Am Freitag läuteten gegen 17 Uhr die Glocken in Randersacker. Sie verkündeten: „Unsere Klara ist Weinkönigin.“ Das Läuten hatte Domkapitular Clemens Bieber veranlasst, quasi Aushilfspfarrer im pfarrerlosen Ort. Dafür, dass die Botschaft auch nachzulesen war, sorgten die örtlichen Winzer mit Bannern am Ortseingang: „Heimatort von Klara Zehnder, Weinkönigin 2018/2019“.
Eintrag ins Goldene Buch
Viel Jubel und Trubel und ein Salut der Böllerschützen gab es am Samstagnachmittag auf dem Rathausplatz. Delegationen der örtlichen Vereine, hunderte Fans, Freunde und Nachbarn waren zum offiziellen Heimatempfang der neuen fränkischen Weinkönigin gekommen - sowie drei ihrer fünf Konkurrentinnen und Vorgängerin Silena Werner. Alle schlossen sich nach dem Eintrag ins Goldene Buch dem langen Festzug zur Schulturnhalle an.
„Wenn's läfft, dann läfft‘s“
„Wenn's läfft, dann läfft‘s“ kommentierte Andreas Oehm, Vizepräsident des Weinbauverbandes, den Sieg der Randersackerer Kandidatin wenige Tage nach der Auszeichnung zum Genussort in Bayern. „100 Genussorte – aber wir sind der einzig königliche“, setzte Bürgermeister Michael Sedelmayer einen drauf. „Es ist eine Ehre für uns. Wir sind stolz – sie ist aber auch so ein nettes Mädel“ – freuten sich zahlreiche Bürger. Nicht abgeneigt, den Vorschlag eines Weinliebhabers aufzugreifen und das Palmsonntagslied umzudichten, schien der Domkapitular: „Singt der Königin Freudenpsalmen ...“
Würzburgs Bürgermeisterin gratuliert
Würzburgs Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake schwärmte vom Glanz, der von Klaras Heimatgemeinde Randersacker auf Würzburg abfalle. „Charmant, schlagfertig und mit einer Menge Fachwissen“ habe sich die 22-Jährige den Sieg verdient. „Die beste Kandidatin hat gewonnen“, lobte MdL Volkmar Halbleib (Ochsenfurt), fraktionsübergreifend im Auftrag seiner Kollegen Kerstin Celina und Manfred Ländner. „Positiv im Mittelpunkt zu stehen nach nicht immer ganz einfachen Zeiten“ sei eine wohltuende Freude für die Marktgemeinde.
Mit dem offiziellen Termin setzte sich fort, was am Abend zuvor begonnen hatte.
Der Fanbus mit Klara trifft ein
Gegen 19.30 Uhr kam der Fanbus mit Klara im Ort an. Er wurde bereits erwartet: Die letzten Meter zur spontanen Party im Vereinszimmer der Sportanlage am Sonnenstuhl legte die 63. fränkische Weinkönigin, die vierte aus Randersacker, im Geleit der Floriansjünger zurück. Mit Tatütata, Blaulicht und einer Ehrenrunde durchs Dorf. Im langen Menschenspalier, das Klara empfing, standen auch Christel Henneberger, fränkische Weinkönigin 1972/72, und Andrea Schröder (vormals Hütten), Kronenträgerin 1992/93.
In weißen Turnschuhen
Nach vielen Umarmungen, Küsschen und Händeschütteln versammelten sich rund 200 Menschen zur After-Show-Party. „Endlich was zu essen“, rief die Weinkönigin freudestrahlend aus, die mittlerweile zum blauen Gewinnerkleid weiße Turnschuhe trug. Bevor sie das üppige Überraschungsbüffet eröffnete, verriet sie ihren Fans noch ein Geheimnis: „Ihr habt großen Anteil am Sieg. Als ich mein mitgebrachtes Selfie vorstellen sollte, war mein Kopf plötzlich leer, alles war weg. Glücklicherweise habt ihr genau da lautstark Beifall geklatscht und ich hatte Zeit, mich wieder zu fangen.“
Gegen drei Uhr, erzählt sie am nächsten Tag, sei sie ins Bett gekommen. Um sechs klingelte der Wecker. Weitere Interviews und Drehtermine standen an - und immer wieder die Frage: „Was haben Sie gefühlt, als der Sieg feststand?“ „Nichts“, gibt sie zu. „Erst haben alle im Saal geschrien, dann ging das Blitzlichtgewitter los, dann weinte ich.“ Die Anspannung fiel ab und alles war zu viel, um es zu fassen.
Eindrücklich schildert sie, wie sie kurz davor war, alles hinzuschmeißen. Aber im Schlussspurt verzichtete sie aufs Pauken, wurde locker, fand zu sich. Genau das rät ihre Vorgängerin Silena Werner: „Genieße jeden Termin. Die Zeit vergeht wie im Flug. Deshalb mach‘ dein Ding, lebe das Jahr, so wie Du es leben willst.“
Bernhard König, Vorsitzender des örtlichen Weinbauvereines, hatte von ihr und einem bunten Zug durch den Ort geträumt. Sein Traum, Klaras größter Wunsch, wurde Wahrheit. Klara muss sich aber wohl erst mal tüchtig zwicken, um zu begreifen, dass all die freudigen Worte der Festredner, all die Gesten und Gaben ihr galten – und ebenso real waren und sind wie die neue Krone auf ihrem Kopf.