Margarete Lochner hat einen ausgesprochenen Sinn für Situationskomik. Kleine Missverständnisse, ein lustiger Versprecher – das erheitert die 64-Jährige. Diesen Sinn für das unerwartet Komische im Alltag lässt sich die Würzburger Sozialpädagogin auch nicht von ihrer Krankheit nehmen: Margarete Lochner hat Krebs. Schon zum zweiten Mal. Was für sie nicht leicht zu verkraften ist. In der Psychosozialen Krebsberatungsstelle in Würzburg tankt sie regelmäßig Lebensmut.
Wie kann man nach der Diagnose eue Orientierung im Leben finden?
Vor 16 Jahren wurde Margarete Lochner zum ersten Mal damit konfrontiert, dass in ihrem Körper Ungutes vor sich geht. Bei einer Mammographie entdeckten die Ärzte Mikroverkalkungen in der rechten Brust. Das war zwar „nur“ eine Krebsvorstufe: „Man riet mir in der Klinik dennoch, die Brust entfernen zu lassen.“ Lochner beriet sich mit Ärzten und Bekannten. Schließlich entschied sie, sich operieren zu lassen: „Ich wollte auf Nummer sicher gehen.“
Ein Vierteljahr war die Dozentin an der Würzburger Fachakademie St. Hildegard außer Gefecht gesetzt. Was damals in ihrem Leben passiert war, beschreibt sie im Rückblick als „Erdbeben“. Um wieder zurück zur alten Ordnung zu finden, suchte sie die Psychosoziale Krebsberatungsstelle auf. Die Gespräche halfen ihr, sich neu zu orientieren.
Die Beratungsstelle hilft Patienten, mit ihren Ängsten umzugehen.
Mehrere Jahre führte Margarete Lochner ein relativ normales Leben. Sie schaffte es, mit der Brustprothese klarzukommen. Regelmäßig ließ sie sich untersuchen, um ein Rezidiv rechtzeitig zu erkennen. Vor genau zehn Jahren bekam sie abermals die Diagnose „Krebs“. Diesmal waren die Eierstöcke betroffen. Das, womit sie nun konfrontiert war, war wesentlich heftiger als 2001. Lochner musste sich Chemotherapien unterziehen. Mit allen unangenehmen Konsequenzen. Vor eineinhalb Jahren dann wurde ein Rezidiv entdeckt. Neuerlich begannen die Behandlungen.
Margarete Lochner ist ein Mensch, der keine Angst davor hat, sich Hilfe zu holen. Deshalb nahm sie auch an einer Gruppe für Krebspatienten teil. Heute sucht sie alle vier bis sechs Wochen die Würzburger Beratungsstelle der Bayerischen Krebsgesellschaft für Einzelgespräche auf. Mit den Beraterinnen Marianne Schmitt und Evelyn Flohr-Schmitt bespricht sie, was gerade ansteht. In Kürze muss sie zum Beispiel neuerlich ins CT. Was, wenn die Ärzte wieder etwas entdecken? Auch auf ihre Krankenhausaufenthalte bereitet sie sich im Gespräch mit den Psychoonkologinnen vor.
Wer mit der Krankheit leben will, muss Gewohnheiten hinterfragen.
Durch die Einzelberatungen, das Gruppenangebot und Veranstaltungen hat Margarete Lochner gelernt, wie sie gut mit ihrer Krankheit umgehen kann. Das bedeutete auch, Lebensgewohnheiten zu hinterfragen. Margarete Lochner muss heute mit ihrer Energie haushalten. Ihre Lebenszeit ist für sie zum kostbaren Gut geworden. Auch im privaten Umfeld nahm sie Veränderungen vor: „Ich treffe mich nur noch mit Menschen, mit denen ich auch lachen kann.“
Die Lebensqualität von Krebskranken zu verbessern, darauf zielen im Kern alle Angebote der Krebsberatungsstelle ab, erläutert Evelyn Flohr-Schmitt. Entscheidend dafür ist, die Angst in den Griff zu bekommen. Angst ist ein Gefühl, von dem alle Krebspatienten heimgesucht werden. Da ist die Angst vor der nächsten Chemotherapie. Die Angst, Fähigkeiten zu verlieren. Und nicht zuletzt die Angst, zu sterben. „Auch mich überfällt die Angst mitunter panikartig“, gibt Margarete Lochner zu.
Doch es ist möglich, der Angst ein Schnippchen zu schlagen. Eine simple Atemtechnik kann dabei helfen. „Dabei atmet man ein und zählt bis drei, beim Ausatmen wird bis sechs gezählt“, so Evelyn Flohr-Schmitt. Diese Übung lernen die Ratsuchenden bei ihr sowohl im Einzelgespräch als auch in Gemeinschaftsangeboten wie der Entspannungsgruppe. Margarete Lochner übt die Atemtechnik jeden Morgen, „damit ich sie dann, wenn ich sie brauche, parat habe.“
Mut machen ihr auch Menschen, die es geschafft haben, sich von der Krebserkrankung nicht unterkriegen zu lassen. Solche Menschen lernte sie in der Krebsberatungsstelle kennen. Besonders eindrucksvoll findet sie Andrea Länger, die inzwischen ein zweites Buch über ihre Krankheit verfasst hat. In Kürze wird sie zur Lesung in die Beratungsstelle kommen. Margarete Lochner wird es sich nicht entgehen lassen, sie zu treffen.
Eine Betroffene berichtet
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