Der strömende Regen kann ihre Stimmung nicht trüben: Unter Applaus fahren die gut 30 Fahrer der „Radtour-pro-Organspende“ am Dienstag vor dem Universitätsklinikum Würzburg (UKW) vor. Gute 80 Kilometer liegen an diesem Tag hinter ihnen. Seit Beginn der Radtour am 22. Juli in Bayreuth sind es fast 300 Kilometer. 620 sollen es insgesamt bis zum Ziel in Frankfurt am Main werden.
Für gesunde Radler mag die Strecke schon eine Herausforderung darstellen, viele Mitglieder der Radtour haben allerdings schon ganz andere Schwierigkeiten bewältigt: Sie sind Empfänger von Spenderorganen.
Werben für Organspende
Seit 2007 organisiert der Verein „TransDia Sport Deutschland“ die jährliche Radtour und bringt so mehrere Anliegen zusammen: „Zum einen ging es darum, Krankenhäusern ein symbolisches Danke auszusprechen, in denen nur die Entnahme der Spenderorgane stattfindet“, erklärt Peter Kreilkamp aus dem Organisationsteam. Denn die Entnahme-Krankenhäuser hätten oft nur mit dem „traurigen“ Teil der Organspende zu tun – dem Tod eines Menschen.
Mit dem Besuch am UKW während der Tour möchte der Verein diesen Krankenhäusern ein Erfolgserlebnis geben. Zum anderen zeige die körperlich anspruchsvolle Radtour laut Kreilkamp, wie leistungsfähig Organempfänger seien und welche Lebensqualität ihnen durch die Spende wiedergegeben werde.
Kreilkamp spricht aus Erfahrung: Er selbst hat eine Spenderniere empfangen und wartet derzeit erneut auf ein Organ. Er ist einer von drei Teilnehmern, der nach mancher Tagesetappe den Abend nicht mit der Gruppe ausklingen lassen kann, sondern in einem örtlichen Krankenhaus zur Dialyse geht. „Als Nierenpatient kann ich zum Glück länger warten. Wer ein neues Herz oder eine neue Lunge braucht, der kann das nicht“, erklärt er. Auch deshalb sei es dem Verein wichtig, das Thema positiv in die Öffentlichkeit zu bringen und für die Organspende zu werben.
In einer Umfrage der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) gaben im vergangenen Jahr 81 Prozent von rund 4000 Befragten an, dem Thema Organspende grundsätzlich positiv gegenüberzustehen. Allerdings gaben nur 58 Prozent an, eine Entscheidung für sich getroffen zu haben – ob nun für oder gegen eine Spende. Nur 27 Prozent der Entschiedenen hatten ihren Beschluss tatsächlich in einem Organspendeausweis dokumentiert. Das deckt sich mit der Wahrnehmung von Dr. Anna Herzog, Leiterin des Transplantationszentrums am UKW: „Viele finden Organspende gut, aber kaum einer wird wirklich aktiv. Es fehlt noch viel Aufklärung.“
Bereitschaft zur Spende gering
Dafür möchte sich auch Friedrich von Loeffelholz einsetzen. Der 62-jährige ehemalige Radsportprofi belegte 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal mit dem deutschen Team Platz vier im Mannschaftszeitfahren und war 1978 deutscher Meister im Straßenrennen der Amateure.
Seit wenigen Tagen befindet er sich in der Uniklinik in Behandlung und wartet auf ein Spenderherz. Obwohl er als „hochdringlich“ gelistet ist, wird er wohl noch einige Zeit auf ein neues Herz warten müssen. Dass die Bereitschaft zur Spende so gering ist, stimmt ihn traurig. Umso dankbarer ist er für die Radler von „TransDia“: „Ich finde es großartig, dass die Gruppe sich heute so viele Stunden durch den Regen gekämpft hat, um hierher zu kommen.“
Auch Dr. Anna Herzog findet, dass die Radtour ein gutes Beispiel dafür sei, wie immens eine Organspende die Lebensqualität der Empfänger verbessere. Deshalb gesellt sie sich nach dem Empfang im UKW mit ihrem Fahrrad zu Kreilkamp und seinen Mitstreitern und begleitet die Gruppe bis zum Nachtlager in Eibelstadt (Lkr. Würzburg).