Es gibt sie noch, mitten in der Ellbogengesellschaft – Menschen, die sich uneigennützig für Frieden und Solidarität engagieren. Rita Prigmore gehört dazu. Unterstützt von der Gemeinschaft Sant’Egidio berichtet die Überlebende der Shoa in ganz Europa über ihr Schicksal in der NS-Zeit. Für ihren Einsatz gegen Rassismus, Antisemitismus und Zigeunerfeindlichkeit erhielt die 70-Jährige am Sonntag im Mainfranken Theater den mit 1500 Euro dotierten 19. Würzburger Friedenspreis.
Wie Thomas Schmelter vom „Komitee Würzburger Friedenspreis“ versicherte, ist der Organisation, die jährlich die Friedenspreisträger auswählt, bewusst, dass der Preis Rita Prigmore nicht für ihr persönliches Schicksal entschädigen kann: „Das ist unmöglich.“ Die Auszeichnung, die im Bewusstsein der Vergangenheit Rita Prigmores wie auch der Würzburger Geschichte verliehen wird, gehe an die Zigeunerin vor allem für ihr Engagement in der Gegenwart. „Trotz und wegen ihres besonderen Lebenswegs setzt sie sich gegen Rassismus ein und wirbt für Versöhnung“, so Schmelter. Damit trage Rita Prigmore dazu bei, das friedliche Zusammenleben zu sichern.
Obwohl sie viel erlitten hat, will Rita Prigmore auf keinen Fall die Opferrolle tragen, betonte Ursula Kalb von der Gemeinschaft Sant’Egidio in ihrer Laudatio: „Sie hat sich vielmehr dafür entschieden, aus ihrem Leben eine Mission zu machen.“ Die Zigeunerin kämpfe nicht für sich selbst, sondern - mit viel Charme, Sympathie und Herzlichkeit - „für die Herzen der Jugendlichen“. Sie fordert Schülerinnen und Schüler dazu auf, ihre Einstellung gegenüber Menschen, die arm, schwach und ausgegrenzt sind, zu ändern.
Wie schnell gilt heute jemand als Niete – nur weil er nicht mithalten kann. Wie schnell werden Menschen angesichts der heutigen, so Thomas Schmelter, „Vergötzung aller Leistung“ missachtet und an den Rand gedrängt. Rita Prigmore macht Schülern am Beispiel ihres eigenen Schicksals klar, dass jeder Mensch in der Verantwortung steht, überall dort, wo anderen Menschen Unrecht geschieht, für Humanität einzutreten: „Wer sich dafür nicht entscheidet, wird zum Mitläufer.“
Frieden zu schaffen, das heißt auch, sich in konflikthaften Situationen für einen Konsens einzusetzen. Es heißt, sich anderen Menschen zu öffnen und sich ernsthaft mit ihnen auseinanderzusetzen. Rita Prigmore ist ein Mensch, der die Konfrontation mit anderen nicht scheut. Schüler dürfen sie stets alles fragen, was sie beschäftigt, was sie wissen möchten. „Ihre Fragen sind oft nicht leicht zu beantworten“, meinte die sichtlich tief bewegte Friedenspreisträgerin nach der Preisverleihung in der Dankesrede. Zu erfahren, dass die Schüler sie „als Mensch und als Zigeunerin“ akzeptieren, gebe ihr immer wieder neue Kraft für ihr Engagement.