Seit fast zwei Jahrzehnten ist die "Bürgerstiftung Würzburg und Umgebung" Teil der Würzburger Stadtgesellschaft. Die von der Volksbank Raiffeisenbank Würzburg gegründete Stiftung lobt auch in diesem Jahr wieder Fördermittel für Projekte aus verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens aus. Noch bis zum 29. Februar kann man sich bewerben: fünf Fragen an Bank- und Stiftungsvorstand Joachim Erhard.
Joachim Erhard: Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe, und zwar von Bürgern für Bürger. Über die Stiftung sollen Menschen zusammengebracht werden: diejenigen, die geben können, mit denjenigen, die Unterstützung benötigen. Die Stiftung wurde 2006 gegründet, wir haben damals als Bank auch ein erstes Grundkapital von 500.000 Euro eingelegt. Aber vieles, was wir heute in der Bilanz der Stiftung ausweisen, kommt von den Stiftern und Zustiftern. Wie der Name auch sagt, geht es immer um Förderprojekte in unserer Region, also in Unterfranken. Der Schwerpunkt liegt aber auf Stadt und Landkreis Würzburg.
Erhard: Das Thema Bürgerstiftung ist vor 20 Jahren verstärkt aufgekommen. Wir sind ja seit über 100 Jahren Teil dieser Region. Als Bank sind wir natürlich ein Wirtschaftsbetrieb, aber als Genossenschaft sehen wir auch eine soziale Verantwortung. Diese Verantwortung wollten wir in ein Format geben – das war die Bürgerstiftung.
Erhard: Pro Jahr sind es meist zwischen zehn bis zwölf Projekte, die wir in die Förderung bekommen haben, insgesamt inzwischen rund 180. Wir haben auch eigene Projekte aufgesetzt, so zum Beispiel den Würzburger Bildungsfonds. Damit unterstützen wir Grund- und Mittelschulen. Die Schulen bekommen für ein Schuljahr 5000 Euro. Die Lehrkräfte können selbständig entscheiden, wofür das Geld eingesetzt wird, bezogen auf Einzelfälle. Da gibt es viele Bedarfe, sei es verstärkter Deutschunterricht für Kinder mit Migrationshintergrund oder die Unterstützung bedürftiger Familien bei der Finanzierung der Klassenfahrt.
Erhard: Es gibt einen Förderantrag, der einzureichen ist. Den Link dazu findet man auf unserer Homepage. Dieser Antrag wird Vorstand und Kuratorium zur gemeinsamen Entscheidung vorgelegt. Über die Anträge wird – auch kontrovers – diskutiert, und dann gibt es eine gemeinsame Beschlussfassung, auch über die Höhe der Förderung. Insgesamt stehen pro Jahr 40.000 bis 60.000 Euro zur Ausschüttung bereit.
Erhard: In unserer Satzung ist der Stiftungszweck geregelt, er ist sehr breit gefasst. Auf unserer Homepage kann man sich anhand der in den letzten Jahren durch die Bürgerstiftung unterstützten Projekte selbst ein Bild davon machen, wie vielseitig die geförderten Maßnahmen sind. Da geht es um Bereiche wie Behinderten-, Alten- und Jugendhilfe, aber ebenso um Wissenschaft und Forschung oder um Tierschutz. Diese beispielhafte Aufzählung verdeutlicht, dass unser Stiftungszweck die unterschiedlichsten Lebensphasen und damit auch alle Altersgruppen umfasst. Unser Ziel ist es allerdings nicht, "weiche Kosten" wie Werbung oder Personalkosten zu finanzieren. Wichtig ist, dass uns tatsächlich greifbare und nachhaltige Projekte vorgeschlagen werden.