So kann es gehen, wenn man den Kopf für die Gemeinde hinhält. Ruckzuck steckt er, wie der von Giebelstadts Bürgermeister Helmut Krämer, in der Halsgeige. Die Narren der Dachdorfer Karnevalsgesellschaft übernahmen das Regiment - nach vielen Jahren wieder mit einem Sturm aufs Rathaus. Dabei erhielten sie prominente Unterstützung - unter anderem vom Bauernrebellen Florian Geyer.
Der Bürgermeister hatte sich im Rathaus verschanzt. Mit Piken versuchten seine Gemeinderäte, die Stellung zu halten. Die Dachdorfer KG erhielt Unterstützung von Karnevalisten aus Ochsenfurt, Winterhausen, Goßmannsdorf, der Zellerau und Grombühl sowie von einer Abordnung der Florian-Geyer-Festspielgemeinschaft, die sich zunächst nicht einig war, auf welche Seite sie sich schlagen sollte.
Diese Unsicherheit nutzte Bürgermeister Krämer für einen verbalen Befreiungsschlag, indem er damit drohte, den Geyern die Zuschüsse zu streichen. Die ließen sich aber am Ende nicht beirren und versammelten sich hinter der Anführerin des Aufruhrs, Sitzungspräsidentin Sandra Hermentin, die mit ihrem wortgewaltigen Angriff den Ratsherrn den Schneid abkaufte. Kommunale Verkehrskontrollen, mit denen den Giebelstadtern das Geld aus der Tasche gezogen wird und eine Glasfront an der neuen Sporthalle, damit man den Damen bei der Gymnastik zusehen kann, das sei zu viel, meinte sie und rief zum Sturm.
Ein kurzes Handgemenge endete, wie es enden musste. Der Bürgermeister übergab den Schlüssel an Prinz Marco, öffnete die große Kassentruhe, in der eine kleine und noch eine kleinere zum Vorschein kamen. Statt des Gemeindeschatzes enthielt die nur süße, weiße Mäuse für die Jüngsten unter den Rathausstürmern. Zur Strafe für die List legte des Geyers Haufen dem Schultheiß die Halsgeige um und führte ihn zum Spott vors grölende Volk.
Eine warme Suppe vereinte Freund und Feind wenig später einträchtig im Kartoffelkeller. Dort hatten kurz zuvor Prinzessin Susanne I. und Prinz Marco I. die Regentschaft übers närrische Volk übernommen. Bis zum Aschermittwoch führen Susanne und Marco Dusolt die Dachdorfer KG an. Unterstützt werden sie dabei vom Kinderprinzenpaar Leonie und Janis Steinhöfer.
Sitzungspräsidentin Sandra Hermentin hatte sich zuvor noch vergeblich bemüht, Josef "Joster" Deppisch, zur Übernahme des Zepters zu überreden. Der vertagte seine Entscheidung aufs nächste Jahr, durfte aber den Sessionsorden des Fränkischen Fastnachtsverbands (FVF) entgegen nehmen.