Dass der dritte Sohn des späteren Königs Ludwigs I. einmal die Geschicke des bayerischen Königreiches bestimmen sollte, erschien 1821 eher unwahrscheinlich: Doch dann ertrank der Erstgeborene, der 1848 als Ludwig II. den Thron bestieg, 1886 unter ungeklärten Umständen im Starnberger See, während der zweite, Otto, der eine Karriere als König von Griechenland hinter sich hatte, wegen einer Geisteskrankheit nicht regierungsfähig war. So musste der damals 65-jährige Luitpold als Prinzregent die Geschicke Bayerns in die Hand nehmen.
Er tat dies mit der ihm eigenen Bescheidenheit, die ihm, als sich der Trubel über den mysteriösen Tod des Märchenkönigs gelegt hatte, bald die Liebe seiner bayerischen Untertanen eintrug. In seinem Wesen einfach und aufrecht wuchs "Poldi'" in die Rolle eines gütigen "Landesvaters" hinein: Er vergnügte sich auf Schlittenfahrten mit einfachen Holzknechten, war ein Freund von Hochgebirgsjagden und blieb den Nöten der Bevölkerung gegenüber offen.
Besonders die Würzburger betrachteten den Prinzregenten als einen Sohn ihrer Stadt, auf den sie stolz waren. Schon als Prinz hatte Luitpold immer wieder Gelegenheit, in Würzburg hohe Gäste zu empfangen: 1845 begrüßte er die englische Königin Victoria, die sich auf der Durchreise nach Kissingen befand; 1897 besuchte Wilhelm II. die Residenz.
Dort konnte Luitpold dem deutschen Kaiser auch den Frankonia-Brunnen zeigen, den ihm die Würzburger 1894 gewidmet hatten. Ein Geschenk, das der aufrechte Prinzregent nicht einfach auf sich beruhen ließ: 1895 revanchierte er sich mit der Errichtung des Kiliansbrunnens vor dem Bahnhof.
Im stolzen Alter von 91 Jahren - davon ein Vierteljahrhundert als Prinzregent - starb Luitpold an jenem ominösen 12. Dezember 1912. Noch im Jahre zuvor, zu seinem 90. Geburtstag hatten die Würzburger ein Festbankett veranstaltet, allerdings noch ohne die berühmte "Prinzregenten-Torte", die ein Münchner Konditor zu diesem Anlass kreiert hatte.
Schon zu Luitpolds 80. Geburtstag war in Würzburg die Idee entstanden, dem gütigen Landesherrn ein Denkmal zu errichten. Eine Bürgerwidmung sollte es sein: 85 000 Mark an Spenden konnten gesammelt werden, während die "Vaterstadt" des Regenten die Kosten für die Fundierung sowie der Feiern zur Grundsteinlegung (12. März 1901) und der Enthüllung (8. Juli 1903) trug.
Von dem ursprünglich geplanten Reiterstandbild nach Münchner Vorbild kam man ab, da den Würzburgern eine "Triumphator" - Pose für den jovialen und leutseligen Prinzregenten unpassend schien. Man entschied sich für ein überlebensgroßes Standbild in einem Halbrund aus Muschelkalksäulen, das in der Nähe des heutigen Hauptbahnhofes aufgestellt werden sollte.
Das architektonische Konzept des repräsentativen Halb-Rondells mit schmiedeeisernen Gittern und prächtigen Bekrönungen stammte vom Konservator des Münchner Nationalmuseums Hans Angermair; den Guss der Statue übernahm die anerkannte Spezialwerkstatt Ferdinand von Millers. Zur feierlichen Enthüllung des Denkmals am Kilianstag 1903 kam Prinz Leopold von Bayern. "Dem edelsten Sohne der Stadt Würzburg zum 80. Geburtstag in Liebe und Treue gewidmet 1901" lautete die Inschrift.
Doch nicht einmal ein halbes Jahrhundert lang konnten sich die Würzburger ihres Denkmals erfreuen: Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Standfigur des Prinzregenten demontiert und eingeschmolzen; eine der Säulen fand Jahrzehnte später für das Felix-Dahn-Denkmal Verwendung. Als kleinen "Ersatz" für das prächtige Denkmal wurde an der Friedensbrücke (ehemals Luitpold-Brücke) eine Büste angebracht.
¤ Weniger Untertanenliebe als politisches Kalkül bestimmte die Aufstellung des Julius-Echter-Denkmals auf der Juliuspromenade. Mehr darüber lesen Sie in der nächsten Folge.