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WÜRZBURG
Putin bittet zur Audienz auf der Bühne
Szene aus „Audienz im Kreml“ (Theater Sommerhaus).
Foto: Theater | Szene aus „Audienz im Kreml“ (Theater Sommerhaus).
kde
 |  aktualisiert: 17.10.2016 03:34 Uhr

„Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.“ Mit diesem Voltaire-Zitat beginnt ein aufwühlender Abend im Theater am Neunerplatz. Das Theater Sommerhaus zeigt dort als Gastspiel „Audienz im Kreml“.

Es ist fast auf den Tag zehn Jahre her, dass die Nachricht von der Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja die internationale Welt erschüttert hat. Ihr Tod gab Anlass zu allerlei Spekulationen – vor allem darüber, inwieweit die Regierung unter Putin involviert war. Auch die Kunst hat sich mit dem Tod der Regimekritikerin auseinandergesetzt – und einen dieser Versuche, das Geschehene zu verstehen, bietet „Audienz im Kreml“. Das Theater Sommerhaus inszeniert das Stück von Daniel Hohmann aus dem Jahre 2008 als szenische Lesung.

Das Bühnenbild: Ein Tisch, ausgeleuchtet in den Farben der russischen Flagge, weiß, blau und rot. Zwei Menschen, die sich gegenübersitzen. An der Wand auf den Vorhang projiziert: Das Bild Anna Politkowskajas. Brigitte Obermeier ist Mascha, eloquente und engagierte Auslandskorrespondentin sowie Freundin der Ermordeten. Heiko Schnierer mimt Wladimir Putin, der seinem Gegenüber stets mit überlegener Ruhe begegnet. Die beiden kennen sich – aus dem Studium, von Besuchen in heruntergekommenen Sushi-Lokalen, aber sie sind sich fremd geworden, vor allem in ihren politischen Positionen.

Es beginnt ein politisches Kammerspiel, in dem die jüngste russische Geschichte beleuchtet wird: Die Tschetschenien-Kriege, das Drama von Beslan – immer wieder unterbrochen von teils erschütternden Original-Zitaten Anna Politkowskajas aus dem Off. Dazu Maschas Frage: Was hatte Putin mit alledem zu tun? Der wiederum weicht aus: „Die wichtigste Aufgabe des Journalisten ist es, die richtigen Fragen zu stellen.“ Mascha stellt Fragen, nach dem „Putinschen Pentagramm“, nach seinem Ego und seinen Beweggründen. Der will selbstredend nur „Stabilität“ im gebeutelten Russland. Aber was ist dieses Russland eigentlich?

Viele Fragen, viele Antworten, viele eindrückliche Worte sind es, die in den rund 75 Minuten dieser Aufführung gesprochen werden. Eine anstrengende, aber für politisch interessierte Menschen durchaus aufwühlende Vorstellung – und angesichts der Ereignisse in Aleppo und Putins jüngsten Äußerungen umso aktueller als Psychogramm dieses Mannes. Und so gab es bei der Premiere dann auch viel Beifall für die herausragende Leistung der Darsteller in diesem schwierigen Stück.

Die nächsten Aufführungstermine: 19., 26., 30. Oktober und 9. November, jeweils um 20 Uhr im Theater am Neunerplatz sowie am 1., 2. und 13. November jeweils 20 Uhr im Rathaus in Sommerhausen.

 
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