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Würzburg
Revolte im Golfclub Würzburg: Präsident widerlegt Anschuldigungen
Untreue-Vorwürfe kursierten im Golfclub Würzburg. Präsident Bernhard May macht deshalb Geschäftszahlen öffentlich und erntet dafür einen beeindruckenden Vertrauensbeweis.
Die 18-Loch-Anlage des Golfclubs Würzburg genügt den höchsten Standards. Ermöglicht wurden Bau und Unterhalt  durch das Konstrukt des Clubs als eingetragenem Verein und einer privaten Betreibergesellschaft.
Foto: Stefan von Stengel | Die 18-Loch-Anlage des Golfclubs Würzburg genügt den höchsten Standards. Ermöglicht wurden Bau und Unterhalt  durch das Konstrukt des Clubs als eingetragenem Verein und einer privaten Betreibergesellschaft.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:48 Uhr

Es ging um eine mögliche Interessenskollision im Vorstand des Golfclub Würzburg  und sogar um den Vorwurf der Untreue zu Lasten des Vereins. Den Verdacht hatte ein Mitglied kurz vor der Jahreshauptversammlung in einem Schreiben verbreitet und damit indirekt zur Revolte gegen das Präsidium aufgerufen. Unterstützt von einem Steuerberater, einem Anwalt aus den Reihen der Mitglieder und seinen Vorstandskollegen gelang es Clubpräsident Bernhard May, die Vorwürfe zu widerlegen. Dazu gewährte May auch tiefe Einblicke in die Zahlen der Golfplatz-Betreibergesellschaft, deren Geschäfte er ebenfalls führt. Mit einer eindrucksvollen Mehrheit wurde May für zwei weitere Jahre in seinem Amt als Clubpräsident bestätigt.

Selten war die Mitgliederversammlung des Golfclubs so gut besucht gewesen wie an diesem Abend. Knapp 300 der über 1100 Mitglieder waren ins Vogel Convention Center gekommen. Das Interesse geweckt hatten zweifellos die Anschuldigungen, die wenige Tage vor der Versammlung an zahlreiche Mitglieder verbreitet wurden. Dem Urheber des Schreibens schlug schon vor Beginn des Treffens und auch während der Diskussion die offene Feindseligkeit vieler Mitglieder entgegen.

Zweifel an der Rechtmäßigkeit von Zahlungen

Der Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht hatte die Rechtmäßigkeit von Zahlungen des Golfclubs an die Golfplatz Würzburg GmbH (GW) in Zweifel gezogen. Die GW war 1985 von Bernhard Mays Vater Rudi May mit dem Ziel gegründet worden, in Würzburg einen Golfplatz zu bauen und zu betreiben. Gleichzeitig war Rudi May Gründungspräsident des Golfclubs, der sich seinerseits verpflichtete, einen Großteil seiner Mitgliedsbeiträge für den Bau und Betrieb des Golfplatzes an der Giebelstadter Steige an die GW abzuführen. 2017 lag dieser Anteil bei 95 Prozent.

Nur durch dieses Konstrukt zwischen dem Verein und seiner Familie als privatwirtschaftlichem Investor sei es überhaupt möglich geworden, in Würzburg einen Golfplatz zu bauen, der inzwischen nahezu den höchsten Anforderungen des Bundesverbands deutscher Golfanlagen genügt, so Bernhard May. Er übernahm 2017 sowohl die Geschäftsführung der GW als auch das Präsidium des Golfclubs von seinem inzwischen verstorbenen Vater.

"Das Engagement der Familie May hat das Überleben des Clubs gesichert."
Bernhard May, Clubpräsident

Dass der Mitgliedsanteil an die Betreibergesellschaft im Jahr 2018 von 95 auf 97,5 Prozent erhöht wurde, ist einer der Hauptkritikpunkte, die an den Vorstand des Club gerichtet wurden. In dem als "Faktencheck" verbreiteten Schreiben ist von der "eigennützigen Wegnahme" von Vereinsgeldern durch den Präsidenten "zugunsten der von ihm dominierten Betreibergesellschaft" die Rede. Dabei stellte der Urheber den Vorwurf der Untreue in den Raum, weil einerseits kein ordnungsgemäßer Nachweis für den zusätzlichen Finanzbedarf vorgelegt worden sei und andererseits die Mitgliederversammlung über die Vertragsänderung hätte entscheiden müssen.

Dem Vorwurf trat der für die Finanzen verantwortliche Vize-Präsident Frank Engel entgegen. Nach seinen Worten sei der höhere Finanzbedarf dem Präsidium glaubhaft nachgewiesen worden, welches ihrerseits befugt gewesen sei, ohne Befragung der Mitgliederversammlung eine entsprechende Vertragsänderung vorzunehmen. Bernhard May bezeichnet die Anschuldigungen als "verleumderisch und ehrabschneidend".

Nach dem Rechnungsabschluss für das Jahr 2020 hat der Verein 1,1 Millionen Euro an Beiträgen von seinen Mitgliedern eingenommen und davon vertragsgemäß 1,07 Millionen an die Betreibergesellschaft abgeführt. Weil der Betrag umsatzsteuerpflichtig ist, seien bei der Gesellschaft netto 924 000 Euro angekommen, begünstigt durch den erniedrigten Mehrwertsteuersatz während der Corona-Pandemie. 

Die Summe ist in den vergangenen Jahren angewachsen, unter anderem weil der Verein gezielt um neue Mitglieder geworben hat. 2018 seien bei der Gesellschaft 654 000 Euro als Anteil an den Mitgliedsbeiträgen eingegangen, wie Steuerberater Harald Seifert ausführte. Dem standen ungedeckte Betriebskosten von mehr als 900 000 Euro gegenüber, davon allein 506 000 Euro Personalkosten für die 17 Golfplatz-Mitarbeiter. Bernhard May hatte den Steuerberater und vereidigten Buchprüfer eigens von seiner Schweigepflicht entbunden, um den Clubmitgliedern die wirtschaftliche Situation der Betreibergesellschaft darzulegen.

Bilanzielle Überschuldung

Demnach hätte die Gesellschaft längst Insolvenz anmelden müssen, wenn die Familie May nicht über viele Jahre hinweg immer wieder Geld in Form von Darlehen oder stiller Beteiligung zugeschossen und zugleich Rückzahlungen gestundet hätte. "Es liegt eine bilanzielle Überschuldung vor", so Seifert. Bernhard May möchte die Situation lieber positiv dargestellt wissen. "Das Engagement der Familie May hat das Überleben des Clubs gesichert", sagt er. 

Die Summe, auf die dieses Engagement im Lauf der Jahre angewachsen ist, bezifferte Steuerberater Seifert auf 4,5 Millionen Euro. Auch Gerüchten, wonach die Anteilseigner finanziellen Nutzen aus der GmbH gezogen hätten, widersprach Seifert vehement. Weder seien Geschäftsführer-Gehälter gezahlt noch sonstige Vergünstigungen, etwa in Form von Dienstfahrzeugen, gewährt worden.

"Wir haben das Geld zugeschossen, ohne darüber zu reden, und wollten es auch diesmal vermeiden, um nicht erneut irgendwelche Diskussionen loszutreten", sagt Bernhard May nach der Versammlung. Nach allen Verleumdungen, die gegen ihn vorgetragen wurden, sei es aber "Zeit gewesen, einmal alles auf den Tisch zu legen."

Mit 92,5 Prozent wiedergewählt

Die übergroße Mehrheit der Mitglieder konnte der Präsident damit überzeugen. Bei der turnusgemäßen Neuwahl erhielt May 92,5 Prozent der gültigen Stimmen. Auch der vorgeschlagenen Anhebung des Jahresbeitrags von 1350 Euro auf 1500 Euro folgten die Mitglieder fast einstimmig. Der Golfclub Würzburg liege damit noch immer rund 500 Euro unten dem Durchschnittsbeitrag vergleichbarer Clubs in Deutschland, so May.

"Ich bin begeistert von diesem großartigen Vertrauensbeweis und freue mich, dass sich die Mitglieder jetzt wieder auf das konzentrieren können, was ihnen Spaß macht, nämlich Golf spielen", kommentiert Bernhard May das Ergebnis der Abstimmungen. Ob die verbreiteten Anschuldigungen nun auch ein juristisches Nachspiel haben werden, ist ungewiss. Das Clubpräsidium hat sich anwaltlichen Rat eingeholt. "Das weitere Vorgehen werden wir erst einmal intern besprechen", so Bernhard May

 
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