
Der Würzburger Simon Hillenbrand ist im März letzten Jahres per Rad nach Südostasien aufgebrochen, um ein Kinderheim in den Bergen Thailands zu unterstützen. Nach 16 216 geradelten Kilometern und 19 durchreisten Ländern hat er jetzt sein Ziel erreicht.
Von den Kindern begrüßt
In einem kleinen Dorf am Fuße des höchsten Berges Thailands, befindet sich das Kinderheim der Thai Care/ Rain Tree Foundation. Als Simon Hillenbrand das Ziel seiner elfmonatigen Radreise erreicht, wird er von einer Gruppe Schulkindern empfangen. Die Kinder stammen aus entlegenen Dörfern und wohnen dort im Heim, um zur Schule zu gehen. Hillenbrand hat unterwegs 730 Euro an Spenden gesammelt, die den Kindern den Schulbesuch ermöglichen, so dass sie später ihren Bergdörfern und Familien helfen können.
Viel Gastfreundschaft erlebt
Der gebürtige Rhöner steht mit dieser Redaktion im Kontakt und hat in regelmäßigen Abständen über seine Erlebnisse berichtet. Er hat unterwegs viel Gastfreundschaft erlebt, wurde oft von fremden Menschen zum Essen oder nach Hause eingeladen. Aber auch weniger schöne Erfahrungen waren dabei, der Radler ist mehrmals gestürzt und wurde in China sogar von einem Auto gerammt.
Außerdem ist er an fast jeder Grenze in Südostasien steckengeblieben. Seinen letzten Sturz hatte er bei der Einreise von Laos nach Thailand, auf der „Freedom Bridge“, die die beiden Länder verbindet. Hillenbrand blieb mit dem Fahrrad in den Eisenbahnschienen hängen, ein Problem, das der ehemalige Fahrradkurier schon aus Würzburg kennt.
Der Radler traf in Laos, wo er Weihnachten und Silvester verbrachte, „schon am ersten Tag mehr Rucksackreisende als in China in drei Monaten“. Trotz der offensichtlichen Armut sind ihm vor allem die fröhlichen Kinder in Erinnerung, die in den Dörfern angerannt kamen, ihn grüßten und sich der Reihe nach für „High Five“ aufstellten. Das Nachbarland Thailand erscheint ihm entwickelter und westlicher orientiert, die Infrastruktur sei sehr gut zum Fahrradfahren geeignet. „Während den letzten Tagen vor meiner Ankunft gingen mir noch einmal verschiedene Episoden der Reise durch den Kopf. Alles was ich erlebt hatte, schien schon in weite Ferne gerückt zu sein. Trotzdem war die Ankunft in Chiang Mai für mich nur eine Art Zwischenziel. Richtig erleichtert werde ich erst sein, wenn ich meine Freunde und Familie in Würzburg wiedersehe“, schreibt der Weltenbummler.
Frostbeulen und Kopfschmerzen
Denn trotz der Frostbeulen vor Kälte, der Kopfschmerzen vor Hitze und einer wochenlangen Magenverstimmung, sei nicht die körperliche, sondern die psychische Herausforderung die Größere gewesen: „Hinter mir liegt das wohl härteste Jahr meines Lebens. Manchmal fühlte ich überhaupt nichts. Dann wieder wurde ich überwältigt von allerlei intensiven Gefühlen. Die letzten elf Monate stellten mich mehrmals vor existenzielle Krisen. Es war eine außergewöhnliche Erfahrung“, erzählt der Weltradler. Einerseits machte er interessante Bekanntschaften mit Menschen verschiedenster Kulturen, andererseits erlebte er auch starke Einsamkeit: „Manchmal war ich wochenlang in abgelegenen Gebieten, ohne eine anständige Unterhaltung führen zu können.“ Der Abenteurer habe außerdem gelernt, sich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen, wie eine erfrischende Dusche, die Stille am frühen Morgen, oder eine Brise Wind im Gesicht.
Freundliche und hilfsbereite Menschen
Hillenbrands Motivation für die Fahrradtour ans andere Ende der Welt entstand daraus, dass er zeigen wollte, dass es überall auf der Welt freundliche und hilfsbereite Menschen gibt: „Tatsächlich kann ich behaupten, in den letzten 328 Tagen keine einzige schlechte Erfahrung mit Einheimischen gemacht zu haben. Nirgendwo.“

Simon Hillenbrand wollte außerdem demonstrieren, dass auch Fernreisen auf nachhaltige Art und Weise möglich sind. Entlang seiner Reise stoppte er bei einigen Projekten, die sich für den Umweltschutz engagieren, wie einem Gemeinschaftsgarten in der Türkei, einer Nomadenfamilie in Kirgisistan und einem ökologischen Bildungszentrum in China.
Nachdem der Weltradler sich einige Zeit in der Rain Tree Foundation von den Strapazen der Reise erholt hat, reiste er mit dem Rucksack durch Thailand. Nun macht er sich auf seine einmonatige Rückreise mit dem Zug über Kambodscha, Vietnam, China und Russland nach Deutschland.
Freude auf zuhause
„Die wichtigste Lektion dieser Reise ist für mich, dass ich meine Heimat nun mehr wertschätzen kann. Heimat steht in diesem Sinne für einen Ort der Konstanz und Geborgenheit. Nie zuvor hatte ich Heimweh und niemals hatte ich vor, für längere Zeit an einem Ort zu wohnen, mich sozusagen niederzulassen“, meint der Fahrradfahrer. Aber nun freue er sich darauf, nach Hause zu kommen.
Wer mehr über Hillenbrands Reise erfahren möchte – sein Blog lautet: www.ecovelo.eu
Die Reise in Zahlen
Simon Hillenbrands erlebnisreiche Radtour lässt sich in ungewöhnlichen Zahlen darstellen: • Die meisten an einem Tag gefahrenen Kilometer: 126,90 Kilometer (Usbekistan); • längster Radeltag: 7:08:11 Stunden (Croatia); höchste Durchschnittsgeschwindigkeit bergauf: 23,71 Kilometer/Stunde (Iran); • schnellste Geschwindigkeit bergab: 82,93 Stundenkilometer (Georgia); • die meisten an einem Tag angesammelten Höhenmeter: 2004 Meter (China);
• höchster Punkt der Reise: 3840 Meter (China);
• 16 216 Kilometer in 322 Tagen machen einen Durchschnitt von 50,26 Kilometern pro Tag (inclusive Verschnauftagen) – samt 30 Kilogramm Gepäck festgezurrt am Fahrrad.
• Vom Start bis zum Ziel hat Simon Hillenbrand 3701 Euro ausgegeben – das entspricht einem Durchschnitt von 11,50 Euro pro Tag.