Zum dritten Mal lud in diesem Jahr der Verein „Würzburg liest ein Buch“ zur gleichnamigen Stadtleseaktion ein und zum dritten Mal nach 2014 und 2016 wurde der Lesemarathon zu einem großen Erfolg. In über hundert Veranstaltungen wurde Jehuda Amichais Roman „Nicht von jetzt, nicht von hier“ gelesen, szenisch dargestellt, diskutiert, interpretiert und auch künstlerisch umgesetzt. Elisabeth Stein-Salomon und Daniel Osthoff vom „Würzburg liest“-Vorstand sind mit dem Ergebnis vollauf zufrieden und sehen die Würzburger Aktion mindestens auf Augenhöhe mit anderen Städten.
6000 Besucher bei 100 Veranstaltungen
Der Erfolg kommt aber nicht von ungefähr: „Würzburg liest“ sei nach den beiden ersten Aktionen inzwischen bestens in der Stadt vernetzt, so dass Veranstaltungsangebote aus den unterschiedlichsten Richtungen kommen, erklärt Vereinsvorsitzende Stein-Salomon.
Es gab zur Eröffnung einen großen Festakt mit 200 Besuchern in der Stadtbücherei, 45 Lesungen an unterschiedlichsten Orten, 17 Vorträge, mehrere thematische Stadtführungen, szenische Romanumsetzungen, Ausstellungen, Filmvorführungen und vieles mehr. Insgesamt wurden über 6000 Literaturinteressierte erreicht, mehr als bei den zwei ersten Aktionen. Und noch stehen einige Veranstaltungen aus.
Beachtlich ist, dass zu „Würzburg liest“ 2018 gleich drei Bücher erschienen sind. Der Roman wurde im Verlag Königshausen&Neumann neu aufgelegt, dort erschien auch ein Band mit Neuübersetzungen von Amichai-Gedichten. Einen weiteren Gedichtband veröffentlichte der Echter Verlag. Im Gespräch mit Amichais Witwe Hana, die zusammen mit ihren Kinder Emanuella und David nach Würzburg gekommen war, erfuhr Osthoff zudem, dass der Suhrkamp Verlag demnächst ebenfalls ein Buch mit einer Auswahl von Amichai-Lyrik plant.
Viele Experten beteiligt
Für Stein-Salomon und Osthoff zählt aber nicht nur die Menge der Veranstaltungen, besonders erfreut sind sie vor allem über deren hohe Qualität. Da sich viele ausgewiesene Experten an der Aktion beteiligen, sei es möglich, auch „schwierige Bücher mit hoher Qualität“ wie den Amichai-Roman zu behandeln, sagt Stein-Salomon. Für die Vereinsvorsitzenden war besonders die Begegnung mit der Amichai-Familie ein Höhepunkt der diesjährigen Leseaktion. Deren Anwesenheit habe „eine besondere Nähe zu Buch und Autor vermittelt“.
Auch die Familie Amichai war überwältigt, wie man in seiner Geburtsstadt die Erinnerung an den Schriftsteller pflegt und aufrecht erhält. „Es war eine ganz außergewöhnliche Woche mit einer großen Vielfalt von Veranstaltungen mit einer hohen Qualität. Etwas vergleichbares habe ich noch nicht erlebt“, schrieb Amichai-Tochter Emanuella an die Veranstalter.
Vorbereitung für 2020
Jetzt beginnt schon bald die Vorbereitung auf die Lesereihe 2020. Welches Buch dann gelesen wird, steht derzeit noch nicht fest. Nach Möglichkeit soll es aber wieder eines sein, das ähnlich der drei Vorgänger einen Bezug zu Würzburg hat. Mehr als die jetzt rund 100 Veranstaltungen soll es aber nicht geben. Dann wäre, so Daniel Osthoff, organisatorisch eine kritische Masse überschritten und es würde zu viele Parallelveranstaltungen geben.