Es dürfte schwer fallen, am Kirchheimer Moosbach, seinen Zuflüssen und auf seinem weiteren Weg in den größeren Wittigbach ein naturnahes Bachbett zu entdecken. Schon vor langem hat man dem bei Geroldshausen entspringenden Gewässer einen festen Verlauf vorgegeben mit der Aufgabe, Wasser möglichst schnell und auf kürzestem Weg abzuleiten. Mit einem ökologisch wertvollen Fließgewässer hat der Kirchheimer Moosbach auf weiten Strecken wenig gemein. Dies soll sich nun ändern. Mit dem Umbau des Bachs auf einem Teilstück im bebauten Gebiet von Kirchheim.
Vorerst geschieht dies nur auf einer Länge von 250 Metern und einer Fläche von 1300 Quadratmetern. Möglich wurde die Maßnahme erst dadurch, dass die Gemeinde ein lang gezogenes Wiesenstück entlang des Bachs erwerben konnte. Eine intensivere Nutzung hatte hier zuvor nicht stattgefunden. Nötig wurde die Maßnahme, da ein Stück der früheren Hangmauer eingesackt war und größere Teile der Straße abzurutschen drohten. Denkbar ist aber auch, dass später weitere Stellen in Angriff genommen werden, bestätigt Bürgermeister Björn Jungbauer. Die Maßnahme sei mehr als nur eine Nothilfe und in einem größeren Rahmen zu betrachten.
Zusätzlicher Speicherraum
Schon früher wurden ökologische Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in das Überschwemmungsgebiet des Moosbachs am neuen Supermarkt in Kirchheim Süd vorgenommen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der zusätzliche Speicherraum, der bei Starkregen Wasser zurückhält. Rund 700 Kubikmeter zusätzlicher Rententionsraum sollen hier entstehen. Insgesamt kostet die Baumaßnahme rund 550.000 Euro. Die Gemeinde erwartet in enger Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt einen großzügigen Zuschuss für die Stärkung des ökologischen Gleichgewichts des Bachs und des Wasserhaushalts.
Das neue Bachbett wurde seit Juli angelegt und ist nun fertig gestellt. In sachten Bögen zieht der Bach nun über die ausgebaggerte Ebene. Das alte Bachbett wurde ausgebaggert und das Sediment, in dem sich etwa Libellenlarven befinden, für das neue Bachbett verwendet. Zuvor war er in einen eng an der Straße Rothweg entlang geführten Graben gebannt. Auch ist ein künstliches Hindernis verschwunden: Der Graben führte in zwei scharfen 90-Grad-Winkeln um ein Wohnhaus herum in den Ort. "Der Bach hat nun Möglichkeiten bekommen, sich seinen eigenen Weg zu suchen", erklärt Projektleiter Hans Schuller. Dies trifft vor allem für die aufgeweitete Stelle am Oberlauf zu.
Ökopunktekonto wird gefüllt
An einigen Stellen wurden Flachwasserbereiche angelegt. An anderen Stellen sollen sogenannte Lebendfaschinen mit Böschungsmatten, Steckhölzern und Weidenbewuchs für einen natürlichen Halt sorgen. Auf den Gewässerrandstreifen werden Steinhaufen und Totholz-Stellen angelegt. Auch sind Bäume und Sträucher geplant, darunter Walnuss, Quitte oder Holunder. Die so ökologisch aufgewerteten Flächen füllen das Ökopunktekonto der Gemeinde. Sie können als Ausgleichsflächen bei späteren Bauarbeiten herangezogen werden. Nur, wo nicht anders möglich, haben die Planer auch zu Beton gegriffen. Dies ist der Fall bei der Zuleitung des Trennwasserkanals für Regenwasser aus dem Neubaugebiet Am Schoppen.
Einen Wermutstropfen gibt es jedoch. Im Zuge der Arbeiten wird die alte, aus Bruchstein hergestellte Rundbogen-Brücke des Rothwegs über den Moosbach abgerissen und durch einen Wellblech-Durchlass ersetzt. Der hier als Radweg genutzte Rothweg führt über einen Damm, der vermutlich für eine gleisgebundene Lorenbahn angelegt wurde, um Muschelkalk aus einem nahen Steinbruch zum Bahnhof zu transportieren. Sie zu erhalten sei nur unter hohem Kostenaufwand möglich gewesen, bedauert Schuller. Es fehle eine geeignete Zufahrt für schwere Maschinen. Die Bauarbeiten an Bächen seien zudem aus Schutzgründen nur in dem knappen Zeitraum zwischen Juli und September möglich.