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Rottendorf
Regierung will Rückbau: Darum bleiben in Rottendorf die Gasleitungen dennoch im Untergrund
Seit längerem überfällig: Setzungen, Risse und reparierte Stücke im Kopfsteinpflaster zeigen, dass der Vordere Talweg eine Sanierung von Grund auf benötigt.
Foto: Christian Ammon | Seit längerem überfällig: Setzungen, Risse und reparierte Stücke im Kopfsteinpflaster zeigen, dass der Vordere Talweg eine Sanierung von Grund auf benötigt.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 15.11.2024 02:38 Uhr

Die Bundesrepublik will bis spätestens 2045 klimaneutral heizen. Das heißt: Ab da dürfen klassische Gasheizungen, die fossiles Erdgas oder Heizöl verfeuern, nicht mehr betrieben werden. Es ist darüber hinaus anzunehmen, dass sie schon deutlich früher infolge immer weniger Nutzer und steigernder Netzentgelte anderen Wärmequellen weichen. Die scheidende Bundesregierung setzt auf Rückbau.

Vor kurzem hat sich Rottendorf jedoch dafür entschieden, mit dem Vorderen Talweg eine Haupterschließungsstraße aufwendig zu erneuern. Gut zwei Millionen Euro kostet es die Gemeinde, die Straße auf knapp 250 Metern von Grund neu zu bauen. Auch Kanal und Wasserleitungen sowie das Glasfasernetz werden auf aktuellen Stand gebracht. Die Gasleitungen verbleiben unangerührt im Untergrund. Auch für das Strom-Netz sind keine größeren Veränderungen vorgesehen.

Ein durchgehender, bodengleicher Mehrzweckstreifen soll Gehsteig ersetzen

"Die Oberfläche ist marode, auch drunter sieht es nicht viel besser aus", stellte Bürgermeister Roland Schmitt im Gemeinderat die Notwendigkeit, nicht weiter mit dem Ausbau zu warten, fest. Die Gefahr von Rohrbrüchen und austretendem, verschmutztem Wasser sei hoch. Auch der Rat sieht die Zeit zum Handeln für gekommen. Die Abstimmung verlief einstimmig.

Der Vordere Talweg ist eine wichtige Erschließungsstraße, die sich vom Ortskern an der Würzburger Straße quer durchs Siedlungsgebiet bis an den Ortsrand zieht, und seit den 1950/60er Jahren unverändert dem Verkehr dient. Dass dringender Handlungsbedarf herrscht, ist leicht an den vielen Unebenheiten, den Rissen und ausgebesserten Stellen an dem vor Jahrzehnten aufgebrachten Kopfsteinpflaster zu erkennen. Einen Gehsteig gibt es bisher nur einseitig. Ein durchgehender, bodengleicher Mehrzweckstreifen soll ihn ersetzen und zu einem vorsichtigen Fahrstil anhalten.

Gemeinde hat erst jetzt Förderbescheid für kommunale Wärmeplanung bekommen

Komplizierter als die Oberflächengestaltung ist die Frage, wie es zukünftig darunter aussehen soll. Wasserleitungen, Kanal und Glasfaserkabel werden zwar modernisiert. Die Gemeinde hat sich jedoch dafür entschieden, auf neue Konzepte zu verzichten. Bei den Kanälen hält sie am Mischwassersystem fest. Auch bei der Wärmeversorgung bleibt alles wie bisher.

Obwohl vor einem Jahr beantragt, hat die Gemeinde, so der Bürgermeister, erst jetzt den Förderbescheid für eine kommunale Wärmeplanung bekommen. Damit könne nun, erklärt der Bürgermeister, per Ausschreibung ein Büro gesucht werden, das den Wärmeplan erstellt. Bis dieser steht, ist die Straßendecke längst wieder zu. Dabei wäre ein Anschluss an das ohnehin geplante und bis an den Ortseingang verlegte Fernwärmenetz des Würzburger Müllheizkraftwerks unwahrscheinlich, aber denkbar, wie Schmitt bestätigt.

Leitungen im Talweg sind nicht ohne weiteres stillzulegen und abzubauen

Einen möglichen Rückbau abzuwarten, hält der Bürgermeister nicht für sinnvoll. Die Gemeinde müsse ihre Aufgaben erfüllen: "Bis das Gesetz greift, ist die Straße schon wieder 20 Jahre alt, wer weiß, wie dann geheizt wird". Zudem gehöre es bei Bauarbeiten zum Standard bei den Versorgern, also auch der Gasversorgung Unterfranken (Gasuf) und dem Stromnetzbetreiber, geplante Veränderungen abzufragen. Der Netzbetreiber hat den gesetzlichen Auftrag, die Versorgungssicherheit für Verbraucher sicherzustellen.

Erst mit einem staatlich genehmigten Netzstilllegungsplan kann er reagieren. Wie der Bürgermeister erläutert, seien die Leitungen im Talweg als Teil eines größeren Netzes auch nicht ohne weiteres stillzulegen und abzubauen. Sicher ist jedoch auch, dass Leitungen, Hausanschlüsse und Verteiler Wartung und Reparaturen benötigen und die Netzentgelte nach oben treiben.

Ein kleines Stück Flexibilität bewahrt sich die Gemeinde: Die Straßenränder werden nicht mit stahlverstärktem Dränbeton ausgeführt, sondern - hochwertig - geschottert. Dies erleichtere, so der Bürgermeister, straßenbauliche Eingriffe. Es dauere meist nicht lang, bis ein Kabel oder eine Leitung eine Ausbesserung benötigt.

 
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