziert er, selbst im Fach Deutsch bringe sie gute Noten – obwohl sie bei ihrer Ankunft in Deutschland so gut wie gar nicht Deutsch gesprochen habe.

Aus den Gymnasialklassen im Friedrich-Koenig-Gymnasium (InGym) kamen drei Schüler ans Röntgen, die noch in der Probezeit sind. Vorausschauend sieht Reinfelder bereits „eine 5. Klasse Migranten mit regulärem Übertritt“ ans Röntgen-Gymnasium kommen.

753 Schüler hat die Schule. Es waren schon wesentlich mehr, aber mit dem G 8 fiel die13. Klasse weg; hinzu kam die demografische Entwicklung mit immer weniger Kindern.

Etwa die Hälfte der Schüler komme aus den umliegenden Kreisen, die andere Hälfte aus der Stadt, so Reinfelder.

Reinfelder ist in Würzburg geboren. Zwischenzeitlich lebte er in Aschaffenburg, dann wieder in Würzburg, wo er 1971 Abitur machte.

Anschließend studierte er in Würzburg Mathematik und Physik. Als angehender Lehrer kam er ans Friedrich-Koenig-Gymnasium, war aber auch in Bad Neustadt. Nach einem Zwischenstopp am Röntgen-Gymnasium folgte der Ruf ins Kultusministerium (KM) nach München, wo er vor allem in der EDV, Statistik und im Personalreferat tätig war. Es ging um Lehrerzuweisungen, aber auch um Petitionen an den Landtag. Wie direkt der Kontakt zur Bevölkerung sein kann, erfuhr er zum Beispiel bei Protesten, die sich meist freitags vor dem Kultusministerium (KM) abspielten – gegen eine Neuordnung des Sexualkundeunterrichts zum Beispiel. Und eines Tages musste eine Fensterscheibe des KM dran glauben, erinnert er sich. Wie sehr solche Gruppen aus der Gesellschaft den Schulalltag mitprägten, „das ist einem als Lehrer sonst nicht so bewusst.“

Reinfelder drehte später eine weitere Runde am Wirsberg-Gymnasium, gab Stellungnahmen für den Ministerialbeauftragten in Mathe und Physik ab, zum Beispiel, wenn es um Streitigkeiten bei Schulaufgaben ging. Zehn Jahre lang. Als am Röntgen-Gymnasium die Stelle des Leiters frei wurde, bewarb sich Reinfelder und kam für zwei Jahre zunächst auf Probe, wie es damals auch für leitende Stellungen eingeführt wurde.

Eine Schülerin habe in den 18 Jahren einen Selbsttötungsversuch unternommen, der aber nicht gelang. Amokläufe oder Unglücke wie jüngst in Arnstein seien ihm „Gott sei Dank erspart geblieben“.

Reinfelder geht dank der Rentenreform zum Schulhalbjahr: mit 65 Jahren und fünf Monaten. Die feierliche Verabschiedung in der Schule ist diesen Freitag. Dann ist der Chef noch zwei Wochen da – bis zur Ausgabe der Zwischenzeugnisse. Wie die Zeit danach aussehen wird? Er spricht von einer Orientierungsphase: „Nicht schon gleich wieder den ganzen Tag verplanen. ,Papa ante Portas' möchte ich vermeiden“. Ab und zu kocht er „gar nicht so ungern“. Übrigens: Bügeln kann er auch.

 
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