Die Fasenachter der Maidbronner Faschingsgilde (MFG) haben das Feiern nicht verlernt. "Ihr wart ein überragendes, ein sehr geiles Publikum", lobte am Ende der Prunksitzung Sitzungspräsident Volker Hart die Zuschauer, selber noch verschwitzt von seinem Auftritt im Männerballett. Klatschend, schunkelnd, applaudierend hatten die etwa 170 Gäste in der voll besetzten Mehrzweckhalle zuvor gezeigt, dass es nach drei Jahren Corona-Zwangspause eines Lobs nicht bedurfte. Auch das Publikum hat nicht vergessen, was die Akteure brauchen, um richtig Gas zu geben. Beide Prunksitzung waren ausverkauft.
Schon in der ersten Hälfte des Abends gab Anton von Tirol den Takt an
Schon in der ersten Hälfte des Abends gab Anton aus Tirol den Takt an, als er nach gewagtem Sprung von der Bühne auf den Mitteltisch inmitten des Publikums den bayerischen Kraftmeier gab. Anschließend lockten Tänzerinnen der Elferratsgarde das Publikum ihrerseits auf die Bühne, wo sie gemeinsam zu Partyhits wie "Layla" bunt gemischt tanzten und sangen. Die bestens aufgelegten und vorbereiteten Tanzgruppen – vom Jüngsten mit nur drei Jahren bis zu den erfahrenen Tänzerinnen und neuem Tanzmariechen - boten ein turbulentes Programm. Langeweile kam bei dem fünfstündigen Programm zu keinem Moment auf.
Die MFG verzichtet schon seit Jahren auf teure Auftritte namhafter Interpreten
Auch die Sketche passten: Die MFG verzichtet schon seit Jahren auf teure Auftritte namhafter Interpreten mit Ausnahme von Stammgast Michael Bechold, für den die Maidbronner Mehrzweckhalle inzwischen ein Art Wohnzimmer ist, wie er selber feststellte, und setzt stattdessen auf Fantasie und Witz aus eigenen Reihen. Herausragend die Traumberufe. Dabei imitierten sieben Akteure dicht in einer Reihe stehend typische Bewegungen eines Berufs. Beginnend mit einem Polizisten wuchs diese immer weiter an. Spannend wurde es, als sich am Ende ein Boxer einreihte und seine weit ausladenden Bewegungen mit "Linke Faust, rechte Faust, Zähne raus!" ankündigte.
Hochkarätig war das Gastgeschenk des AKV aus Arnstein
Als Rentner mit schwarz-rot-goldenen Hosenträgern trat Ralf Dernbach auf. Nach der Zwangspause vorgeblich politisch korrekt geläutert, kündigte er an, zukünftig auf geschmacklose Witze über benachteiligte Gruppen verzichten zu wollen, um sich anschließend der Frage zu widmen, was ein zu fest gedrückter Seifenspender auf dem Hosenlatz so alles anrichten kann und wie diese Abweichung von der Norm im fränkischen Wirtshaus geradezu unvermeidlich die Blicke und besorgte Kommentare auf sich zieht. Auch drei halbnackerte Frauen traten auf. Die Schauspielerinnen der Laienspielgruppe Rimpar gaben einen intimen Einblick in die Lästereien in einer Damen-Sauna. Hochkarätig das Gastgeschenk des AKV aus Arnstein: Die Elferratsgarde zeigte einen Gardentanz, wie er in seinem hohen Niveau nur selten zu sehen ist.
Unmittelbar vor der Sitzung wirkte der Sitzungspräsident dennoch angespannt. "Das Lampenfieber wird man wohl nie ganz los", sagte er. Einen anderen Punkt hatte er nicht zu verantworten. Noch kurz vor der Sitzung war die Stromversorgung mehrfach in die Knie gegangen. Die in den 1980er Jahren zur Halle verlegte Leitung reicht nicht aus, um die Faschingssitzung und die leistungsstarken Backöfen der ebenfalls in der Halle untergebrachten Pizzeria gleichzeitig sicher mit Strom zu versorgen. Statt sich auf Gemeinde oder Stromversorger zu verlassen, waren die Fasenachter auf Nummer sicher gegangen: ein 20 kW-Notstromaggregat aus den Beständen der Nationalen Volksarmee der DDR (NVA) stand für alle Fälle bereit.