
Die Erdhügel an der Autobahnanschlussstelle Randersacker kommen wieder weg, so die landläufige Meinung. Dass dem nicht so ist, versetzte jüngst selbst den Randersackerer Marktgemeinderat in Erstaunen. "Zur Zwischenlagerung, so war immer die Rede gewesen", erinnert beispielsweise Marktgemeinderat Jürgen Hart (UWG). Die Recherche von Bürgermeister Michael Sedelmayer bei der Autobahn GmbH in Würzburg – früher Autobahndirektion Nordbayern - wann mit dem Abbau der Erdhügel zu rechnen sei, brachte allerdings Ernüchterung.
Verwiesen wurde auf den Planfeststellungsbeschluss zum Autobahnausbau vom Dezember 2009. Den (Erd-)Massenüberschuss betreffend ist dort festgelegt: "Schließlich werden die verbleibenden Massen im Bereich der Rampen der Anschlussstelle Würzburg/Randersacker dauerhaft abgelagert." Sedelmayer, der seit Mai 2017 Bürgermeister ist: "Wie das damals gelesen wurde, dazu kann ich nichts sagen".
"Das überschüssige Material wird an der angrenzenden Anschlussstelle zwischengelagert"
Es war ein monatelanges, staubiges Schauspiel, als Lastwagen um Lastwagen ununterbrochen tagtäglich Erdaushub vom Autobahnausbau anfuhren und teils Schlange standen, um ihre Fracht an der Anschlussstelle Randersacker abzuladen. Insbesondere vom Bau des Katzenbergtunnels in eine um zwölf Meter abgesenkte Troglage stammen die tausende Kubikmeter Erdmassen, die jetzt auf Randersackerer Gemarkung auf Halde liegen.

Angesichts der beachtlichen Ausmaße, auf die die Erdhügel anwuchsen, hatte diese Redaktion im Juli 2019 in der Rubrik "Nachgefragt …?" die Autobahndirektion Nordbayern dazu wie folgt wiedergegeben: "Das überschüssige Material wird an der angrenzenden Anschlussstelle zwischengelagert. Nach Abschluss der Baumaßnahmen am Katzenbergtunnel wird es zur Überschüttung des Tunnels verwendet. Das wird bis ins Jahr 2022 andauern."
Das "Zwischenlager" wird mitnichten aufgelöst, sondern lediglich noch "gefällig modelliert"
Inzwischen ist die Erkenntnis durchgesickert, dass das "Zwischenlager" mitnichten aufgelöst, sondern lediglich noch "gefällig modelliert" wird. Die Meinungen zu den Halden bewegten sich in der Bevölkerung zwischen Verschandelung des ganzen Maintals und willkommenem Lärmschutz, so Sedelmayer. Er interpretiert sie "ganz vereinfacht übersetzt als genehmigte Deponieflächen", die einer gefälligen Geländemodellierung unterzogen werden sollen.
Für den Marktgemeinderat stellt sich dabei die Frage, "was gefällig ist und wer das bestimmt", so Hart. Für Matthias Henneberger (ödp) kommt "alles was deutlich über der Fahrbahnhöhe der A3 liegt", nicht in Frage. Er hatte die Hoffnung gehabt, dass die Bereiche für die Pendlerparkplätze genutzt werden würden. Stattdessen würden die Pläne zur Geländemodellierung nun lediglich zur Information vorgelegt. Es sei von der Autobahn GmbH mitgeteilt worden, so Sedelmayer, "dass sämtliche Anregungen des Marktes eher Wünsche sind und ein tatsächlicher Einfluss nicht vorhanden ist". Gesprächsbereitschaft habe er jedoch herausgehört.
Es wird Kritik am Vorgehen der Autobahn GmbH des Bundes laut
Oliver Menz (SPD) kritisiert das Verfahren generell: "Jeder, der baut, muss seinen Aushub beproben lassen und entsorgen, kann ihn nicht einfach ablagern. Bund und Land dürfen das anscheinend". Wie Sedelmayer in der Bürgerversammlung vergangene Woche berichtete, handele es sich zum anderen "um geogen belasteten Erdaushub der Kategorie Z2". Die Entsorgungskosten wären relativ hoch. Nähere Angaben der Autobahn GmbH, was dies genau bedeutet, lagen bis Redaktionsschluss noch nicht vor.
Eher gelassen sieht Michael Rost (UWG) die Erdhügel: "Es ist nichts hässlicher als der Blick auf die Autobahn. Ich weiß nicht, was so sehr dagegen spricht". Die Entwurfsplanung für die Modellierung der Erdhügel ist inzwischen eingegangen und liegt dem Marktgemeinderat an diesem Mittwoch zur Sitzung vor, Beginn 19 Uhr, Sportanlage Sonnenstuhl.