Als Beruf gibt Michael Ehlers „Ausprobierer“ an. Zum Beispiel wählt er einige Farben und Lichtwirkungen von Barockgemälden, trägt sie ganz abstrakt auf Leinwände auf und schaut, was mit einem Raum passiert, wenn diese Bilder an seinen Wänden hängen.
Ab Samstag, 26. Mai, ist das Würzburger Spitäle Ort eines solchen Experiments. Um 19 Uhr eröffnet Ehlers hier „Rauminstallation, Bilder, Objekte“. Dann wird es spannend, wie er die Farbwirkung seiner Gemälde mit der Ausleuchtung seiner Zeltstangen für Mystiker vereinbaren kann und will. Von der Decke hängt dann nämlich eine riesige Raumfigur aus Aluminiumröhren und -draht, die besonders gut aussieht, wenn man das Licht im Raum auf sie allein abstimmt. Doch das schreckt einen professionellen Ausprobierer nicht. Bis Samstag wird sich eine Lösung gezeigt haben.
60 gleich lange Stangen
Man kann nun lange bei der Installation aus 60 gleich langen Stangen verweilen. Schließlich sind in diese Konstruktion saubere Fünfeck-Sterne eingeschrieben, ebenso natürlich Fünfecke, das liegt förmlich auf der Hand, jedenfalls verglichen mit den gigantischen Quadraten, die durch das Innere dieser „Platonischen Figur“ klappen. Auf die Quadrate muss man sich schon länger konzentrieren, um sie zu entdecken. Oder auf die inneren Drahtverspannungen. Die geben dem kosmischen Ding nicht nur inneren Halt. In dessen Mitte schneiden die sich auch noch in Gestalt eines Ikosaeders aus 20 gleichen Dreiecken.
Michael Ehlers sieht in der geometrischen Figur „ein Symbol für die Regelmäßigkeit des Bauplans der Natur“ und begeistert sich dafür, dass man „nur 60 gleich lange Stangen miteinander verbinden muss. Man braucht dazu keinen Zollstock, kein Winkelmaß.“ Vollkommenheit ergibt sich von selbst.
Der Künstler aus Reichenberg, der an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) Architekturstudenten für Kunst im öffentlichen Raum sensibilisiert, erhofft sich vom Schweben des guten Alu-Sterns im Spitäle, „dass die Besucher gern eine Viertelstunde abhängen und zu Gesprächen miteinander angereizt werden“.
„Neue Ideen für die Menschheit“
Das gefiel ihm an der vorigen Ausstellung am selben Ort, dass sie als offener Salon und Begegnungsstätte angelegt war. Der Schöpfer der Luftschiff-Skulptur auf der Landesgartenschau betrachtet als sein „eigentliches Thema die Halbwertzeit von Utopien“. Entsprechend gut gefiele es ihm, wenn in seiner Innenstadt-Ausstellung „neue Ideen für die Menschheit“ besprochen würden. Wünsche, auch Wünsche, die sich leichter erfüllen lassen als beispielsweise ein Weltfrieden, sollen Gäste auf Zettel notieren und an den Aluminiumkörper hängen: „Der dreht sich dann langsam im Licht wie eine religionsfreie Gebetsmühle.“
Bei der Eröffnung kann man den Künstler als Pianisten erleben. Mit Ralph Stövesandt (Singende Säge) intoniert er Sphärenklänge. Die Ausstellung hängt bis 17. Juni.