Es ist kein alltägliches Spektakel: Zuerst verausgabt sich die Schwimmerin des Schwimmvereins Würzburg 05 Carmen Dorfner (2. Bundesliga Süd), danach der Geschäftsführer der Landesgartenschau Klaus Heuberger im Swimmingpool mit Gegenschwimmanlage. Im Zelt nebenan sind Läufer auf sieben Laufbändern und drei junge Frauen in Rudermaschinen unterwegs. Alle treiben auf dem Landesgartenschaugelände (LGS) am Hubland Sport für einen guten Zweck. Denn am Freitag hat der "Benefizlauf quer durch Europa" begonnen, der noch bis 22. Juli andauern wird.
Spenden gehen an Kinderhilfe Organtransplantation
"Quer durch Europa von Oslo nach Rom zu laufen, das entspricht einer Wegstrecke von 4676 Kilometern oder circa 109 Marathons", sagt Fitnesstrainer Rainer Griebl, der die Idee für den Lauf hatte und ihn zusammen mit seiner Frau Isabella organisiert. Dazu kommen 51 Kilometer, die Wassersportler von Kopenhagen nach Rostock schwimmen. Die gesamte Strecke führt die Teilnehmer jedoch nicht tatsächlich durch Europa, sondern soll an den Sportgeräten auf der Landesgartenschau in einem Zeitraum von zehn Tagen zurückgelegt werden. Damit will Griebl, der selbst Weltmeister im Kraft-Dreikampf (1989) und "Wetten-Dass..."-Sieger im Kinderkarussell-Heben (1993) ist, den Weltrekord in Sachen virtuelle Benefizläufe erreichen.
Der bald 72-Jährige hat neben zahlreichen Einträgen ins Guinness-Buch der Rekorde - er stemmte Trabis und Kinderkarusselle - selbst eine beachtliche sportliche Karriere hinter sich, ist heute auch Inhaber des Fitness Club SVW 05, Mitglied im Würzburger Sportbeirat und Vizepräsident im Verband Würzburger Sportvereine. Schon bei seinen Rekordaktionen hatte Griebl immer zu Spenden für einen sozialen Zweck aufgerufen - in der Regel für die Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder.
Nun also eine Benefizaktion zur Landesgartenschau: Während das Wasser im Pool in der Nähe der Blumenhallen auf dem LGS-Gelände spritzt und nebenan Bürgermeister Adolf Bauer und die städtische Sozialreferentin Hülya Düber die Laufbänder inspizieren, erläutert Griebl den Zweck des Ganzen: Er sammelt diesmal Spenden für die Kinderhilfe Organtransplantation (KiO, Sitz in Frankfurt), gegründet von "Sportlern für Organspende" und Eltern organtransplantierter oder noch zu transplantierender Kinder. Seine vielfältigen Kontakte führten ihn mit der 36-jährigen Paralympicsiegerin von Rio (2016) im Kugelstoßen Franziska Liebhardt zusammen, die selbst eine Nieren- und Lungentransplantation hinter sich hat.
Sie ist Botschafterin für KiO und soll am 22. Juli einen Scheck über einen fünfstelligen Betrag für KiO entgegennehmen. Gefördert werden mit dem Geld die Familien der kranken Kinder überall da, wo die Krankenkassen nicht einspringen - zum Beispiel, weil nach einem Klinikaufenthalt das Kind zu Hause ein steriles Zimmer braucht und ein neuer Boden hierfür fällig wird oder für Entspannungskurse, um der Familie ein wenig aus dem Stress zu helfen. 30 Sponsoren hat Griebl schon, die jeweils 500 Euro bezahlt haben.
Die Schlusskilometer schwimmt Thomas Lurz
"Ich habe mich schon immer für kranke Kinder engagiert", sagt Griebl. Als Fitnesstrainer hatte er sportliche Größen wie den zwölfmaligen Schwimmweltmeister Thomas Lurz oder den Olympiasieger Thorsten Weidner (Florett Fechten, Barcelona 1992) unter seinen Fittichen. Thomas Lurz wird am Sonntag zwischen 18 und 19 Uhr die Schlusskilometer in der Gegenschwimmanlage auf der LGS übernehmen.