Ein kleines Zeltlager, zahlreiche Redebeiträge und Informationen über die Situation von geflüchteten Menschen an den europäischen Außengrenzen: Mit einem Protestcamp auf dem Unteren Markt hat sich ein Bündnis der Organisationen Seebrücke Würzburg, Mehr als 16a und Fridays for Future an diesem Wochenende an der bundesweiten Aktion der Initiative "EvacEUate", die eine sofortige Evakuierung der Flüchtlingslager in Griechenland und Bosnien fordert, beteiligt.
In den Lagern in Moria und Bihac "werden Geflüchtete unter menschenverachtenden Bedingungen ohne ausreichenden Zugang zu Nahrung, sanitären Anlagen und medizinischer Versorgung und ohne die realistische Möglichkeit von Kontakt zur Außenwelt gefangen gehalten", betonte Eva Gräber als Sprecherin der Seebrücke beim Start des Camps am Samstag. Bis Sonntagabend wollten die Aktivistinnen und Aktivisten auf dem Marktplatz bleiben und in zahlreichen Redebeiträgen und Vorträgen den Menschen in den Flüchtlingslagern eine Stimme geben.
Zustände in Flüchtlingslagern seien politisches Kalkül
Sie wollen auch die Nacht in den Zelten verbringen. Im Auflagenbescheid der Stadt sind bis zu 50 Personen und zehn Zelte zugelassen, in einem Zelt dürfen sich aufgrund der aktuellen Corona-Kontaktbeschränkungen nur Personen aus einem Hausstand aufhalten.
Die Teilnehmer kritisieren die Zustände in den Flüchtlingslagern als politisches Kalkül: Um Menschen von der Flucht nach Europa abzuhalten, nehme die EU "das Leid in den überfüllten Lagern in Kauf und tritt die Menschenrechte mit Füßen", betonte Gräber. Zu den Forderungen der drei Gruppen gehören eine menschenwürdige Unterbringung und eine sichere Bleibeperspektive für Geflüchtete sowie ein Ende der Kriminalisierung von Seenotrettern.
An diesen 931 Zeichen ist so viel falsch, dass dringend eine Ergänzung fällig ist:
„Qu'ils mangent de la brioche.“
Wenn sie kein Brot haben, …
„So sollen sie Kuchen essen.“
Ob Maria Antonia von Österreich, verheiratet mit Louis XVI und besser bekannt als Marie-Antoinette, Königin von Frankreich, diesen Satz tatsächlich gesagt hat, ist ohne Belang.
Das wegen Missernten hungrige Volk bettelte um Brot – und begann, gegen die maßlosen Abgaben an den Adel zu protestieren.
Die Mächtigen in Versailles haben sich darüber in obszöner Arroganz lustig gemacht.
Marie-Antoinette beendete ihr luxuriöses Leben im Oktober 1793 auf der Guillotine.
Wer heute Kriegsflüchtlinge als Wirtschaftsmigranten verspottet, tut das in der Annahme, für alle Zeit das bessere Ende für sich zu behalten.
Welch peinliche Hybris.
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Jede Zeit hat ihre Irrtümer.
Aber nicht alle Irrtümer sind so fadenscheinig und so fatal, wie die Annahme der Mächtigen, sie könnten das Unglück der Ohnmächtigen ignorieren.
Mit dieser Absurdität soll nur von der eigenen Bequemlichkeit abgelenkt und die im Namen der Menschlichkeit dringend gebotene Nothilfe für unmöglich erklärt werden.
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Es sind unsere Waffenlieferungen und es sind unsere Ölmilliarden, mit denen Kriege geführt werden.
Es ist die von uns verursachte Klimaerhitzung, die Millionen von Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt und zur Flucht zwingt.
Es ist die von uns dominierte, asymmetrische Weltwirtschaftsordnung, die unseren Reichtum ermöglicht, indem andere Staaten ausgebeutet und in den Ruin getrieben werden.
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Wie Marie-Antoinette ihre Arroganz genau zum Ausdruck gebracht hat, ist ohne Belang.
Die von Rousseau gewählte Formulierung trifft jedoch den Kern der Sache:
Die Königin hatte keine Ahnung, in welchem Elend ein großer Teil der Menschen unter ihrer Verantwortung darben musste.
Und sie hatte kein Interesse zu verstehen, wie groß ihr eigenes Verschulden an deren Elend ist.
... und viele andere, deren "Heimatstaat" längst von Krieg und Gewaltherrschaft zerstört ist,
gibt es keine Heimat mehr.
Die Region in der sie aufgewachsen sind und einst gelebt haben, ist nur noch "Heimat" für militärisch-räuberisch agierende Banden und diverse Geheimdienste, die für demonstrative Brutalität bezahlt werden.
"Bringt sie in ihre Heimat zurück." bedeutet für sie: "Vergesst die AEMR!"
https://unric.org/de/allgemeine-erklaerung-menschenrechte/
Art. 1
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.
Art. 2
Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.
Für viele von ihnen ist der Satz "Bringt sie in ihre Heimat zurück." gleichbedeutend mit
"Bringt sie um."