zurück
Würzburg
Raffinierte Verführungskünste
Ursula Düring
 |  aktualisiert: 22.07.2023 05:33 Uhr

Samson will die unter der Knechtschaft der Philister leidenden Hebräer befreien. Er ist ein Gottgeweihter. Dank seiner langen Haare besitzt er übermenschliche Kräfte, gilt als unbesiegbar. Doch dummerweise er hat sich ausgerechnet in Dalila verliebt, eine Priesterin der Gottheit Dagon, die von den Philistern verehrt wird und die ihm übel mitspielt. "Samson et Dalila" ist die einzige der 13 Opern des überaus produktiven französischen Komponisten Camille Saint-Saens, die bis heute gespielt wird. Dem MonteverdiChor Würzburg gelang unter der bewährten Leitung von Matthias Beckert ein konzertantes Highlight.

Ein bestens eingestimmter Chor, vier hochkarätige Solisten und die beeindruckend aufspielende Jenaer Philharmonie (Tanz der Priesterinnen Dragons im ersten, ein furioses "Bacchanal" im dritten Akt) bescheren den Zuhörern in zwei Aufführungen der sicher wegen Hitze und Gewitterstimmung am ersten Abend nicht vollständig ausverkauften Neubaukirche ein umwerfendes Musikerlebnis. Die Melodien der drei Akte, vom Orchester mit Einfühlungsvermögen und Drive zelebriert, zaubern unterschiedlichste Stimmungen. Im ersten und im dritten Akt können sich die gut 60 Sängerinnen und Sänger einmal als Hebräer, dann als Philister überzeugend beweisen.

Raffinierte Verführungsversuche

Der zweite Akt ist zunächst ein Dialog zwischen Dalila und Le Grand-Prêtre, später wird das Publikum Zeuge der raffinierten Verführungsversuche der Dalila, die Samson so lange anmacht, bis er weich wird. Chor und Solisten artikulieren gut verständlich. Sie erzählen die dramatische biblische Geschichte mit so viel Herzblut, dass auch Zuhörer in Unkenntnis der französischen Sprache die Geschehnisse mitverfolgen können.

Als Erste unter Gleichen beeindruckt die Mezzosopranistin Almerija Delic. Sie ist nicht nur wegen ihrer Leidenschaft und wegen ihres Temperaments eine heldenhafte Dalila. Ihre schlank geführte, große Stimme bedient alle Register mit viel Seele, ist innig, hoffend, voller Sehnsucht, voller Verachtung oder schmeichelnd ("Mon Coeur s’ ouvre à ta voix…"). Ihr Gegenpart, der Tenor Eric Reddet, gefällt besonders in lyrischen Passagen. Mit warmem Schmelz in der Stimme kann er Gebet, Demut ("L'âme triste jusqu'a la mort..."), aber auch Wut und Zorn ("Tu permet, ô Dieu d'Israel") in Musik umsetzen.

Jubelnder Applaus

Stefan Stolls Bariton, mit dem er Le Grand-Prêtre gestaltet, ist intensiv, selbstbewußt und stimmlich variabel. Im ersten Akt überzeugt der Bass-Bariton Hanno Müller-Brachmann als Abimélech. Einen Beweis seiner Möglichkeit, auch tiefste Töne klar zum Klingen zu bringen, liefert er nach seinem Rollentod als Le Vieillard Hébreu ("C'est un poison qui consume les os!"). Berechtigter jubelnder Applaus.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Ursula Düring
Baritone
Camille Saint-Saëns
Französische Komponisten
Jenaer Philharmonie
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top