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Würzburg
Ramelow in Würzburg: Die roten Fahnen wehen nicht 
Beim Wahlkampfauftakt der Linken haben sich die Bezirkstag- und Landtagskandidaten der Partei vorgestellt. Trotz prominenter Unterstützung kam nur wenig Stimmung auf. 
Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, spricht zum Wahlkampfauftakt der Linken in Würzburg auf einer Bühne am Oberen Markt. Foto: Daniel Peter
| Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, spricht zum Wahlkampfauftakt der Linken in Würzburg auf einer Bühne am Oberen Markt. Foto: Daniel Peter
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:42 Uhr

Es ist heiß und die Luft steht. Die Fahnen mit dem Parteilogo der Linken bewegen sich keinen Millimeter. Weder die auf der Bühne am Oberen Markt in Würzburg, noch die der drei Fahnenträger im Publikum. Von Aufbruchsstimmung ist unter den Zuhörern beim Wahlkampfauftakt der Linken am Freitagmittag wenig zu spüren, vielleicht auch wegen der klimatischen Bedingungen. 

Linke-Kandidaten finden scharfe Worte 

Rund 40 Leute sind gekommen, um zu hören, was die Kandidaten der Linken für den Bezirkstag (Doris Dörnhöfer und Viktor Grauberger) und den Landtag (Leander Sukov und Kevin Hansen) zu sagen haben. Und natürlich, um den Hauptredner zu sehen, Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. Die meisten Besucher haben sich nicht direkt vor der mit Wahlplakaten geschmückten Rednerbühne positioniert, sondern stehen,  geschützt von der prallen Sonne, in einem schattigen Streifen entlang der Häuserfassaden. 

Nacheinander stellen sich die Kandidaten kurz vor, sprechen über die Themen, die ihnen am Herzen liegen und darüber, was ihrer Meinung politisch falsch läuft. Gerade letzteres kommt nicht zu kurz. So kritisieren die Redner unter anderem einen Mangel an Pflegestellen, zu wenig bezahlbaren Wohnraum und zu niedrige Renten.

Ihre Wortwahl ist dabei teilweise mehr als deutlich. Der Landtagskandidat für Würzburg Stadt, Leander Sukov, spricht beispielsweise von einer "völligen Zerschlagung des Sozialstaates in Deutschland unter der Regierung Schröder" und  fordert lauthals ein Ende "dieser neoliberalen Scheiße, die dazu führt, dass Leute verarmen". Zustimmende Blicke im Publikum, hier und da auch ein Lachen. Doch große Gesten bleiben seitens der Zuhörer aus. 

"Der Staat muss funktionieren"

Begrüßt von der Bundesabgeordneten Simone Barrientos betritt Ramelow die Bühne und skizziert seine Ideen für die Zukunft Deutschlands. Der 62-Jährige plädiert unter anderem für beitragsfreie Kindertagesstätten und eine moderne Bürgerversicherung."Der Staat muss funktionieren", sagt Ramelow. "Doch dafür brauchen wir Steuern, mit denen wir das bezahlen können."

Wichtig dabei sei, dass auch Großverdiener und Unternehmen wie Amazon ihren Anteil leisten und Arbeitnehmer "nicht die einzigen Steuerzahler in diesem Land sind".  Ein Zuhörer schüttelt mit dem Kopf und sagt im Gehen leise: "Der hält doch nicht mal als Ministerpräsident, was er sagt." 

Millionäre sollen sich Gedanken über Arme machen

Als sich Ramelow für mehr Sozialwohnungen in Bayern ausspricht, wird er von einem Zwischenruf aus dem Publikum unterbrochen: "Der Lafontaine hat doch auch eine große Villa." Auf eine Antwort muss der Störer nicht lange warten. "Das gönne ich ihm", entgegnet Ramelow. "Ich empfinde keinen Neid, aber ich will, dass sich Millionäre Gedanken machen über die Armen." 

Gegen Ende seiner Rede warnt Ramelow davor, einen Sündenbock in Ausländern und Flüchtlingen zu suchen. "Das stört mich aktuell an der politischen Debatte in Bayern", sagt er in Richtung CSU.  "Wer die AfD bekämpfen will, darf nicht versuchen sie im Sprachgebrauch zu überholen, sondern muss die Ängste der Menschen bekämpfen." Dann verabschiedet sich Ramelow von der Bühne, um im Anschluss noch mit Bürgern zu sprechen.  

"Koalition in Bayern!", ruft noch einer der Zuhörer. "Mit wem denn?", fragt ein anderer Mann aus dem Publikum und zuckt mit den Schultern. Keine Antwort. 

 
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Kommentare
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  • B. F.
    Ramelow und der harte Kern der Wahrheit.
    Ramelow hat nur allzu recht, wenn er die schändliche Rolle der CSU unter dem Schöngeist Horsti ins Visier nimmt, denn diese Politik ist schändlich für das Land Bayern. Die Bayern tickten ja schon immer rückwärts gewandt.
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  • M. G.
    Nicht wählbar!
    Genauso wenig wie Merkel samt Würzburger Anhang, Frau Stamm und Oliver Jörg ich traue mir zu Wetten, dass es für die Beiden vorbei ist.. Gott sei dank!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Eigentlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Ramelow auch eine Koalition Linke CDU nicht ausschließt. So war es den Medien in den letzten Tagen zu entnehmen. Damit ist klar, so ernst meint man es nicht mit den Aussagen und Forderungen. Alles Wahlkampf, so wie bei den meisten Parteien. Verändern wird sich nichts.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Der MP-Redakteur sollte noch lernen wie man einen einigermaßen objektiven Bericht schreibt und nicht nur penetrant seine negativen Wertungen ohne inhaltliche Aussagen
    auslassen.
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  • D. S.
    Lieber User "doc80",

    dieser Artikel besitzt Passagen, die einer Reportage entsprechen. Das merkt man daran, dass die Atmosphäre der Veranstaltung beschrieben wird und auch mit mehreren Adjektiven gearbeitet wird. In diesem Fall sind einige subjektive Empfindungen des Autoren unerlässlich.
    Bei einem neutralen Bericht ist dies nicht der Fall, da gebe ich Ihnen recht.

    Jedoch folgt jede Darstellungsform anderen Regeln.

    Freundliche Grüße
    Denise Schiwon

    Team Main-Post Digitale Medien
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  • T. M.
    Gabs eigentlich eine Gegendemonstration?😉
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  • G. S.
    Ein Zwischenrufer ist besser als 1.000 Gegendemonstranten.

    Die Wortwahl, die die Kandidaten absonderten, spricht doch für sich.
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  • D. K.
    Mit vielen dieser Aussagen und Forderungen hat er ja Recht, nur ist diese Partei mit ihren Fundamentalisten, Ewiggestrigen, DDR-Verbrechern und deren Beschützern so leider nicht wählbar.

    Zwei K.O. Kriterien als Beispiel:

    Es gibt viele Gründe zu Amerika mehr Distanz zu halten, nur ist es genauso falsch sich Putin an den Hals zu werfen.

    Anstatt alle Flüchtlinge nach Deutschland einzuladen müssen Fluchtursachen bekämpft werden, durch wirtschaftliche Maßnahmen, durch Druck auf Regierungen und wenn notwendig auch militärisch zur Bekämpfung von Terroristen, die sich eben nicht politisch oder wirtschaftlich unter Druck setzen lassen.
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  • M. G.
    "Nah das ist doch mal ein Wahlkampfauftakt nach Maß, 40 Zuhörer"! "Ich lach mich verreckt"! Die hätte ich alle in den Maulaffenbäck auf ein Schoppen eingeladen und das Reden gelassen!
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