Kann Erpressung lustfördernd sein - für die Opfer? Nach einer Antwort auf die bizarr klingende Frage sucht der Würzburger Amtsrichter Thomas Behl ab 15. November im Prozess gegen eine Sex-Arbeiterin aus dem Landkreis Würzburg. Die bot spezielle Liebesdienste an: Als sogenannte Finanz-Domina bediente sie das Bedürfnis ihrer Kunden nach Demütigung - durch Erpressung.
Im Fall der Angeklagten sah das so aus: Die Frau erhielt in einer Art Rollenspiel zunächst freiwillig Informationen oder Bilder von ihren Kunden, die diesen peinlich waren. Dann drohte sie damit, das
kompromittierende Material an die Familie oder den Arbeitgeber zu schicken - sollte sie für ihr Schweigen nicht immer wieder bezahlt werden. Einem Kunden soll das schließlich zu teuer geworden sein, sodass er sich verzweifelt an die Polizei wandte.
Kontakt vor allem über das Telefon und Internet
Manche Kunden würden darum "betteln", erpresst zu werden, erklärt eine Sprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen (BESD) das relativ neue Geschäftsmodell. "Die Kunden geben private Informationen heraus. Die Domina verlangt dann Geld dafür, diese für sich zu behalten." Den Kontakt mit ihren Klienten nahm die Würzburger Angeklagte meist über das Telefon oder Internet auf, zu einem Treffen kam es oft gar nicht.
Für diesen speziellen"Kick" zahlen manche Kunden kleine monatliche Beträge, andere einen beträchtlichen Teil ihres Gehalts - was sie im Alltag zu Einschränkungen zwingt. Lange blieb das Geschäft der Würzburger Angeklagten diskret - bis auch sie die Drohung mit der Indiskretion übertrieben haben soll. Die stetigen Geldforderungen brachten dann das Fass zum Überlaufen.
Der Prozess am Amtsgericht Würzburg beginnt am Montag um 8.30 Uhr.