
Es ist ein außergewöhnliches Gebäude, mit einer außergewöhnlichen Geschichte: das frühere Rimparer Rathaus an der Niederhoferstraße. Gebaut 1601, im Stil der Renaissance. Seinem Bauherren, Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, diente es als Gartenhaus. Später wuchsen hier die drei Lehmann-Brüder auf, die später in den Vereinigten Staaten die in der Finanzkrise von 2008 berüchtigt gewordene Investment-Bank Lehman gründeten.
In zwei Jahren könnten Arztpraxis und Apotheke ausziehen
Genutzt wird das langgezogene Gebäude derzeit von mehreren Mietern. Mit dem Neubau eines Ärztehauses soll es schon bald zum Teil leer stehen. Der Bauausschusses des Rimparer Marktgemeinderates war nun vor Ort, um sich einen Eindruck vom früheren Rathaus zu verschaffen.

"Wir sind dabei einen Notartermin zu finden", erklärte der Bürgermeister Bernhard Weidner, der den Neubau eines Ärztehauses mit einem privaten Investor umsetzen möchte. Die Bauarbeiten könnten rasch vor sich gehen. Es ist geplant, mit Hilfe von Fertigmodulen zu arbeiten. In nur etwa zwei Jahren könnte es soweit sein, dass Apotheke und Arztpraxis als wichtigste Mieter in den Neubau umziehen. Überlegungen, was mit dem prominenten Bauwerk in der Ortsmitte geschehen könnte, gibt es schon länger: Der Einzug einer Bücherei und der Neubau eines Bistros könnten den Partnerschaftsplatz beleben und das gesamte Ortszentrum aufwerten.
Elektrik aus einer vergangenen Zeit
Die Sanierung des Altbaus birgt aber einige Herausforderungen: Bei der Besichtigung war leicht an den feuchten Flecken am Boden zu erkennen, dass der Gewölbekeller unter aufsteigender Feuchtigkeit leidet. Die Elektrik arbeitet noch mit Drehsicherungen und stammt aus einer vergangenen Zeit. Es soll zudem Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung geben. Die Zahnarztpraxis, die sich unter dem Dach befindet, verwendet separate Wasserbehälter, um hygienisch arbeiten zu können. Auch ist eine Dämmung nötig, um die Hitzeentwicklung im Sommer in den Griff zu bekommen. "Wir haben hier einen jahrzehntelangen Instandhaltungsstau und der hat es in sich", folgerte der Bürgermeister.

Bei der Sanierung spielen außerdem der Brandschutz und der Denkmalschutz eine wichtige Rolle, erläuterte Fachplaner Professor Jürgen Köberlein. Er sieht das Gebäude insofern "zwiespältig". Bei einer langfristigen Nutzung sei auch eine Neuaufteilung der Räume denkbar. Großer Vorteil ist immerhin, dass es bereits jetzt über das mit Holzhackschnitzel gespeiste Rimparer Fernwärmenetz geheizt wird. Die Gemeinde plant mit Kosten von 1,4 Millionen Euro. Weitere 800.000 Euro sind für das Bistro vorgesehen.
Sanierung in kleinen Etappen oder in einem großen Wurf
Bürgermeister Weidner erläuterte, dass 2026 genauere Planungen erfolgen könnten. 2028 könnte dann der Umbau stattfinden. Bei der Finanzierung setzt er auf die Städtebauförderung, die das historische Gebäude bereits in die Förderkulisse aufgenommen hat. Bei einer öffentlichen Nutzung gibt es 60 Prozent Förderung, bei einer geschäftlichen immerhin noch 40 Prozent der förderfähigen Kosten. Das Vorhaben ist zudem in einem größeren Rahmen zu sehen. Auch für die Marktstraße ist mit dem sogenannten Einbahnring eine umfassende Neugestaltung geplant.

Das Vorhaben Altes Rathaus soll demnächst nochmals im Marktgemeinderat behandelt werden. Es wird vor allem darum gehen, ob der Rat auf kleine Etappen bei der Sanierung setzt oder eine große Lösung in einem Zug befürwortet, wie es sich der Bürgermeister vorstellen kann.
Bistro: Umbau, Neubau oder Abriss denkbar
Auch wie mit dem ebenfalls geplanten Bistro verfahren wird, wird noch zu entscheiden sein. Das wenige Jahrzehnte alte Nebengebäude könnte entweder als Bistro umgenutzt oder komplett abgerissen werden, um einem Bistro-Neubau oder auch nur einer Platzerweiterung zu weichen. Noch immer sind am Altbau die Rundbögen zu sehen, an die die Orangerie der Grumbachs angebaut war. Sie könnten geöffnet werden und so einen besonderen Hingucker bilden.